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Sonntagsgruß: Chaos und Ordnung
12 Okt
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Sonntagsgruß: Chaos und Ordnung

Liebe Leserinnen und Leser,

Quizfrage: Womit beginnt die Bibel?

Manche sagen: Mit der Schöpfungsgeschichte. Andere sind spitzfindiger und sagen: Mit dem Licht, denn das hat Gott zuerst geschaffen. Manche sagen auch: Mit Gott, denn als es losging, war all das, was er geschaffen hat, ja noch gar nicht da.
Wir schlagen heute noch eine andere Lesart vor: Die Bibel beginnt mit dem Chaos.

Und das Chaos ist keine gottfeindliche Macht (sonst würde die Antwort: “Die Bibel beginnt mit Gott” nicht hinhauen, stattdessen müssten wir irgendwie zwei Götter zusammendenken) – das Chaos ist vielmehr alles, was da ist, so wie Gott am Anfang alles ist, was es gibt. Das haben wir uns nicht deshalb ausgedacht, damit sich das Chaos in den eigenen Räumen oder Unterlagen nicht so gravierend anfühlt, sondern das steht da. Am Anfang war die Erde “wüst und leer” (übersetzt Luther), aber auf Hebräisch lautet es: Die Erde war “tohuwabohu” – ein Ausdruck, der es bis in unsere Alltagssprache geschafft hat, von dem mancher kaum weiß, dass es Hebräisch ist, und der vor allem eins meint: Unordnung, Chaos, Zusammenhangslosigkeit. Weiter geht’s mit: “Und Gottes Geist schwebte über den Wassern” – in all diesem Durcheinander lässt sich nichts finden außer Gott.

Und dann geht es los. Gottes Worte ordnen das Durcheinander, indem sie Unterscheidungen schaffen. Licht und Dunkelheit (sind die Voraussetzungen für all die Schatten dazwischen), Meer und Land (sind die Voraussetzung für Moor und Watt), Himmel und Erde (sind die Voraussetzung für Wolken, Nebel und Wind). Gott ordnet und unterscheidet – und als er das tut, ist er nicht mehr allein: Es entsteht Platz für ein Gegenüber. Gott schafft die Welt, indem er Strukturen erschafft und sich gleichzeitig selbst daraus ein Stück zurückzieht.

Die Vorstellung, dass es mit dem Chaos begann und dass darin nichts als Gott war, versöhnt mit dem eigenen Chaos. Es erscheint voller Möglichkeiten und Potential (nicht als Ausweis des Scheiterns).

Und die Idee, dass Gott weniger Baumeister ist und vielmehr einer, der Platz schafft und sich selbst beschränkt, macht Mut dazu, nicht die eigene Präsenz wichtig zu nehmen, sondern den Raum, den wir anderen lassen. Hier entsteht Miteinander und Austausch.
Am kommenden Sonntag feiern wir in Gronau keinen Gottesdienst in der Kirche, sondern wir feiern Andacht im Feuerwehrhaus – da wird es wuseliger zugehen als bei uns und Raum zum Austausch ist im Anschluss reichlich gegeben. Wer neugierig ist auf noch mehr Ideen zu Chaos und Ordnung und sich fragt, was die Feuerwehr und der Hessische Frühschoppen damit zu tun haben – ist herzlich eingeladen um 11h dort mit uns zu feiern.

Und auch wenn wir uns dort nicht sehen, wünschen wir Ihnen eine gute Woche. Vielleicht entdecken Sie darin ja, bei welchen Gelegenheiten Ihnen Unordnung und darin aufkommende Gelegenheiten gut tun – und wann Sie sagen: Hier tut es mir gerade gut zu unterscheiden, damit die Dinge in mir und um mich herum in Ordnung kommen.

Herzliche Grüße Ihre Pfarrer*innen Maraike Heymann und Tovja Heymann

Unsere nächsten Gottesdienste – Wir freuen uns auf Sie!

