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Hochmut kommt vor dem Fall
23 Aug
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Sonntagsgruß zum 11. Sonntag nach Trinitatis

Im Jahr 1985 hatte ich ein Vorstellungsgespräch in einer Bank. Zu dritt saßen wir Anwärter auf einen Ausbildungsplatz vor den Personalbetreuern und beantworteten, so gut es eben ging, ihre Fragen. Doch dann stockten wir alle drei, denn wir wurden nach unseren guten Eigenschaften gefragt. Keiner von uns rührte sich, denn vermutlich dachten auch die beiden anderen dasselbe wie ich: „Ich kann doch hier nicht einfach so angeben. Das macht man einfach nicht!“ Ich hörte quasi meine Oma mit ihrem Lieblingszitat, das sie gerne benutzte, wenn sie mal wieder von einem Skandal in ihren geliebten Klatschblättchen las: „Hochmut kommt vor dem Fall.“

Wollte ich in einem Vorstellungsgespräch arrogant ankommen? Natürlich nicht. Aber andererseits hatte der Personalbetreuer ja ausdrücklich danach gefragt. Also gab ich mir einen Ruck und sagte offen, dass ich so erzogen wurde, dass es sich nicht gehört, sich selbst zu loben, aber da ja eine Antwort erwünscht wurde, würde ich eben beginnen. Die augenzwinkernde Antwort des Prüfers war: „Eine gute Eigenschaft kennen wir jetzt schon von Ihnen, Sie sind mutig!“

Später wurde uns dreien klar: Hier ging es nicht um ein Prahlen, sondern einfach nur um gesundes Selbstvertrauen. Zeig, was du kannst, aber belächle nicht andere, die dazu (noch) nicht in der Lage sind. Es ist nicht schändlich, seine Fähigkeiten zu benennen.

Nur wer sich selbst überschätzt oder wegen seiner Talente geringschätzig auf andere herabschaut, ist auch tatsächlich hochmütig. Im Wochenspruch für diese Woche thematisiert dies auch Petrus in einem Brief an seine Gemeinde: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ (1.Petrus 5,5b) Dabei ruft er die Ältesten der Gemeinde auf, ihre Gemeinden aus freiem Willen zu leiten und zu lehren ohne nach Gewinn zu trachten oder über die Gemeinde herrschen zu wollen. Und auch die Jüngeren in den Gemeinden sollen sich nicht über die Älteren erheben, sondern auf ihre Ratschläge hören. Und alle gemeinsam sollen dabei in Demut leben.

Demut – wann haben Sie das Wort das letzte Mal verwendet? Ich könnte es von mir nicht sagen und denke erst mal an Unterwerfung und absolute Ergebenheit. Aber dann schaue ich mir noch eine Definition an: „Demut – das Zurückzunehmen der eigenen Interessen gegenüber einer höheren Macht oder gegenüber einer Gemeinschaft.“ Wer demütig ist, stellt demnach seine eigenen Ansprüche nicht in den Vordergrund und hat das auch nicht nötig. Ein schöner und erstrebenswerter Gedanke: Wir zeigen uns demütig vor Gott, aber auch und gerade im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen. Das würde so manches Kräftemessen, z.B. im Berufsleben, im Keim ersticken und zu vermutlich schnelleren und produktiveren Ergebnissen führen. Also üben wir uns in Demut, indem wir selbstbewusst unsere von Gott gegebenen Talente einsetzen, aber dabei nicht hochmütig auf andere herabschauen. Das können wir jeden Tag neu versuchen und dabei auf Gottes Gnade hoffen. Amen

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen und euch

Vera Schwarz
Lektorin der Kirchengemeinden Niederdorfelden und Gronau

Herzliche Einladung zum Gottesdienst am Sonntag, 20.8.23 um 10 Uhr in Gronau.


Bild: Von Lestat (Jan Mehlich) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

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21 Aug
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Sopran- Alt- Bass… Singen macht Spaß!!

Singen mit dem „Chorbuch a tre“

Am Sonntag, den 17. September lädt Bezirkskantorin Rike Alpermann-Wolf von 15 bis 18 Uhr in die evangelische Kirche Rodenbach ein, um dreistimmige Lieder und Gesänge aus dem Chorbuch zusammen zu singen und zu probieren..
Notenkenntnisse sind immer hilfreich, müssen aber nicht vorhanden sein. Das Chorbuch kann an dem Tag ausgeliehen werden.
Bringen Sie bitte ihre eigene Kaffeetasse, gute Laune und…. Ihre Stimme mit.

