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Gleim und Dekan Lückhoff im gespräch
12 Dez
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„Basketball statt Gottesdienst“

Wie Deutschland erstmals Weltmeister wurde
Co-Trainer Sebastian Gleim auf Einladung von Dekan Dr. Martin Lückhoff in Hanau

Die deutsche Herren-Basketball-Nationalmannschaft hat im Jahr 2023 Geschichte geschrieben: Zum ersten Mal wurde sie Weltmeister. 32 Teams spielten in Japan, Indonesien und auf den Philippen um Medaillen, Deutschland gewann alle Spiele und krönte die Leistung am 10. September mit dem 83:77 gegen Serbien im Finale.

Den Spielern gehört der Ruhm – und dem Team dahinter. Dafür steht etwa Trainer Gordon Herbert und der aus Hessen stammende Sebastian Gleim (39). Der Co-Trainer war nun auf Einladung von Dr. Martin Lückhoff, Dekan und Pfarrer der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Hanau, in der August-Schärttner-Halle, zum Gespräch mit Hanaus Bürgermeister und Sportdezernent Dr. Maximilian Bieri und Andreas Jäger, Leiter des Amtes für „Sozialen Zusammenhalt und Sport“ – sowie zum Training mit Kindern der U12 der TG Hanau. Den mehr als 40 Nachwuchsbasketballern vermittelte der Erfolgs-Coach schnell große Nähe, sprach und spielte mit ihnen, gab Tipps und Tricks weiter.

„Meine Trainer-Laufbahn begann im Alter von 16 Jahren“, berichtet der Bad Hersfelder. Den größten Erfolg der deutschen Basketball-Historie ordnet der Co-Trainer ein: „Neben Headcoach Gordon Herbert waren Klaus Perwas und ich Co-Trainer.“ Das Trio kennt sich aus gemeinsamen Zeiten bei den Fraport Skyliners – bei dem Frankfurter Team spielten auch die heutigen Weltmeister Johannes Voigtmann und Isaac Bonga. Gleim: „Das Team hinter der Mannschaft war viel größer, wir hatten noch einen Coach aus der NBA dabei, von den Orlando Magic, dazu einen Analytiker und Athletiktrainer Arne Greskowiak“, der auch für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft und die Kölner Haie arbeitet. „Wir waren ein großes Team mit dem höchsten Level, den ich je erlebt habe“, schwärmt Gleim.

Der Weg zum WM-Titel, dem „Wunder von Manila“, wurde „in den vergangenen 20 Jahren“ geebnet, so Gleim. „Die drei Monate sind ein Teil, aber man gewinnt nicht in drei Monaten eine Weltmeisterschaft, sondern eben die Arbeit, die geleistet wurde von vielen, vielen Trainern, Menschen, Sportdirektoren, die investiert haben in diese Zeit. Egal wo das ist in Deutschland, es ist einfach kontinuierlich alles besser geworden. Die Strukturen sind professioneller, es gibt mehr gute Spieler.“

Einen besonders hohen Stellenwert nimmt für Gleim Trainer Herbert ein: „Er ist wirklich Masterclass in solchen Situationen.“ Über die Momente nach dem gewonnenen Halbfinale gegen das Team der USA, das die meisten Weltmeister-Titel erspielt hat, sagt Gleim in Hanau: „Herbert hat der Mannschaft im Prinzip gesagt, ‚heute komme ich eh nicht an euch ran, genießt diesen Moment mit dem Sieg gegen die USA. Aber morgen sind wir wieder alle da‘.“ Gleim hebt Spieler Dennis Schröder hervor: „Es ist jemand, der da vorne weggegangen ist, wie kein anderer. Ich kenne ihn schon lange und bin echt stolz auf ihn, wie er das gemacht hat. Er ist zurecht MVP geworden ist“, also der wertvollste Spieler des Turniers.

