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Was ist Wahrheit?
05 Apr
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Sonntagsgruß: Was ist Wahrheit?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Was ist Wahrheit? Eine Frage, die so philosophisch leicht daher kommt mit diesen drei Wörtern und doch: Spüren Sie die ganze Schwere dieser Frage? Was ist Wahrheit? Eine Frage, die uns in den Geschichten von dem Prozess Jesu begegnet, also die Ereignisse, die vor etwa 2000 Jahre zu Jesu Verurteilung in Jerusalem durch Pontius Pilatus führten und in Jesu Hinrichtung am Kreuz mündeten. Die Frage “Was ist Wahrheit?” stellt Pilatus in dem Bericht im Johannesevangelium (Kapitel 18-19) und ist damit ziemlich sicher keine Frage, die Pilatus selbst gestellt hat – das Johannesevanelium ist das Jüngste der vier Evangelien in unserer Bibel und erzählt die Geschichte Jesu aus der 3.-4. Generation von Christ*innen. Und diese hatten viele Fragen und versuchten darauf Antworten in den Geschichten von Jesus zu finden – also in der Art, wie sie davon erzählten. Das Zwiegespräch von Jesus und Pilatus im Johannesevangelium ist ikonisch, in seiner ganzen philosophischen Tiefe sehr wirkmächtig. Letztlich zielt die Art, wie Johannes erzählt, darauf ab, dem Prozess Jesu so zu erzählen, dass Pilatus und Jesus fast Freunde sind. Ausgerechnet Pilatus, der einzig wirklich historisch vollumfänglich verantwortliche für Jesu Tod, der römische Beamte, Statthalter, der eben nur ein Interesse hatte: Ruhe in der Provinz, nichts, was die Ordnung stört, darf Bestand haben – also schon gar keine sozialrevolutionäre spirituelle Bewegung wie die des Jesus von Nazareth – daher war Pilatus Entscheidung Jesus als Unruhestifter hinzurichten unausweichlich.

Die 3.-4. Generation von Christ*innen stand aber vor einem großen Problem: Im Judentum der Zeit waren die Christ*innen nicht mehr zuhause – sie gehörten nicht mehr dazu. Und für die römische Herrschaft waren die Christ*innen eine jüdische Sekte – prinzipiell gefährlich, zumal gerade auch seit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer im Jahr 70 n.Chr die Jüdinnen*Juden unter strenger Beobachtung der römischen Autoritäten standen. Was tun? Die Christ*innen beginnen ihre Geschichte, die Geschichte von Jesus so zu erzählen, dass es letztlich ein Konflikt vor allem zwischen Jesus dem Messias, dem Christus, Sohn Gottes, und den Menschen in Jerusalem war – Pilatus dagegen eigentlich außen vor, eher der arme Getriebene, der die Tragweite der Situation zumindest erahnt und dann die große Frage stellt: “Was ist Wahrheit?” Scheinbar blieb ihm doch gar nichts anderes mehr übrig.

Also: Was ist dann Wahrheit? In der christlichen Geschichte vom Prozess Jesu wurde dann gerne davon erzählt, dass es ja die Juden waren, die Jesus ans Kreuz genagelt hätten. Mit bitteren Folgen, Folgen, die wir bis heute spüren: Die Judenfeindschaft, der Antisemitismus fraß und frisst sich tief in die Welt – bis heute. Was ist dann Wahrheit? Vielleicht schenkt uns die philosophische Frage von Pilatus ja einen kleinen Wink der Hoffnung. Vielleicht hat ja Johannes im Evangelium mit dieser Frage uns eine Mahnung mitgegeben: Was ist denn die Wahrheit? Etwas, mit dem wir ganz vorsichtig umgehen müssen – nicht, weil es keine Fakten gibt – sondern weil Wahrheit nämlich etwas ganz anderes ist: Wahrheit – darin steckt das Wort währen, etwas das hält, trägt, nicht faktisch. Und was trägt, was währt? Was ist das, was uns durch die Zeit begleiten soll? Menschlichkeit, denn das ist das, was wir von Jesus – und damit letztlich von Gott – Menschlichkeit, auf das jeder Mensch, jedes Gotteskind auf dieser Welt lebt.

In diesem Sinne, suchen wir zusammen die Wahrheit und machen uns auf um gen Karwoche und Ostern zu gehen.

Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tovja Heymann

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04 Apr
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Osternachtsingen mit Taizé

Probe: Mi, 16.4.25 um 20-21.15 Uhr, evangelische Kirche Langenselbold

Wir singen ein- bis dreistimmige Taizé – Gesänge für die

Osternacht am 20. 4. 2025 (Ostersonntag) um  5.30 Uhr.

Bist du dabei?

