Blog

02 Mrz
0

Eine lebendige Kirchengemeinde – Neujahrsempfang der Evangelischen Stadtkirchengemeinde

Gemeinschaft, Austausch und gute Unterhaltung: Beim Neujahrsempfang der Evangelischen Stadtkirchengemeinde am 2. Februar in der Alten Johanneskirche trafen Haupt- und Ehrenamtliche zusammen und genossen einen geselligen Abend. Neben viel Raum für Gespräche sorgten ein mu­sikalisches Rahmenprogramm und Berichte aus der Gemeinde für Anregung und Unterhaltung.

 

Pfarrerin Kerstin Schröder begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste und freute sich, dass so viele der Einladung gefolgt waren. Sie nutzte die Gelegenheit, sich vor allem bei den vielen ehrenamtlich Aktiven zu bedanken, die sich auch im vergangenen Jahr wieder auf unterschiedlichste Weise für ihre Kirchengemeinde engagiert haben. Neben Informationen zum Fortschritt des Fundraising-Projektes »Marienkirche 2.0«, einem Bericht zum kürzlich stattgefundenen Benefiz-Ball und der angedachten Neustrukturierung der Ehrenamtskreise standen aber auch die persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen der Anwesenden im Mittelpunkt. Moderiert von Victoria Becker, konnte jeder, der wollte, in einer offenen Runde seine Gedanken dazu teilen, welche Momente er ganz besonders mit seiner Stadtkirchengemeinde verbindet. Dabei wurde schnell deutlich: Es sind vor allem die Begegnungen miteinander, der Einsatz für gemeinsame Ziele und Projekte und der Raum zum aktiven Ausleben des Glaubens, die den Menschen am Herzen liegen.

 

Neben vielen interessanten Gesprächen durfte selbstverständlich auch eine kulinarische Stärkung für die Gäste nicht fehlen. Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang von Jochen Engel und Sohn. Pfarrer Werner Kahl, Chid Chamberlain und Jochen Engel sorgten für eine kurze musikalische Reise ins ferne Afrika und Kantorin Johanna Winkler gab eine kleine Kostprobe ihres Könnens.

 

Jutta Link

WEITERLESEN
Erinnerung!
24 Feb
0

Sonntagsgruß: Erinnerung

Liebe Leserinnen und Leser,

Manchmal fällt mir bei den Traueranzeigen in der Zeitung der Satz auf: “Solange wir an dich denken, lebst du in unseren Herzen weiter.” Oder etwas anders formuliert: “In unserer Erinnerung bist du immer da.”

Wie ist das für Sie? Sind das Sätze, die traurig stimmen oder Hoffnung machen?

Eine Zeit lang lösten solche Sätze bei mir eher Beklemmung aus als Zuversicht. Denn es kommt ja unweigerlich der Moment, an dem es mit der Erinnerung an meine Lieben nicht mehr weit her ist, entweder weil ich Stück für Stück meine eigenen Erinnerungen verliere oder weil ich selbst nicht mehr auf dieser Erde Schritte gehe, Gedanken denke und Erinnerungen pflege. Was ist dann mit den Menschen, um die ich heute trauere? Sind sie dann ‘wirklich verschwunden’? Dann würden diese Sätze eher ein Aufschub sein als eine Hoffnung. Und sie halten im Endeffekt viel weniger, als sie versprechen.

Aber es geht auch anders: Wenn diese Sätze stimmen und ich sie wörtlich nehmen darf, dann ist es doch bemerkenswert, wozu unsere Erinnerung in der Lage ist! Sie kann viel mehr als sich lückenhaft an die zuhause vergessene Einkaufsliste erinnern, viel mehr als Vergangenes abbilden und abrufen. Sie macht lebendig, sie wirkt in der Gegenwart und auf die Zukunft. In diesen Sätzen wirkt sie stärker als der Tod. Nicht so, dass es in unserer Welt keinen Tod mehr gibt, sondern so, dass er nicht das letzte Wort hat. Diese Sätze lösen, wenn das so ist, viel mehr ein, als sie versprochen haben.

Gut möglich, dass der erste Gedanke zu düster ist und der zweite zu euphorisch.

Mir tut es da gut, bei den eigenen Fähigkeiten nicht stehen bleiben zu müssen – weder bei den begrenzten Möglichkeiten noch bei denen, die das eigene Leben übersteigen.

