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Sonntagsgruß Glaube?
20 Jan
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Sonntagsgruß: Glaube?

Liebe Leserinnen und Leser,

Es ist eine heisse Zeit, es sind Tage, die aufwühlen, obwohl manche nur lethargisch in der Ecke liegen wollen. Es ist eine Zeit, in der viele Antworten im Raum schwirren, viele Statements herausgehauen werden, viele Worte gewechselt werden. Und mittendrin ist Jesus mit seinen Freund*innen unterwegs, zieht umher und predigt mit seinen Statements, mit seinen Antworten, Fragen und Gleichnissen, die manchmal mehr, manchmal weniger Aufschluss geben. Es ist eine heisse Zeit im besetzen Israel zur Zeit Jesu – Träume von Freiheit, vom Ende der gewaltsamen Besatzung sind laut, genauso wie Geschäftemacher*innen mit der Besatzungsmacht, wie der Wunsch einfach nur den Alltag zu leben ohne, dass das große Weltgeschehen, die große Politik der Welt dazwischen funkt. Und mitten in dieser Situationen da begegnen sich zwei, eine folgenreiche Begegnung von der Matthäus erzählt (Mt 8,5-10):

Ein Hauptmann der römischen Besatzungsmacht kommt zu Jesus und erzählt von dem Leiden einer seiner Diener. Jesus bietet an zu kommen und zu heilen. Jetzt würde das geübte Bibel-Leseauge vielleicht die Geschichte fort erzählen und sagen: Und der Diener ward zur Stunde gesund, als Jesus die Hand auf dessen Kopf legte etc. Aber das passiert hier gar nicht, denn um die Heilung gehts gar nicht: Der Hauptmann, der will gar nicht, dass Jesus kommt. Er meint, dass könne doch Jesus auch von hier erledigen. Jetzt erwarten wir ein Loblied auf den wahren Glauben dieses Hauptmanns. Ok, das kommt auch tatsächlich – aber viel spannender ist die Begründung für dieses Loblied auf den Glauben des Hauptmanns: Die gibt der Hauptmann nämlich selbst, als er davon erzählt, dass er eingebunden ist in ein klares Hierarchie- und Machtsystem, in dem er viel Macht besitzt über Menschen – Soldaten in den Krieg schicken, Soldaten aus dem Kampf retten, Diener zum Arbeiten zwingen etc. Und genau diese Machtlogik, diese giftige Herrschaftslogik, der möchte er widersprechen, denn er erkennt: Das führt zu keiner Heilung, keiner Rettung. Er bittet Jesus einfach im hier und jetzt um Hilfe. Dieser Glaube wird gerühmt.

Mich fasziniert die Geschichte, dass Glauben hier verstanden wird als etwas ganz anderes als blindes Vertrauen in Gott, anders gefasst wird als ein reines für richtig oder wahr Halten bestimmter Glaubensdogmen – nein, der Glaube, den Jesus lobt, der ist ein Glaube der erstmal beim Hauptmann selbst anfängt und dessen Machtposition, dessen eigenen Privilegien hinterfragt. Der Hauptmann glaubt nicht daran, dass er mit Macht über andere etwas menschliches gewinnen kann, Rettung, Heilung für seinen Diener erreichen kann. Der Hauptmann glaubt nur daran mit Menschlichkeit, mit Liebe, mit Einsicht wo er steht einen Neuanfang zu finden. Mich beeindruckt das zutiefst: Glaube als Haltung, die das Eigene immer wieder hinterfragt und die Zukunft, das Leben, die Hoffnung im Gegenüber sieht, dem ich auf Augenhöhe begegne, bitte, frage und dem ich glaube mit dessen Geschichte, mit dessen Fragen, mit dessen Antworten.

Wir wünschen Ihnen viele Augenhöhe Begnenungen in diesen Tagen – ob auf einem Spaziergang durch die Winterlandschaft, ob auf Demonstrationen für unsere Demokratie, ob Zuhause oder im Gottesdienst,
Herzliche Grüße
Ihre
Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tobias Heyman

Unsere nächsten Gottesdienste
So 21.1. 10h Niederdorfelden – „Unsere Entscheidungen sind es Harry!“

So 28.1. 10h Gronau – „Das letzte Weihnachtslicht“

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15 Jan
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Wechsel auf der Orgelbank

Gottesdienst mit „Wechsel auf der Orgelbank“ am Sonntag, den 4. Februar, 17 Uhr in der Evangelischen Kirche Langenselbold

Begrüßung der Bezirkskantorin Rike Alpermann-Wolf und Würdigung der Organistin Ruth Marthiensen

Gestaltet durch Dekan Martin Lückhoff, Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum, Pfarrerin Solveig Engelbert

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Jesus, der Wein ist alle...
14 Jan
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Sonntagsgruß: Jesus, der Wein ist alle!