So, 13.10.2024 11h Gronau Feuerwehgerätehaus
Andacht zum hessischen Frühschoppen

So, 20.10.2024 15h Budge-Stiftung (Wilhelmshöher Str. 279 in Frankfurt) 15h
Feier des Laubhüttenfestes “Gottesdienst zu Tisch” mit Pfrin. K. Fuchs und Rabbi A. Steiman

So, 27.10.2024 10h Kirche Niederdorfelden
Kerbgottesdienst

18h “Geschmackvoll”
Wein und Worte – Gottesdienst im Weinladen zum Thema Genuss

Hinweis: Kreatives Chaos? Manchmal tut’s auch eine kreative Pause: Den nächsten Sonntagsgruß gibt es in 14 Tagen.

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12 Okt
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Ökumenische Feier zum Tag der Sternenkinder am 15. Oktober 2024

Ökumenische Feier zum Tag der Sternenkinder am 15. Oktober 2024

an der Nidderauer Gedenkstätte für Sternenkinder auf dem Friedhof Heldenbergen
mit kreativer Einstimmung um 16 Uhr und
Beginn der Feier um 17 Uhr
Herzliche Einladung!

Friedhof Heldenbergen, Friedberger Str. 35, 61130 Nidderau

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11 Okt
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„Bücher retten Fenster“

Donnerstag, 17. Oktober, 15.00 – 20.00 Uhr, Feierabendmarkt

Die Aktion „Bücher retten Fenster“ feiert das Finale auf dem Feierabend-Markt in Hanau am Donnerstag, 17. Oktober 2024, von 15 bis 20 Uhr. Manfred Frühwacht wird mit seinem Team noch einmal 100 gespendete Bücher anbieten und mit seinem Engagement dazu beitragen, dass die historischen Glasfenster der Hanauer Marienkirche erhalten werden und in neuer Farbenpracht erstrahlen. Dabei will er auch auf den demnächst erscheinenden „immerwährenden Kalender“ aufmerksam machen. Dieser zeigt auf 12 ausgewählte Detailansichten der über 500 Jahre alten Fenster der Marienkirche. Ein Probe-Exemplar liegt zur Ansicht aus. Frühwacht plant an diesem Tag um 17.00 Uhr der stellvertretenden Vorsitzenden des Förderkreises Marienkirche 2.0, Frau Dr. Stefanie Keilig, den Büchererlös in Höhe von 1.000 € zu übergeben. Unter den Augen des Neustadtgründers, der als erster in der Gruft der Marienkirche besttatet ist, will er seine Spende weitergeben und sich zugleich bei den bisherigen Unterstützenden bedanken. Nun plant Frühwacht neue Aktionen.

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05 Okt
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Die Klinikseelsorge im Klinikum Hanau lädt ein zur Open-Air-Andacht

Die Klinikseelsorge im Klinikum Hanau lädt ein zur Open-Air-Andacht vor dem Haupteingang des Klinikums, Leimenstraße 20, 63450 Hanau. Mit dabei ist der Klinikchor. Sie sind herzlich eingeladen teilzunehmen!

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Zweiter Sonntagsgruß zu Erntedank
04 Okt
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Sonntagsgruß: Erntedank (2)

Liebe Leserinnen und Leser,

Letzte Woche haben wir Danke gesagt, danke für die Ernte, für all das wunderschöne Gemüse, die Lebensmittel, die Brote, das Getreide. Unser Altar in Gronau war geschmückt – und noch diese Woche schmücken wir den Altar in Niederdorfelden für das gleiche Fest und einen wunderschönen Gottesdienst – mit Trubelkirche und Kartoffelsuppe. Und wieder legen wir die Erntegaben vor dem Altar – aber mit jedem Mal wird in mir, so schön und appetitlich das Gemüse strahlt, ein Gefühl lauter, dass diese Form des Denkens irgendwie deplatziert findet:

Erntedank, wofür danken wir? Unsere Lebensmittel, die wir alltäglich konsumieren sind oft anders als die schönen Äpfel aus dem Garten und die Kürbisse vom Feld zwischen Niederdorfelden und Frankfurt. Wir lassen zu, dass ganze Landstriche auf unserer Welt zu Gunsten der Fleischproduktion verwüstet werden – riesige Monokulturen entstehen in Spanien, in Brasilien und anderswo um die industrielle Landwirtschaft mit Futtermittel zu versorgen. Die Böden korrodieren, die Felder vertrocknen, Pflanzenschutzmittel und Dünger belasten die Meere und das Fischsterben beschleunigt sich – die Ostsee ist bereits in Teilen ein totes Meer, obwohl die Ostsee eigentlich ein besonderes Biotop ist.