Wenn wir uns von einem geliebten Menschen verabschieden, heißt es bei uns: “Er ist jetzt bei Gott im Himmel” oder auch “In Gottes Erinnerung bleibt sie lebendig.” Dann ist es nicht meine Erinnerung, die dafür verantwortlich ist, dass ein Mensch, der gestorben ist, nicht verschwindet, sondern wir alle gehören einer größeren Erinnerung an – und gehören darin zueinander.

Und wenn schon menschliche Erinnerung mehr ist und kann als Vergangenes zu wiederholen – muss das dann für Gottes Erinnerung nicht auch gelten? Im Alten oder Ersten Testament ist immer wieder von Gottes Erinnerung die Rede: Er erinnert sich an Noahs Familie und an die Tiere in der Arche, bevor er das Wasser wieder sinken lässt. Gott erinnert sich an die Israeliten und Israelitinnen in Ägypten, bevor er sich Mose offenbart. Gottes Erinnerung ist hier nichts weniger als Rettung, Neuschöpfung, und neues Leben.

Warum nicht nur Gottes Erinnern, sondern auch Gottes Vergessen Leben schafft und wie es sein kann, dass Menschen Gottes Erinnern auf die Sprünge helfen – darum geht es im Gottesdienst am Sonntag in Niederdorfelden.

Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes Wochenende mit Zeit für Erlebnisse und für Erinnerungen! Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann

Unsere nächsten Gottesdienste – wir freuen uns auf Sie!
So, 25.02. 10h Niederdorfelden
“Die Erinnerung… macht’s möglich!”

Fr, 01.03 Weltgebetstag 18:30h St. Maria
“Palästina – durch das Band des Friedens”

So, 03.03. 10h Gronau
“Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden”

So, 03.03 16h Trubelkirche Niederdorfelden (Gem.zentr.)
“Paulus – vom Blitz getroffen”

WEITERLESEN
Grundsteinlegung Gemeindehaus
23 Feb
0

Ein Traum geht in Erfüllung

Grundsteinlegung: Der Bau des evangelischen Gemeindehauses in Bischofsheim ist gestartet.

Pfarrerin Kirsten Schulmeyer kann ihr Glück kaum in Worte fassen. „Wir bauen ein Gemeindehaus direkt neben der Kirche. Alle Veranstaltungen können verwoben werden.“ Das neue Haus wird deutlich kleiner sein als das Gebäude in der Rhönstraße, aber dafür wird es ein zeitgemäßes Haus werden. Ein Haus, in dem gefeiert und gesungen wird, ein Haus. „Suchet der Stadt Bestes“, heißt es in der Bibel und in diesem Sinne soll auch hier nach dem Besten gesucht werden für die Kirchengemeinde und die Stadt. „Dieses Gemeindehaus soll ein sichtbares Zeichen werden dafür, dass es Christen gibt in Bischofsheim, ein Zeichen dafür, dass wir Verantwortung übernehmen. Es soll ein Haus des Friedens werden, ein Haus der Demokratie und der guten Entscheidungen, ein Haus, das unter Gottes Segen steht“, sagte Schulmeyer zur Grundsteinlegung „Ich wünsche mir, dass in 20 Jahren die Menschen hier vorbeigehen und sagen: Weißt du noch, was wir hier alles erlebt haben.“ Dankbar sei sie, so Schulmeyer, dass heute ein Traum in Erfüllung gehe. Seit 20 Jahren ist sie Pfarrerin in Bischofsheim und in etwa so lange ist das Gemeindehaus Thema in der Kirchengemeinde. Gemeinsam mit Kirchenvorsteherin Kerstin Gries und unter versenkte sie eine Zeitkapsel in einem der Hohlziegel. Die kleine Metallkapsel beinhaltet die Hanauer Erklärung und einen Text des Kirchenvorstands. Die Kapsel wurde mit Unterstützung der Pfarrerin ordentlich eingemauert.
Auf der Baustelle ist die Bodenplatte fertiggestellt, die ersten Mauern sind Außenwände werden hochgezogen. Man sei ein aufgrund des schlechten Wetters – Nässe und Frost – ein wenig in Verzug, aber nun könne es mit dem Rohbau zügig vorangehen. In etwa kann man die Raumaufteilung erahnen, wo sich Gemeindesaal, Küche und Büroräume befinden werden. Die für Planung und Ausführung verantwortlichen Architekten Franz und Annett Eschmann aus Bischofsheim nannten am Rande der Veranstaltung ein paar Daten und Fakten liefern.
Das Gemeindehaus umfasst ca. 370 Quadratmeter Grundfläche davon nimmt der Gemeindesaal etwa 120 Quadratmeter ein. Der Raum bietet Platz für eine Bestuhlung mit 80 bis 100 Sitzplätzen. Mithilfe einer Trennwand lässt er sich in kleinere Einheiten unterteilen. Das behindertengerechte Gebäude ist mit weiteren Büro- und Besprechungsräumen weiteren ausgestattet, für Sitzungen und Besprechungen oder für die Jugendarbeit. Es besitzt ein begrüntes Flachdach, auf dem eine Fotovoltaikanlage geplant ist. Er plane mit einer Bauzeit bis März 2025, so Franz Eschmann. Nicht nur für die Kirchengemeinde, sondern für das öffentliche Leben in Bischofsheim sei von Vorteil, dass hier an einem zentralen Platz keine Wohnbebauung entstehe, sondern ein Gemeindehaus. Man könne das Gebäude in das Straßenfest oder den Weihnachtsmarkt einbeziehen und hier zum Beispiel eine Ausstellung zeigen, meinten die Architekten. Dass nicht nur kirchliche Veranstaltungen im neuen Gemeindehaus stattfinden können, sondern ein offenes Haus neben der Kirche entstehen solle, das ist auch im Sinne des Kirchenvorstands. Kantorin Andrea Tetens sieht noch weitere Vorteile: „Wir können uns hier in Ruhe auf die Konzerte vorbereiten, uns hier umziehen.“, sagt sie voller Vorfreude.
Das nächste Ereignis auf der Baustelle, das die Kirchengemeinde dann in größerem Rahmen feiern will, wird das Richtfest in zwei Monaten sein.

