Blog

02 Aug
0

Sonntagsgruß für den 4.8.2024 – Israelsonntag

Wir stehen vor den Stadttoren von Jerusalem auf einem Friedhof und blicken zum Tempelberg. Unsere Reiseführerin zeigt auf die Grabsteine. Auf allen liegen kleine Steine, manchmal nur wenige, auf anderen häufen sich auch sehr große Steinberge. Manche Steine sehen aus, als wären sie gerade mal eben so schnell vom Weg aufgesammelt worden, andere wiederum wurden anscheinend extra für diesen Zweck ausgesucht und mitgebracht. Wir fragen die Reiseführerin nach der Bedeutung der Steine, denn es scheint, dass die Steine anstatt der bei uns üblichen Blumen abgelegt wurden.

Unsere Reiseführerin liefert uns zwei Erklärungen:
zum einen hätten die Steine einen pragmatischen Sinn, denn als es noch keine Friedhöfe gab, sollten die Grabstätten erkennbar sein und das Grab auch vor Witterungseinflüssen und wilden Tieren geschützt sein. Jeder Besucher hinterlegte einen weiteren Stein auf dem Grab und zeigte damit seine Verbundenheit mit dem Toten: „Ich war hier, ich denke an dich!“

Die zweite Erklärung habe ich trotz einiger Nachforschungen nirgends nachlesen können, aber sie ging mir damals so zu Herzen, dass ich sie mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser des Sonntagsgrußes, teilen möchte, auch wenn sie vielleicht nur der Fantasie unserer Reiseführerin entsprungen ist: Fakt ist, dass jedes jüdische Grab nach Osten ausgerichtet ist, damit sich alle Juden am Tag der Auferstehung auf den Weg nach Jerusalem zu ihrem Messias machen können. Laut der Erzählung unserer Reiseführerin sollten dabei die Steine auf den Grabsteinen dazu dienen, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Dabei mache jeder mit und wer viele Steine auf seinem Grab habe, könne natürlich auch mehr dazu beitragen.

Für viele aus unserer Reisegruppe war dies damals ein beeindruckendes Bild des unerschütterlichen Glaubens und der unermüdlichen Hoffnung.

Direkt vor unseren Augen waren die Gräber mit den Steinen, dahinter der Blick auf die Stadtmauer Jerusalems und den Felsendom, der den Standort des ehemaligen Tempels markiert. Unter dem Felsendom befindet sich die verbliebene Westmauer des Tempels, die Klagemauer, Ort des Gebets vieler Jüdinnen und Juden. Die Menschen haben sich arrangiert. Die jüdische Lehre erfolgt nun in den Familien und den Synagogen, aber trotzdem vermissen sie ihren Tempel, obwohl dieser bereits seit über 1900 Jahren zerstört ist. Jedes Jahr im August gedenken die jüdischen Gemeinden der Zerstörung des Tempels sowie der heiligen Stadt Jerusalem im Jahr 70 nach Christus durch die Römer. Und auch wir verbinden uns mit unseren Gebeten am Sonntag im Gottesdienst in Gronau mit den Juden und Jüdinnen dieser Welt und ganz besonders den Menschen in Israel, die auch aktuell im Nahost-Konflikt wieder unter Anfeindungen, Zerstörungen und Attentaten leiden. Wir rufen zu Gott: Herr erbarme dich! Erbarme dich der Menschen in den Krisengebieten gerade jetzt in Israel und Palästina, aber auch in allen anderen Regionen dieser Welt. Schenke ihnen Frieden und Hoffnung und stärke sie in der Gewissheit, dass sie eines Tages frei und ohne Sorgen leben können. Herr, wir bitten dich, erhöre uns. Amen

Eine gesegnete Woche wünscht Ihnen und euch

Vera Schwarz Lektorin in Gronau und Niederdorfelden

WEITERLESEN
27 Jul
0

Sonntagsgruß zum 28.7.2024

„Geh aus mein Herz und suche Freud“….das denke und summe ich, wenn ich dieser Tage durch die Felder und Wiesen laufe. Die Weizenfelder leuchten golden und überall sind die Landwirte am Einbringen der Ernte. Die Störche folgen den Erntemaschinen auf der Suche nach Futter für ihre Jungen, die hoch oben auf den Masten in Gronau in ihren Nestern warten. Die Sonne strahlt warm vom blauen Himmel, die Sonnenblumen recken ihr fröhlich ihre Gesichter entgegen und auch viele Menschen nutzen das Wetter zu einem gemütlichen Sonnenbad. Die Seen der Region laden zu einer Abkühlung ein und die üppig grünen Bäume locken in ihren Schatten. Die Bienen fliegen emsig durch den Klee und die Schafe grasen mit ihren Lämmern auf saftigen Weiden.