Liebe Leserinnen und Leser,

o wie ist er sympathisch, dieser Jesus auf der Hochzeit in Kana! Keine Rede von Wasser predigen und Wein saufen, sondern Wasser in Wein verwandeln, für alle. Lebenslust, Feier des Augenblicks, Wert von Traum und Taumel.

Oder müssen wir anders anfangen? O wie ist er prollig, dieser Jesus auf der Hochzeit von Kana! Lässt sich erst bitten und ziert sich, anstatt gleich ein ordentliches Wein-Geschenk mitzubringen. Und dann fabriziert er gleich mehrere hundert Liter. Und kein Fusel, sondern was richtig Gutes, so gut, dass es schon heißt, was kommt der edle Tropfen denn erst jetzt auf den Tisch, wo doch schon alle betrunken sind?

Beide Lesarten erzählen wie so oft viel über den, der diese Geschichte liest, und nicht nur etwas über den, von dem die Geschichte handelt.

Zuerst ist da jemand, der vielleicht sagt, eine Kirche, die mir mit Ernst, mit Demut, mit benimm-dich-mal kommt, kann mir gestohlen bleiben. Die hat noch nicht mal viel mit dem zu tun, auf den sie sich beruft.

Und dann ist da ein anderer, der womöglich sagt, eine Kirche, die sich allzu gedankenlos dem verschreibt, was Menschen leichtsinnig als Lebensfreude bezeichnen, verkennt Gefahren und schließt Menschen aus, die da nicht mitziehen wollen oder können. Und dafür muss nun auch noch Jesus herhalten.

Wir denken, es ist gut, wenn biblische Geschichten dazu einladen, sich hinein zu denken, hinein zu fühlen und auch die ein oder andere Sympathie oder Antipathie zu entwickeln. Dann werden sie lebendig, werden in unseren Köpfen fortgeschrieben und bringen manchmal dazu, Selbstverständliches zu hinterfragen.

Dass Jesusgeschichten langweilig und lebensfern sind, zum Beispiel. Oder dass Jesus nicht nur Gottes Sohn ist, sondern auch immerzu freundlich, bescheiden und angepasst.

Wenn die Figuren aus diesen Geschichten in unseren Köpfen zu sprechen beginnen, sich in der Fantasie selbstständig machen, lässt sich einiges ausprobieren. Das kann unterhaltsam sein und erhellend.

Darf man das denn? Jesus so flach charakterisieren wie beim ersten Anfang – oder Jesus so schlecht machen wie beim zweiten Anfang? Die Geschichte von der Hochzeit zu Kana, wo Jesus Wasser in Wein verwandelt haben soll, wird im Johannesevangelium das “erste Zeichen, mit dem Jesus seine Herrlichkeit offenbarte” genannt. Zeichen, nicht Wunder. Zeichen zeigen etwas, zeigen mehr als: Dieser Jahrgang ist qualitativer als jener, zeigen etwas an über den, der sie tut. Mit anderen Worten: Die Frage: Was ist Jesus für einer? (und auch alle Antworten darauf) sind nicht nur legitim, sondern liegen genau in der Stoßrichtung dieser Geschichte.

Und darum: Her mit der Fantasie, den Ideen, den Spinnereien, den Träumen, den Versuchen, den Zweifeln, den Stimmen aus dem Leben. Jesus wird nicht in Predigten und schlauen Büchern lebendig, sondern in unseren Herzen.

Trotzdem freuen wir uns natürlich, wenn Sie am Sonntag Zeit und Lust haben nach Gronau zu kommen und eine Antwort von uns zu hören auf diese Frage: Was ist das für einer, der Jesus auf der Hochzeit in Kana? Vielleicht passt sie zu dem, was in Ihrem Kopf geschieht – vielleicht auch nicht.

Bleiben Sie behütet,
Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann

Unsere nächsten Gottesdienste – wir freuen uns auf Sie!