Anmeldung bei Bezirkskantorin Rike Alpermann-Wolf

Tel: 06184/993867 Email: rike.alpermann-wolf@ekkw.de

 

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03 Apr
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Vortrag: Antisemitismus und Kulturindustrie: Wie antisemitische Erzählungen und Bilder die Kultur prägen und unsere Wahrnehmung beeinflussen Mit Pina Heinen

Antisemitismusvorwürfe gibt es reichlich im Kunst- und Kulturbetrieb. Ob Deutschrap, Zeichentrickserien oder Filme: alte Erzählmuster tauchen immer wieder in neuem Gewand in der Medienlandschaft oder an der Spitze der Streamingcharts auf. Doch wie erkennen wir diese lange Tradition des Antisemitismus in Kulturgütern überhaupt? Und wo liegen ihre Wurzeln?

Im Vortrag geht es um diese Tradition antisemitischer Darstellungen und Erzählungen, und mithilfe von Film- und Musikausschnitten wird gezeigt, wo sich diese verbergen und wie sie unsere Wahrnehmung beeinflussen.

 

Pina Heinen studierte Soziologie, Internationale Studien / Friedens- und Konfliktforschung und Gender Studies an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Antisemitismus, Ethnonationalismus, Männlichkeit und Autoritarismus. Hierzu arbeitet sie als Hilfswissenschaftlerin am Sigmund-Freud-Institut und der Kulturabteilung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main. Sie bietet außerdem Kurse zur Antisemitismusprävention an der Jüdischen Volkshochschule Frankfurt an.

 

Datum & Uhrzeit:

Mittwoch, 14. Mai 2025, um 19:00 Uhr

 

Veranstaltungsort:

Hanau

Der genaue Veranstaltungsort wird nach Anmeldung bekannt gegeben.

 

Für Ihr leibliches Wohl ist gesorgt.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, wir bitten jedoch um eine Anmeldung bis zum 11. Mai 2025 über die Homepage evangelisches forum hanau+ – Kirchenkreis Hanau.

 

Kontakt

Donja Banai

Leitung evangelisches forum hanau+

E-Mail: ev.forum.hanau@ekkw.de

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31 Mrz
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Komm ins Team – Kirchenvorstandswahl 2025

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Wie geht Tauferinnerung?
29 Mrz
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Sonntagsgruß: Wie geht Tauferinnerung?

Liebe Leserinnen und Leser,

Bestimmt haben Sie das auch schon mal gemacht: Sich ein Souvenir mitgebracht von einer Reise, um sich an diesen Ort oder an das, was Sie hier erlebt und gefühlt haben, zu erinnern. Zuhause gibt es dann zwei Möglichkeiten: Entweder Sie finden einen Platz oder eine Verwendung für das gute Stück – oder es gerät immer weiter in den Hintergrund und erfüllt seine Funktion nicht mehr: Sie zu erinnern. Schließlich steckt schon in der Bezeichnung “Souvenir” das französische Wort “erinnern” drin. Und ein Souvenir, das an nichts erinnert, ist eigentlich nur ein Gegenstand.

Ein aus christlicher Sicht ziemliches wichtiges und erinnerungswürdiges Ereignis ist Ihre Taufe (oder etwas genauer: dass Sie getauft sind). Eine Erinnerung daran ist aber oft nicht so einfach – schließlich gilt es etwas in Gedächtnis zu rufen, dass bei vielen von uns ohne eigene Erinnerungen auskommen muss. Ein Tauf-Souvenir hat es also doppelt schwer: Es muss nicht nur dem Verstauben und Verstauen und Ausmisten widerstehen, sondern zusätzlich noch ohne Ihre eigenen Bilder im Kopf funktionieren.

Seit ein paar Jahrzehnten üblich ist es bei einer Taufe eine Taufkerze anzuzünden. Meine Eltern haben so etwas nicht, meine ist einfach nur schlicht und weiß, bei meinen Kindern sind sie liebevoll und individuell verziert. Taufkerzen sind im Vergleich zur Taufe also eine junge Erscheinung – aber eine, die ich ungern missen möchte.

Auch eine Taufkerze kann keine Erinnerungen wecken, die nicht da sind, aber wenn sie z.B. am Geburtstag angezündet wird oder einen prominenten Platz im Zimmer hat, dann wirkt sie als Erinnerung. Da ist es eigentlich ganz ähnlich wie mit der Muschel vom Strand – sie wirkt nur als Erinnerung, wenn sie vorkommt im Alltag.

Und was könnte diese Erinnerung im Alltag Ihnen dann mitteilen? Sicherlich nicht: Es gab damals einen Gottesdienst, da bist auch du nach vorne gebracht worden und hast Wasser über den Kopf bekommen. Sondern eher so etwas wie: “Du bist getauft. Lange bevor deine Erinnerungen einsetzen, lange bevor du selbst angefangen hast Entscheidungen zu treffen, gab es dich schon – als wunderbaren Menschen. Es ist großartig, dass es dich gibt – und so einzigartig wie du bist, bist du gewollt. Du bist Gottes geliebtes Kind – ganz egal, wo dein Weg dich hinführt. Du gehörst zu Jesus Christus – wenn du magst.”