WEITERLESEN
Johanna Winkler
23 Feb
0

Über die Musik zur Kirche

Johanna Winkler ist die neue Stadtkantorin in Hanau

Mit dem Orgelmärchen hat sie nicht nur erste musikalische Akzente in der Marienkirche gesetzt, sondern sich in die Herzen der Kinder gespielt. „Die Kinder durften nach dem Konzert auf die Empore und sich die Orgel aus der Nähe anschauen und die Register ziehen“, freute sich Johanna Winkler über den Anklang ihrer ersten „Motette in Marien“. Die 32-Jährige ist seit Anfang des Jahres Kantorin in der evangelischen Stadtkirchengemeinde Hanau und damit die Nachfolgerin von Christian Mause. „Ich freue mich sehr, hier in Hanau zu sein. Ich bin begeistert von den vielen Möglichkeiten, die sich hier bieten, um den kirchenmusikalischen Schwerpunkt weiterzuentwickeln. Das ist zudem meine erste alte Kirche als Kirchenmusikerin, bisher habe ich nur in modernen Kirchengebäuden musiziert.“ Mit der Kantorei, dem Kammerchor und der 2004 eingebauten „Grenzing-Orgel“ mit ihrem Klangreichtum zählt die Marienkirche zu den musikalischen Zentren im Kirchenkreis und darüber hinaus. „Ich freue mich, diese Arbeit hier fortsetzen zu können. Das ist ein großes Privileg – und für Kirchenmusiker natürlich eine Traumstelle. Dafür habe ich studiert.“