14.1.2024 10h (Gro)
“Sie haben keinen Wein mehr”
Jesus auf der Hochzeit zu Kana

21.1.2024 10h (Ndf)
“Gut gemeint – schlecht gemacht”

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Ines und Joachim fetzer
07 Jan
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„Das ist doch unsere Pfarrerin!“

In Dörnigheim steht mit Ines Fetzer zum ersten Mal in Hessen eine Pfarrerin im Zentrum des Karnevals.

Evangelische Kirche und Karneval, oder anders gefragt: Pfarrerin und Prinzessin passt das zusammen? „Ich finde, das passt nicht nur sehr gut zusammen, sondern es gibt eine Menge Querverbindungen auf verschiedenen Ebenen. Nach meinem Glauben gehören die ernsten und heiteren Seiten des Lebens zusammen. Wir Christen verschließen die Augen nicht vor Leid und Tod, aber wir dürfen das Leben auch genießen“, sagt Ines Fetzer. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Prof. Dr. Joachim Fetzer steht die Pfarrerin und stellvertretende Dekanin des Kirchenkreises Hanau in dieser Saison als Prinzenpaar im Mittelpunkt der Kampagne der Karnevalsabteilung Blau Weiss der Freien Turnerschaft Dörnigheim 06 e. V. Mit dem Ehepaar Fetzer kommen die „Hoheiten“ der diesjährigen Kampagne nicht aus den Reihen der Karnevalisten, sondern aus der Maintaler Stadtgesellschaft. Joachim Fetzer ist politisch aktiv als Stadtverordneter und Fraktionsvorsitzender im Kreistag für die FDP.

Was Karneval und Kirche verbindet
„Wir fühlen uns dem Fasching verbunden, sind immer gerne beim Umzug in Dörnigheim dabei. Als wir angefragt wurden, dieses Ehrenamt zu übernehmen, da dachte ich: ‚Ja, das ist schön. Vielleicht lassen sich Querverbindungen zwischen Karneval und Kirche aufzeigen. Und es gibt tatsächlich mehr Bezüge, als ich zunächst dachte.“
Beziehungen zur Dörnigheimer Kirchengemeinde stellen die Karnevalisten selbst her. „Als Pfarrerin lerne ich Menschen aller Generationen über lebensbegleitende Ereignisse wie Taufe, Konfirmation oder auch Beerdigungen kennen. Ich war aber doch erstaunt, wie viele Mitglieder der Karnevalsabteilung und vor allem wie viele junge Leute der Tanzsportabteilung ich kenne“, so Fetzer. „Die Karnevalsabteilung ist für viele wie eine zweite große Familie.“ Es gehe nicht nur um oberflächlichen Spaß und Albernheiten, sondern auch Krankheiten werden miteinander getragen. Im Sommer sei ein großer Maintaler Karnevalist gestorben, da habe sie bei dessen Beerdigung diese Erfahrung unmittelbar machen können.

Spaß an der Rolle der Prinzessin Ines I
Die Vorfreude auf die Kampagne, ihre Prinzessinnen-Rolle blitzt auf, wenn die Pfarrerin über ihre als und die Auftritte als Prinzenpaar, als Prinzessin Ines I und Prinz Joachim II. erzählt. „Prinzenpaare haben ja etwas Subversives. Jede und jeder kann Prinzenpaar werden, die anderen machen alles für die „Hoheiten“ und gleichzeitig nimmt man sich auf die Schippe. Durch die Fassade und Verkleidung leuchtet immer der Spaß.“ Für ihre offiziellen Auftritte erhält das Prinzenpaar die Insignien der Macht wie Umhang, Krone, Zepter und Orden vom Verein. Die Rituale, die zur vollkommenen Inszenierung gehören, werden eifrig eingeübt. „Da finden wir uns schnell rein. Die Rituale sind dienlich, geben einen Rahmen und machen es schön. Sie dürfen nur nicht zu einem Korsett werden. Freude und Leichtigkeit gehören dazu. Da kann Kirche so manches im Karneval entdecken und auch lernen“, meint Ines Fetzer. Zwei Fahnen-Hissungen befreundeter Vereine hat das Prinzenpaar bereits mit Bravour bestanden. „Wir durften die Gruppen besuchen und vorab die Tänze ansehen. Was die Tanzgruppen und auch das Männerballett bieten, das ist wirklich Hochleistungssport.“, ist die Pfarrerin beeindruck. Unter anderem werden die Sänger „Maa Watze“ mit ihren Liedern die Stimmung in den Sitzungen anheizen. „Zum 50-jährigen Stadtjubiläum werden wir gemeinsam ein Lied anstimmen, das mein Mann geschrieben hat“, verrät die Prinzessin.