Anmeldung (mit Angabe der Stimmlage) bitte bis zum 10. September bei:
Rike.Alpermann-Wolf@ekro.de oder telefonisch: 06184/993867.

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12 Aug
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Sonntagsgruß zum 10. Sonntag n.Tr. (Israelsonntag)

am 13. August 2023

Wenn ich in mittelalterlichen Orten unterwegs bin, bleibe ich oft auch vor Häusern stehen, an denen Haussprüche festgehalten sind. Und so gehört es für mich auch dazu, diese Sprüche zu entziffern. Da ist von Feuer und Krieg die Rede, aber auch von Neid und Neuanfang, da werden die Handwerksfähigkeiten gelobt und/oder einfach nur die Namen der Bauherren genannt. Erstaunlich oft wurde in früheren Zeiten ein Bekenntniswort in die Balken geschnitzt oder in den Stein geschlagen. Der Anlass des dort stehenden Satzes wird nicht genannt, er steht da und will einfach nur gelesen sein.

Und als ich den Wochenspruch für die kommende Woche las, musste ich gleich an mehrere Häuser denken, an denen ich genau diesen Spruch schon gelesen hatte. Und es waren meist ganz einfache schlichte Häuser, ohne Schnörkel. Sie strahlten Reichtum aus, aber keinen Protz.

„Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat.“

Dabei denke ich auch an Jerusalem, die Stadt des „göttlichen Friedens“, so die Übersetzung. Wo ist der Friede in dieser Stadt zu sehen. Schon zu Jesus Zeiten kamen ihm die Tränen. Es war nicht das Treiben im Tempel, es waren nicht die Römer, die diese Stadt durch ihr Tun missachteten, es waren auch nicht die Entgleisungen gegen Gott, den Herrn … es war diese unendlich scheinende Uneinsichtigkeit des Volkes. Er erlebte es an sich selber, wenn er durch das Land ging. Da war die Offenheit derer, die etwas von ihm wissen wollten, die ihm gerade zu an den Lippen hingen, die endlich „gute Nachrichten“ hören wollten. Und auf der anderen Seite waren die Sturköpfe, die sich in ihrer Verbohrtheit nicht bewegen mochten, aus Angst, sie könnten den Sinn ihres Lebens verlieren und die dann alles verurteilten, verteufelten, auszurotten versuchten was anders war als ihr Denken und die dabei notfalls auch über Leichen gingen.

Wir brauchen heute gar nicht die Tagesschau einzuschalten, um zu entdecken, dass sich in Jerusalem seit den Tagen des Jesus von Nazareth scheinbar nichts geändert hat. Wir brauchen gar nicht nach Jerusalem oder Israel zu blicken. Wenn wir zu uns selbst ehrlich sind, können wir auch ganz locker bei uns hier in Deutschland bleiben. Wenn Gott der Herr eines Volkes ist, dann geht es ihm gut. Das war schon immer so, seit den ersten Tagen der Weltgeschichte. Wenn einem aber der Teufel dauernd im Nacken sitzt und mitmischt, dann ist es spätestens mit dem Wohlgehen vorbei, dann habe ich nur noch Angst. Schauen wir uns um – das ist doch leider die Wirklichkeit: Angst und Furcht, was noch alles kommen könnte. Und warum ist das so? Ich denke, weil wir aufgegeben haben, unserem Gott etwas zuzutrauen. Darum: Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist!

Schauen wir mit Gottvertrauen in die Zukunft.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
herzlichst Ihre/Eure Angelika Steul
(Lektorin in Niederdorfelden)

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04 Aug
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lebendig – vielfältig – Hanau!

Förderkreis Marienkirche 2.0

Eine historische und aktuelle Kirche: offen, multikulturell, interreligiös; spirituell und lebendig! Das unterstützt der Förderkreis »Marienkirche 2.0«, der sich nicht nur der Erhaltung der Marienkirche verpflichtet weiß, sondern das Leben in dieser wunderbaren Kirche fördern will. Dazu werden neue Formen von interkulturellen und interreligiösen Begegnungen entwickelt und neue Seiten kirchlichen und spirituellen Lebens aufgeschlagen.