Vor dem Finale wurde das Team aus Serbien analysiert. „Jeder hat seine Aufgaben bekommen, die Trainer, die Spieler, der Staff drumherum, die Jungs fit zu bekommen, fit zu halten. Und dann hat Gordi (Trainer Gordon Herbert, Anm.) übernommen und seine Ansprache gehalten. Er ist Masterclass mit seiner Stimme, seiner Präsenz, seiner Aura. Das ist wie in einem Sportfilm, wenn er spricht. Das packt einen einfach. Ich hatte wirklich keinen Zweifel, dass wir gewinnen und ich glaube, das ging vielen so.“

Die Zuversicht wuchs im Turnierverlauf. Gleim: „Vor dem ersten Spiel in Japan bist Du erstmal nirgendwo, du spielst gegen den Gastgeber das Auftaktspiel. Die haben einen unbekannten Spielstil, werfen aus jeder Lage auf den Korb.“ Deutschland gewann mit 81 zu 63. „Ich denke, das mental schwierigste Spiel war das Spiel gegen Lettland. Jeder hat erwartet, dass wir gewinnen und es war sehr, sehr zäh.“ Das Viertelfinale gewann Deutschland mit 81:79. Es folgte das Halbfinale gegen die USA: „Das mental einfachste Spiel“, so Gleim. Als Rezept gab Gleim preis: „Ich glaube, es geht darum, was die Spieler machen können und nicht was wir als Trainer von ihnen erwarten. Es ist wieder die Riesenstärke von Gordi: Er lässt die Jungs wie sie sind, er bringt sie in die Situation, in das Gefühl, dass sie über sich hinauswachsen können.“

Die Zeit seit der WM genießt Sebastian Gleim: „Ich zehre wahrscheinlich nicht nur dieses Jahr, sondern mein ganzes Leben davon, dass wir so was Tolles erlebt haben gemeinsam.“ Dem Basketball bleibt er treu, hat an dem Nachmittag in Hanau Thorsten De Souza dabei, den er unterstützt: Der ehemalige Jugendspieler bei Eintracht Frankfurt und den Fraport Skyliners spielt heute in Aschaffenburg und fördert Street-Basketball, etwa an der EZB in Frankfurt. „Vor zwei Wochen kam das Angebot aus Neuseeland, ich werde für zwei Jahre dorthin als Trainer gehen, als Headcoach der Franklin Bulls in Auckland“, so Gleim.

Die nächste Station Neuseeland macht ihn sehr stolz: „Ich komme aus Bad Hersfeld, ein, würde ich sagen, eher kleineres Basketball-Umfeld. Eine prägende Situation für mich war, dass mir Dekan Lückhoff die Freiheit gegeben hat, zum Basketballspielen zu gehen, also Basketball statt Gottesdienst. Er hat mir das Gefühl gegeben, dass es okay ist. Das werde ich nie vergessen, weil das prägend für mich war.“ Dr. Lückhoff war zu dieser Zeit Pfarrer in Bad Hersfeld, Gleim sein Konfirmand. „Kurz nach der Konfirmandenzeit habe ich mit 16 Jahren als Trainer begonnen.“ Als er in Frankfurt die Skyliners trainierte, nahm Dr. Lückhoff den Kontakt wieder auf, so kam auch der Trainings- und Gesprächstermin in Hanau zustande, an dem auch Basketball-Verantwortliche der TG Hanau teilnahmen.

Ob Deutschland nun vor einer „Goldenen Generation“ und weiteren Titeln steht, sei „nicht planbar. Ich würde mich freuen“, so Gleim. „Die Ausgangslage, sich für Olympia und die WM wieder zu qualifizieren und diese Ausgangslage ist deutlich besser, als vor einigen Jahren und die Chance, um eine Medaille mitzuspielen, ist höher. Das Entscheidende ist, dass man nach Erfolgen noch härter arbeitet.“ Dass es einen positiven Effekt für den Basketball-Sport gibt, glaubt Sebastian Gleim sicher und betont, dass der Nachholbedarf groß ist: „In Spanien spielen 300.000 Minis, in Deutschland nur 40.000. Ich freue mich, wenn es neue Teams gibt und überhaupt die Chance, Basketball oder eine andere Sportart auszuüben. In diesem Rahmen lernen die Jüngsten auf ganz natürliche Art und Weise auch Dinge wie kleine Regeln, Teamzugehörigkeit, Spaß im Team, füreinander da sein und mehr.“ Ein gutes Schlusswort von Sebastian Gleim, der dann gemeinsam mit Thorsten De Souza die Nachwuchsbasketballer der TG Hanau trainierte. „Ein wertvoller Besuch für unseren Hanauer Sport-Nachwuchs. Wegen der sportlichen Expertise und dem beispielgebenden Weg, den Sebastian Gleim gegangenen ist und geht“, bedankte sich Bürgermeister Dr. Bieri bei Dekan Dr. Lückhoff für den Kontakt zu WM-Gewinner Sebastian Gleim.