Ach, das ist doch die Pfarrerin
In ihrer königlichen Robe wird sie oft erst auf zweiten Blick erkannt. „Ach, das ist doch die Pfarrerin! Das finde ich toll.“ Das hat Ines Fetzer inzwischen häufig gehört. Die Menschen begegnen ihr mit Erstaunen, einige mit Wohlwollen und Zustimmung. Kritische Nachfragen gibt es durchaus, beispielsweise wie sie Karneval und Sonntagsgottesdienste vereinbaren wolle. „Nein, ich kann mir nicht sechs Wochen Urlaub nehmen. Ich bin es gewöhnt, am Sonntagmorgen früh aufzustehen und Gottesdienst zu halten. Ich hätte als Pfarrerin ja jede Einladung und jede Feier am Samstagabend absagen müssen“, weist Ines Fetzer auf ihren Berufsalltag hin. In der Faschingswoche allerdings hat Ines Fetzer Urlaub, sie wird keinen Gottesdienst halten. Alleine für die Blau Weissen stehen für das Prinzenpaar neun Veranstaltungen im Kalender. „Und wir besuchen die Sitzungen benachbarter Vereine“.

Ganz persönlich hat sich das Engagement für Ines und Joachim Fetzer schon bezahlt gemacht. „Zum ersten Mal müssen wir uns nicht Karten kümmern – meistens waren wir zu spät“, räumt Fetzer ein. In dieser Saison hat sie selbst einladen können – mit Erfolg. „Es ist ein langer Tisch für die Kirche reserviert“. Da blitzt er wieder auf, der Schalk, der Prinzessin Ines I. im Nacken sitzt.

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Sonntagsgruß: Lebendiges Wasser
06 Jan
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Lebendiges Wasser

Liebe Leserinnen und Leser,

erinnern Sie sich noch an die Taufe? Also an ihre eigene – sofern Sie getauft sind? Ich hab so ein Fotoalbum mit gestelltem Bild an in einer Kirche, wo ich als kleines Baby von Menschen mit Schulterpolsterkostümen (80er Style) über ein Taufbecken gehalten werde. Erinnerungen hab ich nicht.

Ich hab eine Urkunde, verblichenes Siegel aus dem Pfarramt, wo ich damals lebte mit krakeliger Handschrift ausgefüllt. Ich hab eine Taufkerze, die die letzten Umzüge nur grad so überlebt hat – mein Name ist schon etwas abgebröckelt, das Goldkreuz aus Wachs darauf verwischt. All das sagt mir: Ich bin getauft. Aber was weiss ich denn sonst davon? Hab keine Ahnung, wie das war mit dem Wasser, hab keine Ahnung, ob da sofort etwas geschieht, was mich verwandelt hat. Theolog*innen haben jedenfalls seither ganze Bücher damit gefüllt, was ihrer Meinung nach alles bei der Taufe so passiert. Letztlich landen sie aber doch fast alle wieder nur bei dem Wasser, bei dem Elixier ohne dem nichts ist was ist.