Es braucht keine Taufkerze um sich daran zu erinnern, aber es tut gut, sich das hin und wieder sagen zu lassen. Und dafür gibt es verschiedene Wege. Anstelle einer Kerze könnten Sie Ihren Taufspruch herausfinden und sich fürs Portemonnaie oder die Pinnwand notieren – oft sind Taufsprüche nämlich wirklich schöne Mutmacher. Oder Sie recherchieren mal Ihren Tauftag und tragen sich den in den Kalender ein.

Oder aber: Sie kommen am nächsten Sonntag in die Kirche Niederdorfelden – da wird es um Tauferinnerung gehen, nicht nur in der Theorie, sondern ganz praktisch mit ein paar Tropfen Wasser!

Herzliche Grüße,
Ihre Pfarrer*innen Maraike Heymann und Tovja Heymann

Unsere nächsten Gottesdienste: Sind Sie dabei?
So, 30.3. um 10h Kirche Niederdorfelden
Gottesdienst mit Tauferinnerung
Pfarrerin Dr. Maraike Heymann
Denken Sie an die Zeitumstellung 🙂

So, 30.3. um 11h Feuerwehrgerätehaus Gronau
Andacht zum Erbsensuppenessen bei der Freiwilligen Feuerwehr Gronau

So, 6.4. um 10h Kirche Niederdorfelden
Gottesdienst
Pfarrer*in Tovja Heymann

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Sonntagsgruß: und das Christentum?
22 Mrz
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Sonntagsgruß: und das Christentum?

Liebe Leserinnen und Leser,

Gottes Augen, so heisst es im Psalm des kommenden Sonntags, die sehen auf die Gerechten, die schauen hin und hören das Klagen. Gottes Augen, Gottes Gewissheit, Gottes Gegenwart in dieser Welt. Welch wunderbare Einsicht, welch christlicher Glaube. Gottes Augen sehen auf uns, auf die Christ*innen dieser Welt – wir sind doch Salz und Licht der Welt. Gottes Augen schauen auf die Christen und Christinnen dieser Welt.

Ja, sie schauen sicher. Ich persönlich hadere mit dem Christentum in letzter Zeit. Nicht mit der Bibel oder dem Glauben an Gott, nein. Ich hadere mit dem, wie weltweit das Christentum sich so zeigt, wie es mächtig im Sessel sitzt. Ich meine damit nicht den schwerkranken Papst (gute Genesung an dieser Stelle) – auch wenn es sicher viel zu kritisieren gäbe, doch da möchte ich mich evangelisch heute zurückhalten. Ich meine nämlich im Gegenteil gerade das, was evangelisch, evangelical, lutherisch – lutheran, daher kommt in dieser Zeit. Was mir tagtäglich in den Nachrichten aufgetischt wird, was mir in Socialmedia durch den Feed gespült wird, was mächtig definiert: Das ist das wahre Christentum – Gottes Hand auf uns, Gottes Kraft mit uns, wir zuerst.

Ich sehe die MAGA-Christen, ich sehe deutsche Evangelikale mit ketzerischem Hass, ich höre die Verteidiger des Christentums in den Palästen sitzen und gegen die Farben hetzen, die doch, so denke ich Gott selbst in diese Welt gesetzt hat. Ich sehe Kirchen in unserer Gesellschaft (und damit meine ich nicht kleine Gemeinden –. damit meine ich Organisationen, Strukturen, Prozesse – die wir selbst, die ich auch selbst mit stütze, gestützt habe), die sich träge bis kaum wandeln wo die Welt sich wandelt, wo doch Gottes selbst die Welt mit Gottes steter Schöpfung wandelt. Und das Christentum? Das fliegt entzwei. In die MAGAs, in die Putins und Orbans und Co dieser Welt. Das Christentum, das ist mir fremd geworden. Und ich such nach Gott, nach Christus dieser Tage.

Jeremia, dem großen Propheten Judas, den großen Prediger am Hof und In der Stadt Jerusalem, der hoffte und glaubte an den Wandeln, der schrieb, sprach, dichtete:

Denn sooft ich rede, muss ich schreien; »Frevel und Gewalt!« muss ich rufen. Denn des Herrn Wort ist mir zu Hohn und Spott geworden täglich.

Und Christus? Gottes Kind, das geht hinauf nach Golgatha, ans Kreuz. Die Welt, inmitten von Blüten und Blumen wird schwarz. Was ist das für eine Passionszeit? Was ist das für eine Welt? Was ist Christentum? Vielleicht finden wir Antworten, vielleicht schaut Gott dabei zu. Herzliche Einladung zum Gottesdienst am Sonntag den 23.3.2025 – der letzten Winterkirche im Gemeindehaus Gronau. Und vielleicht spüren Sie Gottes Augenblick auch an dem Ort, wo sie gerade sind. Das wünschen wir Ihnen.

Herzliche Grüße
Ihre
Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tovja Heymann

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