Pressemitteilung der Stadt Hanau vom 12.12.2023 / Foto: Moritz Göbel

Pressekontakt: Dominik Kuhn, Telefon 06181/ 18000 – 820

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11 Dez
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Integration fängt in der Nachbarschaft an – Anwohner der Bahnhofstraße in Nidderau-Heldenbergen laden 24 Flüchtlinge zum Kennenlernen bei Kaffee und Kuchen ein

Nidderau, den 10. Dezember 2023

Meist liest man zum Thema Flüchtlinge, deren Unterbringung und Integration vorwiegend negative Schlagzeilen. Dass es auch anders geht, konnte man am 2. Adventssonntag in Nidderau-Heldenbergen im Gemeindesaal der evangelischen Brückengemeinde erleben. Die 24 neuen Mitbürger, die erst vor ein paar Wochen in die Containeranlage in der Bahnhofstraße neben der Tennisanlage und gegenüber der Kirche eingezogen sind, folgten einer Einladung der Anwohner – ihren neuen Nachbarn – zu einem gemeinsamen Nachmittagscafé.

 

Auf Initiative der Ev. Brückengemeinde, unterstützt durch die Nidderauer Flüchtlingshilfe sowie einzelnen tatkräftigen Bürgern der Nachbarschaft, traf man sich zu einem gemütlichen Nachmittag zum Kennenlernen. Sprachliche Hürden konnten überwunden werden, da man im Vorfeld für ausreichend Übersetzer gesorgt hatte, die an den Tischen verteilt Ukrainisch oder Kurdisch sprachen. Für die vielen Kinder gab es eine Spieleecke und ausreichend Spielzeug und wer wollte, durfte einen Blick in die Feuerwehrautos im benachbarten Feuerwehr-Gerätehaus werfen. Zum Ende der gut 2-stündigen Veranstaltung waren sich alle einig, dass dies ein sehr gelungener Start war für ein in Zukunft freundschaftliches Miteinander in der Bahnhofstrasse. Den neuen Mitbürgern konnten so unter anderem von Experten der Flüchtlingshilfe, der Essensbank oder bereits länger integrierten Mitbürgern eine Reihe von Tipps und Hilfestellungen mitgegeben werden.

 

Ein besonderer Dank geht an alle fleißigen Helfer im Hintergrund, die diese Veranstaltung organisiert und Realität haben werden lassen – sei es durch Auf- und Abbau, Kuchen-, Kaffee- oder Plätzchenspenden oder durch Ansprache an interessierte Mitbürger, die helfen wollen. In der Spitze waren knapp 70 Personen zugegen, die bei weihnachtlicher Hintergrundmusik deutsche Herzlichkeit und Nächstenliebe gegenüber Menschen erleben konnten, die aus reiner Notlage ihre geliebte Heimat verlassen mussten.

 

Autor: Detlef Henkel

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2. Advent - das Ende?
09 Dez
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Sonntagsgruß zum 2. Advent