Alle sind in der wunderschönen Marienkirche willkommen. Die Geschichte dieser Kirche reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Sie steckt voller spiritueller und historischer Schätze, die es zu erkunden und zu erhalten lohnt. Die Grafengruft ist in Hanau einzigartig und hat Bedeutung für die Stadt-, Landes- und Kirchengeschichte. Hier liegt der Gründer der Hanauer Neustadt, Graf Philipp-Ludwig II., seit 1612 als erster bestattet. Er prägte ebenso das Glaubensleben mit der Einführung des streng reformierten Bekenntnisses. Viele Bilder in der Kirche fielen damals dieser zweiten Reformation zum Opfer. Nur die Glasmalereien im Chorraum sind verblieben und bis heute erhalten. Wissenschaftliche Untersuchungen haben bestätigt, dass diese Malereien aus der Zeit von 1495/96 in großen Teilen original erhalten sind. Der gotische Chorraum, der 1485 bis 1492 erbaut wurde, hat mit seinem historischen Kreuzrippengewölbe selbst das Bombardement Hanaus überstanden, während der größte Teil der Kirche 1945 in Schutt und Asche lag. Der Schlussstein mit dem auferweckten Jesus und der ersten Zeugin dieses Lebens, Maria Magdalena, trägt nicht nur seit dem 15. Jahrhundert die komplette Last des Kreuzrippengewölbes, sondern symbolisiert auch den spirituellen Mittelpunkt mit dem Bekenntnis zu dem Leben, das den Tod durchbricht. Es bleibt ein Wunder, dass dieser Schlussstein auch die Last der Bomben überstanden, getragen und gehalten hat.

Seit dem 13 Jahrhundert hat die Kirche viele Umbauten und Veränderungen erfahren. Hier seien aktuell die große Grenzing-Orgel von 2004 und der Tafelaltar, der sich zu einem einladenden Tisch des Herrn mit etwa 80 Plätzen umbauen lässt, genannt. Die Marienkirche steht für ein lebendiges Konzept. Diese Lebendigkeit wollen wir im Alltag wie an Festtagen feiern und gestalten: »Marienkirche 2.0«!

Damit wir aber das Leben in dieser Kirche reformieren können, müssen Bauschäden beseitigt, muss die Kirche saniert werden. Die aktuellen Instandhaltungsmaßnahmen werden etwa vier Millionen Euro kosten. Den größten Teil davon trägt eine kirchliche Stiftung. Die Landeskirche und die Stadt Hanau beteiligen sich, aber es fehlen noch etwa 500.000 Euro. Der Förderkreis »Marienkirche 2.0 | lebendig – vielfältig – Hanau!« hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Sanierungsprojekt zu unterstützen. Er wird offiziell am 24. September 2023 um 17 Uhr in der Marienkirche vorgestellt.

Alle, die an dieser Kirche Interesse haben und zum Erhalt dieses geschichtsträchtigen und spirituellen Ortes beitragen wollen, sind herzlich eingeladen, Mitglied im Förderkreis zu werden. Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen. Machen Sie mit?

 

 

 

Die Marienkirche braucht Sie!

Sie können die Sanierung mit Ihrer Spende direkt unterstützen:

 IBAN DE62 5065 0023 0000 050351 | Kirchenkreisamt Hanau | Stichwort: Spende Marienkirche 2.0

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Salz der Erde, Licht der Welt
29 Jul
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Licht und Salz

Ihr seid das Licht der Welt, sagt Jesus, das Salz der Erde. Das klingt so, als würde er seine Zuhörer und Zuhörinnen bei Laune halten. Mach ein paar Komplimente ans Publikum und du hast die Sympathien auf deiner Seite. Ist strategisch sicher gut, je nachdem, was danach kommt.

Ihr seid das Licht der Welt, sagt Jesus, das Salz der Erde. Das klingt wie etwas, das Folgen haben muss. Als Licht sollte ich auch leuchten. Selbst klarsehen, anderen den Weg erhellen. Als Salz sollte sich durch mein kleines Zutun Großes verändern. Auch gut, dann verstecke ich mich nicht dahinter, als Einzelne bei globalen Problemen sowie nichts ausrichten zu können.

Ihr seid das Licht der Welt, sagt Jesus, das Salz der Erde. Das klingt nach einem ziemlichen Vorschussvertrauen. Um Jesus herum werden kaum die Eliten der damaligen Gesellschaft gestanden haben oder die topausgebildete nächste Generation. Sondern ziemlich einfache Menschen, ich bin geneigt zu sagen, „normale Menschen“, sofern man darunter das ganze Spektrum von Fähigkeiten, Interessen, Weltzugängen versteht.