Erntedank, wofür danken wir? Unser Gemüse im Discounter, was wir kaufen, was wir kaufen müssen, weil es eben nicht bei allen reicht für das teure Biogemüse, dass kommt aus riesen Plantagen – und Menschen, sogar in Europa, in Spanien, arbeiten dort unter bitteren Bedingungen – ausgebeutet, auf dass nicht nur der Ertrag stimmt sondern auch die Gewinnmarge der Zwischenhändler*innen und Supermärkte.

Erntedank, wofür danken wir? Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie – all die, die uns versorgen, sind ein hart umkämpftes Gewerbe, mit Abgründen, die wir eigentlich kennen. Erntedank ist für mich schal geworden, soll ich wirklich danken? Sollte ich nicht eher klagen, aufbegehren?

Ja – unbedingt! Aber wie kann das gelingen? Sollten wir Erntedank abschaffen und zu einem Fest der Klage verwandeln? Nein. Aber wir dürfen eine Dimension von Danken eben nicht mehr vergessen, und die wird wunderbar ausgedrückt im Lied „Wir pflügen und wir streuen“ – darin heisst es: „Wachstum und Gedeihen liegt in Gottes Hand“. Mit anderen Worten: Es gibt immer etwas, was mir unverfügbar ist, was ich nicht beeinflussen kann. Es ist mir geschenkt, für mich zum Beispiel der Zufall hier in einem recht reichen Land mit vollen Märkten zu leben und keine Sorge zu haben, Hunger zu leiden. Dafür hab ich persönlich wenig getan. Und dafür danke ich, für das, was mir umverfügbar ist. Aber weil ich dafür danke, schöpfe ich Kraft, die Dinge in den Blick zu nehmen, die veränderbar sind: Die Ungerechtigkeit, denn dass Böden korrodieren, Menschen ausgebeutet werden und Meere kippen, ist eben nicht unverfügbar. Wenn ich mich zu Gott wende und danke, dann erwächst daraus eine Kraft, eine Kraft zur Veränderung – hin zu mehr Gerechtigkeit, für die Umwelt, das Klima, die Menschen und Tiere – für eine solidarischere Welt.

Also Erntedank? Ja, unbedingt – heute mehr denn je. So wünschen wir Ihnen – Dankbarkeit, die sich ausstreckt in den Himmel, die Farben in diese Welt malt, wie der Herbst und aus der heraus die Welt verwandelt wird.

Wir wünschen Ihnen ein wunderschönes langes Wochenende,
Herzliche Grüße
Ihre
Pfarrer*innen Maraike Heymann und Tobias Heymann

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01 Okt
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Bücher retten Fenster geht weiter

Donnerstag, 3. Oktober, 10.00 – 16.00 Uhr, Altstadt Hanau.

Auch am Tag der Deutschen Einheit, 3. Oktober, 10.00 bis 16.00 Uhr wird die Aktion „Bücher retten Fenster“ zu Gunsten der historischen Glasmalereien im Chorraum der Marienkirche fortgesetzt. Manfred Frühwacht und sein Team läuten die Schlussphase der Aktion nach fünf erfolgreichen Teilnahmen am monatlichen Feierabendmarkt der Stadt ein. Der Stand mit etwa 200 gespendeten Büchern wird seinen Platz vor Leslies Musikladen in der Marktstraße der Altstadt haben. „Ich will mit meinem Engagement dazu beitragen, diese wunderbaren gotischen Fenster in neuem Glanz erstrahlen zu lassen“, so Frühwacht.

Am Stand wird er auch auf einen gerade im Druck befindlichen Kalender mit Detailansichten der zwischen 1452 und 1499 entstandenen Glasmalereien hinweisen und Bestellungen entgegennehmen.

Bei Regen finden Projekt und Stand Unterschlupf im Eingangsbereich der Marienkirche.

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