Es ist Sommer: eine Zeit der Lebensfreude, der unbeschwerten Tage im Freien, der abendlichen Treffen im Garten bei Kerzenschein, der luftigen Kleidung, des Duftes nach Sonnencreme und Gegrilltem und ganz besonders eine Zeit, in der wir die Schöpfung Gottes in ihrer ganzen Pracht erleben und genießen.

Den Sommer besingen wir auch mit den Worten von Paul Gerhardt aus dem Jahr 1653.
„Geh aus mein Herz und suche Freud“ schrieb er damals als Gedicht in 15 Strophen. Die uns heute bekannte Melodie wurde nach einigen Versuchen erst 150 Jahre später gefunden. Sieben Strophen lang lobt Gerhardt Gottes Schöpfung und stellt dann die Verbindung zu Gottes Güte und Menschenliebe her:

„Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun, erweckt mir alle Sinnen, ich singe mit, wenn alles singt und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.“

Paul Gerhardts Texte sind bildreich, sie öffnen die Augen für die Schönheit von Gottes Schöpfung, sie trösten die Menschen und loben Gott, sie schenken Hoffnung. Und all das hatten die Menschen damals bitter nötig. Der dreißigjährige Krieg war gerade beendet, die Menschen lebten in bitterer Armut, standen vor dem Nichts, ganze Landstriche waren verwüstet und menschenleer. Da brachte genau dieses Lied mit seiner Schilderung der verschwenderischen Sommerfülle ein helles Bild in diese dunkle Zeit. Die Botschaft klingt so für mich:
Öffnet eure Herzen für die Schönheit der Natur, all das hat uns Gott geschenkt und zeigt uns damit seine Liebe zu uns Menschen. Und wenn es auf Erden schon so schön ist, so wird es im Himmel noch viel herrlicher werden.

Die Worte machten damals den Menschen Hoffnung und sind auch heute, 350 Jahre später, aktuell und schenken uns sommerliche Freude, wenn wir diese Verse inbrünstig singen. Sehen Sie beim Singen auch das Huhn mit seinen Küken auf dem Hof laufen, hören Sie die Lerchen tirilieren und betrachten die blühenden Gärten in Ihrer Nachbarschaft? Mit Freude und Dankbarkeit dürfen wir dieses Lied singen. Vielleicht mögen Sie sich ja mal wieder alle Strophen durchlesen und die Schönheit der Worte genießen. Sie finden das Lied unter der Nr.503 im Gesangbuch. Und einen Gottesdienst im sommerlich schönen Garten dürfen Sie in Kilianstädten mit Pfarrerin Johanna Reuhl an diesem Sonntag, 28.7.24, um 10 Uhr erleben.

Familie Mühlenbach, Bleichstr.37, lädt dazu herzlich ein.

Sommerlich gesegnete Grüße sendet

Vera Schwarz Lektorin in Niederdorfelden und Gronau

WEITERLESEN
Sonntagsgruß: Kinder des Lichtes?
20 Jul
0

Sonntagsgruß: Licht

Liebe Leserinnen und Leser,

Noch ist es hell in der Welt, noch ist die Sonne stark am Strahlen, noch sind die Tage lang, die Nächte warm und wir leben als Kinder des Lichtes, in Sommerzeiten fällt das ja auch leicht. So streck ich meine Nasenspitze beim morgendlichen Kaffee in die Sonne, genieße die Ruhe der Sommerferien und frage mich: Gibt es nichts Schöneres als als Kinder des Lichtes zu leben? Versonnen greife ich zum Smartphone und wische zur Nachrichtenseite und da, da strahlt mir schon wieder Lichtgestalt entgegen: Blondierte Haartolle, bei Reden jetzt ein Pflaster am Ohr, und den Arm empor gereckt, der Link zum Bibelshop eingeblendet und Donald Trump redet von Licht und Finsternis, redet von sich, von Stärke, von America first und Bibeltreue, Kind des Lichtes, drischt dann auf andere ein, will gewählter Diktator sein und die Bibel immer mit dabei. Ich verschlucke mich an meinem Kaffee, huste in die goldschimmernde Morgensonne. Da erklärt wiedermal jemand sich zum Kind des Lichtes, der alles nur nicht Frieden im Schilde führt, dem mit seinen Milliarden nicht daran gelegen ist, die Mächtigen vom Throne zu stürzen sondern dort zu erhalten, der die Freiheit in Christo nur für seinen eigenen Hass in Anspruch nimmt, Bruder im Geiste mit dem Herren im Kreml, den Diktatoren in China, den Mullahs in Teheran und vielen anderen Orten – sie alle eint, dass sie sich als die wahren Kinder des Lichtes sehen und dabei diese Welt, die Freiheit in den Abgrund bringen.