Lieber Leserinnen und Leser,

ich mochte den 2. Advent noch nie so richtig. Seltsam, was ist denn am 2. Advent so anders als an den anderen? Naja, die 2 natürlich. Zwei brennende Kerzen auf dem Adventskranz sahen für mich immer unvollständig aus: Die Freude vom ersten Licht am Kranz bekam für mich am 2. Advent immer so eine Ernüchterung: Das dauert ja schon noch eine ganze Weile. Außerdem muss man sich immer entscheiden, ob die Kerze direkt neben der ersten Kerze angezündet wird oder die gegenüber – für die Mathefreund*innen unter Ihnen: Es gibt drei Möglichkeiten. So ein Stress. Und dann wird man gewahr: Es dauert noch bis Weihnachten, ein Weg ist noch zu gehen. Der zweite Advent hängt irgendwie immer ein bisschen dazwischen auf dem Weg zum großen Weihnachtswunder. Schaue ich aber auf die Geschenke, die noch nicht besorgt sind und die Weihnachtsfeiern die noch zu feiern sind – dann ist das vielleicht auch ganz gut und ich mache es mir mit Lebkuchen auf dem Sofa bequem und schaue den 2 Kerzen zu, die langsam brennen. Und dann lese ich in den Texten, in den Erzählungen und Bildwelten, die der 2. Advent in der Tradition bereithält: Und wie ich genüsslich meinen Lebkuchen zerkaue und den heissen Kaffee schlürfe, da lese ich davon, dass Himmel und Erde vergehen werden, dass Zeichen geschehen werden am Himmel, das Meer brausen wird, dass alle Menschen zittern und zagen (Lk 21), dass Engel auftreten werden und es die falschen sein werden (Off 3), dass jede Blume, jeder Baum, jedes Grün jubeln wird (Jes 35 und Hdl 2 – all diese Stellen stammen aus den Bibeltexten für den 2. Advent – wenn Sie mehr dazu wissen wollen schauen Sie mal auf kirchenjahr-evangelisch.de vorbei). Mich gruselt dieses Welt-Endenszenario mitten im Advent. Sowas, da hab ich es mir gerade gemütlich gemacht, besinnlich, mich entschieden welche Kerze brennen soll am Adventskranz, hab mich in gesunder Selbstsorge entschieden, die bitteren Nachrichten von Trump, Putin, AFD, Klima und Hamas mal fern von mir sein zu lassen, und dann haut mir die Bibel wieder Fantasien vom Weltuntergang, von den letzten Tagen, letzten Stunden um die Ohren. Mein Herz klopft gleich schneller – ein bisschen so, wie Weihnachten vor der Bescherung – nur, dass es diesmal diese Unruhe ist, dass es wieder nichts wird mit der süßen Besinnlichkeit, mit der ruhigen Andacht, mit dem schönen Weihnachtszauber. Wieder diese Bilder vom Weltuntergang, wieder diese Erzählung vom Nahen Ende. Können wir das nicht bis Silvester oder noch besser bis zum Sanktnimmerleinstag vertagen? Am Adventskranz brennen ja auch erstmal nur zwei Kerzen und schön grün ist er auch. Grün, so wie die Pflanzen, die wachsen sollen, so wie die Ranken, die vom Leben künden, auch wenn auf unseren Feldern lehmiger Matsch unter den Reifen spritzt. Grünen soll die Welt – von neuem – auch davon singt das Weltende in der Bibel. Es dauert noch, vielleicht brennen deshalb nur zwei Kerzen, es dauert noch bis Weihnachten und das Ende, was beschworen wird, ist vielleicht auch nur ein Hoffnungsstreich? Wenn das, was gerade im Argen liegt: Wenn die Boote im Mittelmeer nicht mehr sinken müssen, wenn Frauen keine Angst mehr haben müssen, wenn Wälder nicht mehr vor unseren Augen sterben, wenn Familien sich nicht mehr zerstreiten, wenn quälende Krankheit ein Ende findet – dann ist das ja eigentlich ein Anfang zu Leben, ein Traum vom Neuen, so wie das Weihnachtswunder. Es dauert noch, aber es kommt. Immerhin schon zwei Kerzen. Wir wünschen Ihnen einen wunderbar gesegneten 2. Advent

Herzliche Grüße
Ihre
Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann

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08 Dez
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Sanierung Marienkirche kein Selbstzweck

Stadtkirchengemeinde Hanau gründet Förderkreis »Marienkirche 2.0« und ist offen für neue Formen der Begegnung

Seit geraumer Zeit bereits ist sie hinter Baugerüsten verschwunden: die Hanauer Marienkirche. Das historische Gebäude in der Altstadt wird erneuert. Massive Schäden an Dach, Dachstuhl und Außenfassade machen eine grundlegende Sanierung bis Ende 2024 unumgänglich, das Gerüst wird also noch eine Weile erhalten bleiben. Die 450 Jahre alten Glasbilder sind hingegen in einem sehr guten Zustand, hier wird die Bleieinfassung erneuert. Die Baumaßnahmen kosten nicht nur viel Geld, Kraft und Engagement, sie sind auch eine Triebfeder für die Stadtkirchengemeinde, über die Erhaltung des Kirchengebäudes hinaus das spirituelle Leben in der Kirche zu befördern.