Jesus wieder auch getauft, davon erzählt die Bibel viele Geschichten, alle etwas wirr und unverständlich, aber es war wichtig für die ersten Christ*innen zu wissen: Jesus war wie sie auch, „aus der Tauf gekrochen“ (so hat Martin Luther immer geschrieben – aber zu ihm später noch mehr). Jesus war alt genug, er erinnerte sich an seine Taufe immer wieder – konnte davon erzählen und fand das Ritual wohl so gelungen, dass er seinen Freund*innen den Auftrag gab: „Gehet hin in alle Welt und tauft sie auf meinem Namen“ (Mt 28). Und so geschah es dann, bis heute werden Menschen getauft, taufen wir, sind dabei. Und jedes Mal stellt sich mir die Frage: Was geschieht da eigentlich? Wandelt das Wasser, welches ich mit meinen Händen über den Kopf des Babys schöpfe den Menschen fundamental? Lege ich irgendeinen Vermerk im himmlischen Register an: Dieser Mensch gehört nun dazu… Oder was? Oder wasche ich mit dem Wasser was ab? Ist es die Zweideutigkeit von Wasser – Leben schenken und vernichten – die die Taufe zu dem macht, was sie ist? Ist es das also, das lebendige Wasser, also die Zweideutigkeit allen Lebens? Ich gestehe, mir langt das alles nicht, ist das mit dem kurzen dreimaligen Wasserschöpfen (oder selbst dreimaligen Untertauchen wie in anderen christlichen Traditionen) etwas zu mau. Das solls dann schon gewesen sein? Und was, wenn irgendwer bei dem Ritual damals falsch stand oder was Falsches gemacht hat? Was nützen mir denn dann die ganzen schönen Fotoalben, Dokumente und Taufkerzen – geben die mir irgendeine Sicherheit? Was ist mit dem Lebendigen Wasser der Taufe? Alles nur so was kleines Einmaliges? Martin Luther rang mit der Frage, wie gültig denn eine Tauf sei, von der man als Mensch nichts wüsste, da man sich ja nicht erinnern könne – Martin Luther drehte den Spieß um – und ich find diesen Gedanken so faszinierend: Getauft sind die, die das für sich glauben, sich immer wieder daran erinnern. Ob es nun einer historischen Tatsache entspricht oder nicht – wer glaubt, dass er*sie getauft ist, ist getauft – fertig. Als Mensch muss ich mich nur immer wieder daran erinnern, das Taufwasser lebendig werden lassen, die Taufe neu spüren – immer wieder. Und dann ist es auch egal, ob damals alles richtig war (war es sicher, und wenn nicht, ist auch egal, weil ich glaube). Lebendig wird so die Taufe also einfach durch immer wieder erinnern. Haben Sie Lust dazu? Dann können Sie das am Sonntag in Niederdorfelden um 10h im Gottesdienst bei der Tauferinnerung tun – oder bei einem Spaziergang an der Nidder und dem vielen Wasser, oder beim Blättern durch alte Fotoalben, oder einfach überlegen, was sie trägt, vielleicht entdecken Sie ja ihre Taufe.

Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tobias Heymann

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02 Jan
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Nimm die Liebe mit in den Alltag

Gedanken zur Jahreslosung 2024 von Pröpstin Katrin Wendel-Hocke

„Guten Morgen, meine lieben Fahrgäste! Herzlich willkommen im Regionalzug nach Göttingen. Bitte, zeigen Sie mir Ihre schönen Fahrscheine. Wenn Sie aussteigen, haben Sie einen wunderbaren Tag.“ Der freundlichste aller Zugbegleiter war immer gut aufgelegt. „Was die Kolleginnen und Kollegen im ICE können, können wir auch.“, war sein Motto. Wenn er kam, wurde gescherzt, Fremde nickten sich zu und müde Gesichter wurden munter.
Es macht einen Unterschied, wenn die Dinge des Alltags liebevoll geschehen. Die Kinder werden sanft geweckt. Der erste Blick in den Spiegel ist freundlich. Der Kaffee wird genossen und die Kollegin aufmerksam begrüßt. Liebe im Alltag und Liebe zum Alltag breitet sich aus. Sie bringt das Beste zum Vorschein in den Menschen und in den Dingen.
Die Liste der Dinge, die am Tag und im Jahr getan werden müssen, ist lang. Das macht Druck, und es kann den Druck noch erhöhen, wenn diese Anforderung über allem steht: sei liebevoll, und sei liebevoll auch zu dir selbst. Achtsam, freundlich und zugewandt sein kostet kein Geld und nicht immer mehr Zeit, aber es verträgt keinen Druck.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ – die Jahreslosung stellt eine Frage an den Kalender. Kann ich alles das, was ich mir vornehme, wirklich in Liebe tun? Oder muss ich dafür Pläne und Vorhaben streichen? Keine leichte Aufgabe. Für Frauen in Familienverantwortung ist die Überlastung ein alltägliches Problem, das sie allein nicht lösen können. Sie brauchen persönliche und politische Unterstützung, damit sie nicht ausbrennen.
Bei näherer Betrachtung gehört der Vers in den Kalender, aber die Liebe gehört nicht auf die To-Do-Liste. Liebe im Alltag kann ich wohl ausüben, aber ich kann sie nicht machen oder gar erledigen. Die Liebe ist eine Kraft, die mir im Alltag begegnet, Gottes schöpferische Kraft. Sie kommt mir freundlich entgegen, in vielen kleinen und großen Menschen und Dingen. Ich kann mich berühren und in Anspruch nehmen lassen von dieser Liebe, von Gottes Segen.
Vor allen Dingen lasst die Liebe geschehen!
Ein gesegnetes neues Jahr wünsche ich Ihnen, meine lieben Leserinnen und Leser.

Pröpstin Katrin Wienold-Hocke
Kassel

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