Musik, Kirchenmusik, das ist eine wesentliche Konstante im Leben von Johanna Winkler. Dabei fing es beinahe dramatisch. „Gesungen habe ich schon als kleines Kind sehr gerne. Deshalb haben mich meine Eltern im Kinderchor angemeldet. Die erste Probe nach den Sommerferien fiel auf meinen vierten Geburtstag. So stand ich da und weinte, bis die Chorleiterin herausgefunden hatte, was los war. Dann stimmten die Kinder für mich ein Geburtstagsständchen an. Ich durfte mitsingen und ich weiß noch genau, wie glücklich ich in diesem Moment war.“ In ihrem Heimatort Bad Soden-Salmünster sang Winkler im Kinder- und später im Jugendchor und der Kantorei der Kirchengemeinde, sie probte mit unterschiedlichen Projektchören für besondere Konzerte wie das Weihnachtsoratorium „Der Messias“ von Händel, lernte Klavier und Orgel. „Ich habe meinen Zugang zur Kirche über die Musik gefunden. Vor allem meine Mentorin, die viel zu früh verstorbene Bezirkskantorin Karin Dannenmaier, hat mich vom Kinderchor bis zum Studium der Kirchenmusik begleitet. Musik erreicht und berührt die Menschen emotional. Gute Gottesdienste und Veranstaltungen sind getragen von einer Stimmigkeit zwischen Wort und Musik.“
Johanna Winkler studierte Bachelor und Master Kirchenmusik in Frankfurt am Main und schloss außerdem ein Masterstudium im Fach künstlerische Instrumentalausbildung Orgel ab. Winkler blieb in Frankfurt und wirkte dort als Dekanatskantorin in verschiedenen Kirchen und Gemeinden. Zwölf Jahre lang hat sie in der Mainmetropole Berufserfahrung gesammelt. In Frankfurt gebe es für Kinder und Erwachsene eine große Auswahl an zum Teil sehr guten Chören. „Da ist es nicht einfach, in den einzelnen Kirchengemeinden stabile Chöre aufzubauen.“, sagt Winkler. Trotzdem sei es ihr gelungen, in zwei Gemeinden Kinderchöre zu gründen, die innerhalb von kurzer Zeit auf 35 und 70 Sängerinnen und Sänger angewachsen sind.

Der musikalische Nachwuchs liegt der jungen Kantorin ganz besonders am Herzen. Auch in Hanau will die Leiterin der Kantorei und des Kammerchors ein Angebot für Kinder und Jugendliche aufbauen und einen Kinderchor gründen. Einen Starttermin gibt es noch nicht. „Im Augenblick bin ich damit beschäftigt, das Jahresprogramm zusammenzustellen, das Büro einzurichten und die vielen Menschen kennenzulernen. Es strömt gerade viel Neues auf mich ein.“ Entspannung findet die Kirchenmusikerin bei Spaziergängen in der Natur, beim Fotografieren, Lesen oder beim Sport. Noch pendelt Winkler zwischen ihrem Wohnort Frankfurt und Hanau, langfristig will sie mit ihrem Ehemann näher an ihren Arbeitsplatz heranrücken. „Ich habe ja auch am Abend Termine, da ist es schon praktisch, wenn ich zwischendrin kurz nach Hause fahren kann.“

Viel Zeit, um sich einzuarbeiten, bleibt der Stadtkantorin nicht, der musikalische Terminkalender ist bereits gut gefüllt.
Am 25. Februar feiert die Stadtkirchengemeinde die Einführung der Kantorin. Es folgt am 9. März die Motette in Marien und der Kammerchor probt bereits intensiv für die Motette am Karsamstag. Gegen Ende des Jahres steht die Aufführung „Der Messias“ auf dem Programm.

WEITERLESEN
Sonntagsgruß: Ich hab geträumt.
17 Feb
0

Sonntagsgruß: ich hab‘ geträumt

Liebe Leserinnen und Leser,

Nachts schweißgebadet aufwachen, langsam im Dunkeln sich ertasten, ob das was da gerade an Gefühlen, an Bildern, an Worten und Geräuschen durch den Kopf gerast ist, wirklich Realität war. Es hat sich zumindest ganz schön bitter angefühlt wie Realität – und eigentlich war es alles andere als schön, sondern stress pur: So ein Albtraum. Kennen Sie sicher. Und dann, dann gibt es den Moment, wo wir einfach in den Himmel starren. Im februargraublau verschleierten Himmel sammeln sich Bilder und Geschichten. Möglichkeiten projiziert unsere Fantasie an das Himmelszelt – den Traum von Frühlingsfarben, von Tischen voller Hummer und Kaviar im Überfluss, den Moment zu lachen, frei zu sein und einfach über all das hinwegzufegen was unter unseren Füßen und um uns her sich gedankenschwer an unsere Füße fesselt. Es ist der Traum, das das, was um uns ist noch anders werden kann. Es ist wie ein alter Traum, den unsere Bibel ungezählte male besingt: Vom Lamm beim Löwen, vom Kind, dass mit Ottern spielt, vom Moment, dass Menschen Brot teilen und es für alle reicht, vom Moment, dass ein Kind die Welt verändert und davon, dass Jesus stirbt und doch das letzte Wort noch lange nicht gesprochen ist.