Die Sanierung der Kirche ist also kein »Selbstzweck« zum Gebäudeerhalt, wie Pfarrerin Kerstin Schröder es ausdrückte, sondern damit verbunden ist die Idee, die Marienkirche für vielfältige Begegnungen zu öffnen. Kaum ein anderes historisches Gebäude ist so mit der Hanauer Bau- und Kulturgeschichte verbunden wie die Marienkirche. Unter anderem liegt der Gründer der Neustadt, Graf Philipp Ludwig II. in der Grafengruft begraben und die aktuelle Ausstellung im Museum in Philippsruhe beleuchtet das Leben der Marie von Hessen-Kassel, der heutigen Namensgeberin, die ebenfalls in der Gruft bestattet ist.

Logo Marienkirche 2.0Horst Rühl, Pfarrer i. R., und seit Jahrzehnten mit der Marienkirche und Hanau verbunden, sagte: »Wenn es um die Marienkirche geht, dann geht es ans Eingemachte.« Daher habe er nicht lange überlegen müssen, als es darum ging, in einem »Fundraising-Kreis« mitzuwirken. Unter dem Titel »Marienkirche 2.0 – lebendig – vielfältig – Hanau« gründet die Stadtkirchengemeinde einen Förderkreis, um mithilfe von Sponsoren, Geld- und Sachspenden vielfältige Veranstaltungen für Hanau ins Leben zu rufen. »Alle können Mitglied werden. Der Förderbetrag liegt bei 30 Euro pro Jahr.« Der Förderkreis, der von einem Vorstand geleitet wird, bestimmt über die Verwendung der Mittel. »Bislang konnten wir 22 Freiwillige für unsere Ideen gewinnen«, freute sich Rühl. Unter anderem sollen bis zu 1000 Dachschindeln, in die das Logo des Förderkreises graviert wurde, gegen eine Spende von 25 Euro abgegeben werden. Christel Sippel, bis vor kurzem Kirchenvorstandsvorsitzende, wird alsbald und gerade für die Adventszeit Marienkirchen-Schokotaler gießen lassen. Der HANAUER ANZEIGER unterstützte bisher die Aktionen mit kostenfreien Anzeigen. Die Schirmherrschaft hat Oberbürgermeister Claus Kaminski übernommen, der mit den Worten zitiert wurde: »Ohne Marienkirche kann ich mir Hanau gar nicht vorstellen.«

Dekan Dr. Martin Lückhoff nannte in seiner kurzen Rede zwei Argumente, die seines Erachtens für den besonderen Einsatz und für den Erhalt der Marienkirche sprächen. »Die Marienkirche ist ein Hanauer Schatz.« Seit dem 13. Jahrhundert erheben sich ihre Mauern und könnten viel erzählen vom Leben der Menschen, ihrer Hoffnung und ihrer Klage. Zweitens hätten unsere Vorfahren uns die Marienkirche anvertraut und so sei die Aufgabe der Nachfahren, diesen Ort als einen Ort des Zusammenkommens, des Betens, des gemeinsamen Feierns und des Singens zu erhalten.

Für die Stadt Hanau sprach Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri ein Grußwort. Die Marienkirche sei eng mit der Geschichte Hanaus verknüpft, das 1303 die Stadtrechte erhielt. Mit der Innenstadt sei auch die Marienkirche am 19. März 1945 größtenteils zerstört worden. Heute ist die Marienkirche aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken und gehört zu den Sehenswürdigkeiten Hanaus. Über alle Parteien hinweg haben die Stadtverordneten zugestimmt, die Sanierung der Marienkirche mit 400.000 Euro zu unterstützen.