Ihr seid das Licht der Welt, ihr seid das Salz der Erde. – Wie klingt das für Sie? Nach Beruhigung? Beunruhigung? Oder nach Vorschussvertrauen? Und würden Sie so einer Beschreibung Ihrer Selbst Glauben schenken?

Vielleicht können Sie mit diesen Bildern Licht und Salz auch wenig anfangen. Zu groß, zu leuchtend, zu erwartbar. Dann lohnt es einen Schritt beiseitezutreten und zu fragen: Was trifft für Ihren Glauben (oder den der anderen) eher zu: Handelt es sich dabei um etwas, das beruhigt, das die Welt und unser Zusammensein mit einem tieferen Sinn versieht? Oder steckt im Glauben eher ein kleiner Stachel, der an die eigene Verantwortung erinnert? Eine Unruhe, die Ihnen zuflüstert, es gibt noch so viel mehr als das, was du siehst und für wirklich und möglich hältst?

Wenn Glaube nur das eine oder nur das andere ist, dann kann etwas fehlen. Wenn mein Glaube nur beruhigt und beschwichtigt und beschönigt, fällt er in sich zusammen, sobald in mein Leben etwas einbricht, das nicht zu beschönigen ist. Wenn mein Glaube hingegen nur beunruhigt und dieser Welt die ganz andere Welt gegenüberstellt, die im Zweifel immer recht hat, wird aus Verantwortung irgendwann ein Abgesang auf das Hier und Jetzt.

Mein Glaube braucht beides, Ruhe und Unruhe, muss mich manchmal trösten und in den Schlaf wiegen und dann wieder aufstören und zum Handeln drängen. Und das Vorschussvertrauen? Das ist das Beste. Wenn ich mich angesprochen fühle – von Gott, von der Welt, von bestimmten Menschen – dann weiß ich: Mir wird gerade auch etwas zugetraut. Ich werde nicht nur passiv zwischen Zuspruch und Anspruch hin- und hergeworfen, sondern ich gestalte hier selbst etwas mit. Ich leuchte. Ich salze. Und wenn ich das vergesse, gibt es andere, die mich daran erinnern.

Weiter mit Licht und Salz geht es am Sonntag in der Kirche Niederdorfelden beim Gottesdienst mit Abendmahl und Kirchenkaffee im Anschluss – ganz herzliche Einladung dazu!

Herzliche Grüße!
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tobias Heymann

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Klinik_Kapelle
28 Jul
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Licht entzünden in der Kapelle des Klinikums Hanau

LED-Leuchtmittel machen es möglich: In der Kapelle des Klinikums Hanau kann von Besucher*innen seit kurzem ein Licht entzündet werden. Der kürzlich angeschaffte LED-Licht-Ständer wird von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und vom Bistum Fulda gemeinsam finanziert. Beim ökumenischen Jahresgespräch konnten die Vorgesetzten der Hanauer Klinikseelsorger*innen ausprobieren, wie es funktioniert. Einfach ein LED-Teelicht von der unteren Ablage nehmen, auf einen der vorgesehenen Plätze platzieren, und schon leuchtet es. So können Mitarbeitende des Klinikums, Patient*innen und Angehörige ein Licht entzünden für ihre Gebete oder für Menschen, an die sie denken. Vom ersten Tag an wird davon rege Gebrauch gemacht. Manche nutzen auch die Möglichkeit, eine Münze in die Spendenkassette zu werfen. Das ökumenische Team der Klinikseelsorge freut sich, dass der neue Lichtständer so gut angenommen wird.

Bild aus der Kapelle des Klinikums Hanau (v.l.n.r.): Dr. Andreas Ruffing (Dezernent für diakonische Seelsorge Bistum Fulda), Pfarrerin Beatrice Weimann-Schmeller (St. Vinzenz-Krankenhaus), Pfarrerin Simone Heider-Geiß (Klinikum Hanau), Pastoralreferent Dr. Peter Henneveld (Klinikum und St. Vinzenzkrankenhaus Hanau), Pastoralreferentin Anna Hartmann (Klinikum Hanau), Pfarrerin Margret Ortmann (Klinikum Hanau), Pfarrerin Birgit Inerle (Referatsleiterin Sonderseelsorge Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck).

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