Die Sängerin Sophie hat einen Traum besungen: Von einem Land in dem für immer Frühling ist, ein Land in dem keinem Menschen kalt ist, kein Boot mehr im Mittelmeer versinkt und diese Utopie doch Heimat ist – eben nicht nur blinde Träumerei. Wächst in dieser Heimat, in dieser Träumerei nicht eigentlich das, was wir glauben? Vielleicht ist es nur ne schnöde Schönwetterutopie. Vielleicht ist es aber einfach die große Weigerung von uns, sich der Realität, dem Hass und der achselzuckenden Erhitzung entgegen zu stellen und den Traum zu haben – den Traum, dass eben nicht der Gleichschritt wiederkehrt, dass nicht die Ausbeutung weitergeht, dass nicht die Erschöpfung weiter mich umfängt. Manchmal, manchmal wach ich nämlich einfach aus dem Alltagsgrau erschöpft auf in meinen Traum vom Frühling. Und ich spüre dann: Hier ist Gottes Traum – Gottes Traum von dieser Welt.

Und dann, dann finde ich meinen Platz am Tisch, dann find ich meinen Ort – wo mit mir Brot geteilt wird, wo ich bin mit meinen Träumen – und da komm ich gerne hin.

Haben Sie schon einen Traum für diese Tage? Wollen Sie mit uns Träumen dieser Tage? Dann kommen Sie gerne vorbei und teilen mit den Konfirmand*innen am Sonntag im Gottesdienst in Gronau das Brot – oder träumen Sie am Morgen einfach in diese Tage hinein – wir sind sicher – Träume sind Gottes Geschenke.

Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tobias Heymann

WEITERLESEN
17 Feb
0

Erinnern – und ins Gespräch kommen

Der 19.Februar, seine Folgen und die Zukunft

Der 19.2. steht für eine Metapher in der politischen Auseinandersetzung, er steht für Gestaltungsaufgaben der Gesellschaft und stellt Fragen, die über Hanau hinausreichen. Der Blick richtet sich zurück, aber auch nach vorne, deshalb kann es keinen Schlussstrich geben, um der Zukunft willen. Mit nur wenigen Worten umriss Dekan Dr. Martin Lückhoff den Kernpunkt der Podiumsdiskussion „Erinnern – und ins Gespräch kommen“, zu der Kirchenkreis und Stadtkirchengemeinde Hanau in die Marienkirche eingeladen hatten.

Das Format: Podiumsdiskussion und offene Gespräche

Im ersten Teil der Veranstaltung stellte Yvonne Backhaus-Arnold, Redaktionsleitung des Hanauer Anzeigers, sensibel, aber dennoch konkret Fragen an ihre Gesprächspartner zu ihren persönlichen Erlebnissen am 19.2.2020. Es ging um Solidarität, um Aufklärung und Aufarbeitung der Ereignisse, um die Konsequenzen, die zu ziehen wären und um Wünsche für die Zukunft. Gesprächspartner waren Said Hashemi, Dr. Andrea Homeyer /Evonik), Oberbürgermeister Claus Kaminsky, Ajla Kühn und Markus Schneider (hr). Im zweiten Teil öffnete sich das Gespräch sich für die Gäste, die anschließend die Möglichkeit hatten, in kleinen privaten Runden ins Gespräch zu kommen.

Ajla Kühn und Said Hashemi erzählen
Der Blick ging zunächst zurück auf die Ereignisse am 19.02.2020. Ajla Kühn, Schwester von Hamza Kurtovic und Said Hashemi, Schwester von Said Nesar und Said Etris erzählten, wie sie ein normaler Tag für ihre Familie in der größtmöglichen Tragödie endete, die Menschen sich vorstellen können. Obwohl beide sehr gefasst und ruhig sprachen, spürte man, wie schwer es war, diesen Tag wieder aufleben zu lassen.
„Dann wurde uns mitgeteilt, dass mein Bruder tot ist. Die Atmosphäre in der Turnhalle, man hat die Angst und die Anspannung gespürt“, sagt Ajla Kühn. Die Familienangehörigen wurden in der Tatnacht mit einem Bus in eine Turnhalle gebracht, wo sie auf weitere Informationen warten mussten. „Die Namen wurden in der Halle vorgelesen. Wir waren sprachlos. Wir haben uns umarmt. – Meine Brüder waren damals 10 und 14 Jahre alt, wie soll ich ihnen das erklären?“, ging Saida Hashemi durch den Kopf, als sie Gewissheit hatte, dass Said Nesar getötet und ihr Bruder Eris schwer verletzt auf der Intensivstation lag.