Insgesamt belaufen sich die Sanierungskosten auf vier Millionen Euro. Davon übernimmt die Evangelische Präsenz Hanau, eine kirchliche Stiftung, 2,73 Millionen Euro, die Landeskirche beteiligt sich mit 150.000 Euro und der Kirchenkreis Hanau mit 200.000 Euro. Über die Denkmalpflege des Landes Hessen sind 100.000 Euro zu erwarten. So bleiben etwa 300.000 Euro, die von der Stadtkirchengemeinde – möglichst durch Spenden – aufzubringen sind. Aus dem Kirchenerhaltungsfonds werden ebenfalls Mittel fließen. Alle Spenden, die bis zum 26. Dezember 2023 (2. Weihnachtstag) beim Förderkreis verbucht werden, wird der Fonds verdoppeln.

Zur Auftaktveranstaltung kann der Förderkreis Marienkirche 2.0 bereits gut 20 Gründungsmitglieder verzeichnen. »Alle, die an der Kirche Interesse haben und zum Erhalt dieses geschichtsträchtigen und spirituellen Ortes beitragen wollen, sind einladen, Mitglied im Förderkreis zu werden«, so die Initiatoren und Ideengeber. (Ulrike Pongratz)

Evangelische Stadtkirchengemeinde Hanau, Johanneskirchplatz 1, 63450 Hanau

 

Spendenkonto:
Kirchenkreisamt Hanau
IBAN DE62 5065 0023 0000 0503 51
Stichwort: Marienkirche 2.0

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05 Dez
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Aufruf zur Mahnwache an der Jüdischen Gemeinde Hanau

Die Christlich-Jüdische Gesellschaft Hanau ruft zusammen mit der Jungen Union Main-Kinzig-Kreis zu einer Mahnwache am Freitagabend, 8. Dezember, 17.45 Uhr am jüdischen Gemeindezentrum Hanau, Wilhelmstraße 11a auf.

Nach dem Pogrom durch die Hamas auf israelische Familien in Kibbuzim und einem Festival nahe Gaza sind auch in Deutschland jüdische Menschen einer größeren Gefahr als zuvor ausgesetzt. Viele fürchten um ihr Leben, wenn sie als Jude oder Jüdin auf der Straße erkannt werden. Oft trauen sich nicht, ihre Kinder in jüdische Kindergärten oder Schulen zu schicken. Auf das Tragen einer Kippa oder einer Ketter mit Davidstern wird oft verzichtet. Auch der Weg in die Synagoge ist mit Gefahren verbunden. Darum laden wir für ein Zeichen der Solidarität mit Israel und der jüdischen Gemeinde Hanau ein.

Wenn am kommenden Freitag jüdische Gottesdienstbesucher ihren Schabbat beginnen und außerdem das zweite Licht des Chanukkafestes anzünden, sollen sie wissen, dass aus der Mitte der Zivilgesellschaft heraus Menschen aus Hanau und Umgebung an den Sorgen der Gemeinde Anteil nehmen und ihre Verbundenheit zum Ausdruck bringen wollen.

Auch wenn die Polizei für die Sicherheit sorgt, geht es um eine symbolische Geste: Nie wieder sollen sich Jüdinnen und Juden in Deutschland ausgegrenzt fühlen. Antisemitisches Verhalten muss aufgedeckt und geächtet werden. Aus demokratischen und religiösen Gründen setzen wir uns dafür ein, dass sie sich in Deutschland und auch in Hanau zu Hause wissen.

Wir rufen alle Demokraten, die sich Sorgen über einen zur Bedrohung werdenden Antisemitismus machen, auf mit der Mahnwache ein Zeichen zu setzen. Wir rufen die Religionsgemeinschaften auf gerade in dieser Lichterzeit Anteil zu nehmen an den derzeitigen Sorgen jüdischer Gemeinden.

In ihren Synagogen wird am Freitagabend der Schabbat begonnen und es findet zugleicht am 8.12. der zweite Tag des Chanukkafestes statt. Jüdinnen und Juden feiern ihr Lichterfest in einer Zeit, in der die Christen Advent feiern. Beide vereint, dass mit den Lichtern der Wunsch für eine bessere Gesellschaft zum Ausdruck gebracht wird. Darum werden wir vor dem Gebäude der jüdischen Gemeinde mit Kerzen stehen. Gerne kann eine solche mitgebracht werden.