Heiko Schneider berichtet
Heiko Schneider, der als einer der ersten Journalisten am Tatort war, erinnert sich, dass die Situation kaum greifbar war. Es kursierten in dieser Nacht jede Menge Gerüchte über Clan-Kriminalität bis hin zu Schießereien in anderen Stadtteilen.

„Hanau steht zusammen“
Für Claus Kaminsky gab es nur einen Bezugspunkt: „Die Angehörigen, die Angehörigen, die Angehörigen. Das Schlimme war, was willst du angesichts von so viel Trauer und Leid noch Tröstendes sagen?“ In diesen Tagen haben sich weitere Leitsätze entwickelt, so Kaminsky: „Hanau steht zusammen.“ und: „Sie waren keine Fremden.“

Die Tage danach bei Evonik: 3000 Menschen aus 50 Nationen
Dr. Andrea Homeyer erlebte eine aufgewühlte Belegschaft. „Alle waren sehr geschockt, sehr betroffen und fühlten sich hilflos.“ Evonik hat eine Möglichkeit für Solidaritätsbekundungen eingerichtet und in einer interkonfessionellen Gedenkstunde gemeinsam getrauert.

Aufarbeitung und Aufklärung
Zum vierten Jahrestag des rassistischen Anschlags sind immer noch Fragen der Angehörigen ungeklärt.
„Ich bin einfach enttäuscht.“, sagt Ajla Kühn und fragt „Wie konnte es so weit kommen? Kleine und große Fehler, alle zusammen führten dazu, dass die Tat so ausgeführt werden konnte. Vorher hatte ich ein anderes Sicherheitsgefühl.“

Das Sicherheitsgefühl
Dass in Hanau das subjektive Sicherheitsgefühl bis heute fragil und nachhaltig erschüttert ist, bestätigt auch OB Kaminsky: „Da fliegt ein Hubschrauber über der Stadt – da ahnen Sie, was bei mir los ist.“
Oberbürgermeister Kaminsky: „Es ist viel schiefgelaufen, ich habe dies als Auftrag verstanden, besser zu werden. Dass kein Wort im Koalitionsvertrag zu finden ist, halte ich für das falsche Signal.“

Rechtsextremismus
Der 19.2. ist auch immer ein Tag der Selbstvergewisserung über Hanau hinaus. Wie weit sind wir im Kampf gegen den Rechtsextremismus gekommen? Es ist nichts besser geworden. Das Fazit von OB Kaminsky ist ernüchternd. Andrea Homeyer sagt, auch die Unternehmen müssten sich an der Aufklärungsarbeit beteiligen. Evonik lege die Geschichte des Unternehmens offen, fahre mit 20 Mitarbeitern vier Tage lang nach Auschwitz, um die Menschen zu sensibilisieren. Auch „Wut-Ausbruchtage“, Erfahrungen mit Rassismus im Unternehmen offen anzusprechen, sei wichtig. „Die Rechten dürfen nie das letzte Wort haben.“

Der Blick nach vorne – ein Wunsch zum Abschluss

Claus Kaminsky
„Glaubt nicht, dass ihr dieses Thema der Politik überlassen könnt. Ich nehme viel Zuversicht mit. Bildung, Bildung, Bildung ist der Schlüssel. Es lohnt sich, sich für den demokratischen Rechtsstaat einzusetzen.“

Heiko Schneider:
„Ein Wunsch an die Politik: Lass euch was einfallen, damit wir die Menschen erreichen.“

Saida Hashemi: „Bildungsarbeit. Ich hoffe, dass das Zentrum für Demokratie und Vielfalt die Menschen mitnimmt.“

Ajla Kühn: „Ein Wunsch zum Schluss
„Mehr miteinander zu reden.“

Dr. Andrea Homeyer: „Ich habe zwei Wünsche. Ich wünsche mir, dass mehr Unternehmen diesen Weg gehen. Es braucht mehr Geld für die Bildung. Initiativen krebsen vor sich hin. Bildung ist das, was man allen mitgeben muss, damit die Welt ein wenig besser wird.“

Foto: Dr. Andrea Homeyer, Ajla Kühn, Yvonne Backhaus-Arnold, Saida Hashemi, Claus Kaminsky, Heiko Schneider

WEITERLESEN