Wir wollen in eindrucksvoller Stille zum Ausdruck bringen, was uns wichtig ist: jüdische Menschen in Hanau sollen sich wohlfühlen und von der Zivilgesellschaft, für die wir stehen, angenommen wissen.

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03 Dez
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Sonntagsgruß zum ersten Advent, 3.12.2023

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…..“

Seit Montag haben die Weihnachtsmärkte ihre Türen geöffnet und locken uns mit dem Duft nach Bratwurst, Kartoffelpuffern, Lebkuchen und anderen Leckereien aus dem Haus.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit….“

Seit dem 1.Dezember dürfen auch wieder die Türchen der Adventskalender geöffnet werden, die bei vielen Kleinen –und vermutlich auch einigen Großen- zuhause hängen und so manche Überraschung versprechen.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit….“

Die Türen und Tore sind auch in den Kaufhäusern und Boutiquen weit geöffnet, denn jetzt ist die Kundschaft kaufwillig, man will sich ja hübsch machen fürs große Fest und auch die richtigen Geschenke finden und kaufen.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…..“

ja, so singen wir wieder ab dem ersten Advent in einem der bekanntesten Adventslieder, das sich passenderweise an erster Stelle im Gesangbuch befindet. Doch welche Türen und Tore sind denn gemeint?

Soll es tatsächlich ein Aufruf sein zu jährlichem Einkaufsstress, Konsum-Marathon, den gegenseitigen Erwartungshaltungen vom perfekten Fest und dem seichten Weihnachtsliedergedudel aus der Lautsprecheranlage, was sowieso niemand im großen Gedränge hört? Vermutlich nicht!

Zum einen: das Lied ist im 17. Jahrhundert entstanden und kannte diese Themen ganz sicher noch gar nicht. Zum anderen: der Liedtext geht ja weiter und verheißt uns Großes, nämlich die Ankunft des „Herrn der Herrlichkeit, des Königs aller Königreich, des Heilands aller Welt zugleich“. Ein ganz besonderer Besuch, auf den wir da warten und da ist es bestimmt doch auch nachvollziehbar, wenn wir darüber nachdenken, was es zu einem so außergewöhnlichen Anlass zu essen geben soll, was die Familie anzieht oder welche Präsente man bereit halten möchte. Also müssen wir doch in das weihnachtliche Einkaufsgetümmel? Das darf natürlich jeder für sich selbst entscheiden und sicher macht es auch Freude, die weihnachtlich dekorierte Stadt zu erkunden, die staunenden Kinder vor den großen Schaufenstern mit den vielen Spielsachen zu betrachten oder auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein oder Kakao zu genießen. Das alles macht doch auch den Advent aus und ist ein Teil unserer Vorbereitung auf das große Fest. Aber eben nur ein Teil. Denn erst am Heiligen Abend wird unser Warten auf die Ankunft belohnt. Und dann reicht es eben nicht aus, wenn nur die Türen und Tore der Städte, Buden und Kaufhäuser geöffnet sind.

Das wird uns in der dritten Strophe deutlich gemacht: „O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat. Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein……“

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit……

Nicht nur Land und Stadt sind aufgerufen, sich vorzubereiten, sondern eben auch wir. Nur wenn wir unsere Herzen öffnen, kann der König darin einziehen, können wir den tiefen Sinn der Advents- und Weihnachtszeit verstehen. Und auch das ist ein Teil der Adventszeit: mal zur Ruhe kommen, sich auf das Wesentliche besinnen und sich vorbereiten auf die Ankunft Jesu Christi. Denn er kommt, jedes Jahr aufs Neue, wenn wir Weihnachten feiern. Und da ist es doch schön, wenn wir ihn entspannt, freudig und mit offenen Herzen empfangen können. Amen

Ich wünsche Ihnen/euch allen eine gesegnete Adventszeit

Vera Schwarz

Lektorin in Gronau und Niederdorfelden

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