Und ein paar Schüler*innen von Paulus, die haben versucht die Kinder des Lichtes von denen der Finsternis zu unterscheiden, zu trennen:

„Lebt als Kinder des Lichtes, die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf.“

(Epheserbrief, Kapitel 5).

Und so sitze ich auf meiner Terrasse und frage mich ernsthaft, wie es sein kann, dass Menschen wie Trump und Co sich mit Bibeln und Gebeten zu Christus schmücken, sich als die Kinder des Lichtes feiern? Wie kann es sein? Deckt das Licht, das Licht der Liebe nicht gerade diese Finsternis auf? Ja, so hoffe ich doch und ich muss mir eingestehen: Die Trumps dieser Welt, die sehen sich im Recht, sie haben sich selbst ins Licht gestellt und die Lampe mit ihrer Macht, mit ihrer Medienstärke, mit ihren spitzen Worten, ihrem Tanz auf der Scheide des Sagbaren über sich angeknipst und sie sehen nur noch sich, überzeugt die Kinder des Lichtes zu sein, aufzudecken, dass die Liebe unterm Regenbogen doch falsch sei, rauszubrüllen, dass Menschen auf der Flucht das Übel seien, Hass zu schüren, weil sie doch im Licht stehen. Und ich frage mich: Wo ist das Licht der Welt, wo ist denn die Liebe, die über allem steht? So sitze ich mit meinem inzwischen kalten Kaffee auf der Terrasse in der Morgensonne und der Grauschleier der Hitzewolken legt sich darüber – ich frage mich: Was ist denn das Licht in dem wir leben sollen? Können wir es unterscheiden von der Finsternis? Bin ich vielleicht in der Finsternis, wenn ich das Licht der Extremisten nicht feiern will? Oder wird das Licht giftig verkehrt? Ich frage mich und lass die Sonne ins Gesicht scheinen – dann öffne ich den Messenger auf meinem Handy und schreibe der guten Freundin eine Nachricht: „ich freu mich drauf dich morgen zu sehen, es wird sonnig!“ – Lebt als Kinder des Lichtes, versuchen wir es, das wünschen wir Ihnen von Herzen in dieser Sommerzeit – sammeln wir Licht für das, was uns bevorsteht!

Der Sonntagsgruß wird sich nun über die Sommerferien ein wenig erholen und wird unregelmäßig erscheinen – Ende August dann wieder wöchentlich!

Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann

WEITERLESEN
Danke
14 Jul
0

Sonntagsgruß: Danke!

Endlich Ferien! An diesem Wochenende starten viele hessische Familien in den Sommerurlaub. In den letzten Tagen wurde alles gepackt, die Reise organisiert und nun geht es los. Die Vorfreude ist riesig! Acht Stunden Fahrt stehen auf dem Plan, also wird die Familie ganz früh ins Auto gepackt, vielleicht schlafen die Kinder ja dann noch eine Weile, was natürlich nicht geschieht. Genauso wie auch der Plan mit der frühen Abfahrt schief geht, denn andere hatten dieselbe Idee. Also ist auf der Autobahn erst mal Stau angesagt. Und schon beginnen sich die Kinder auf der Rückbank zu langweilen und es folgt die unausweichliche Frage: „Wann sind wir denn endlich da?“

Da die Mutter gerade fährt, versucht der Vater die Kinder mit ein paar Ratespielen und leckeren belegten Broten abzulenken, aber schon bald ist auch seine Geduld erschöpft und er fragt sich: „Warum sind wir denn nicht zuhause geblieben? Da hätten wir es uns doch auch schön machen können.“

Kennen Sie diese Szenarien? Jedes Jahr zur Ferienzeit erleben Menschen diese Momente, egal ob die Anreise mit dem Auto, mit der Bahn oder dem Flugzeug erfolgt: es herrscht in vielen Fällen eher Stress und Unmut statt Freude und Dankbarkeit. Und das manchmal nicht nur während der Reise selbst, sondern auch am Urlaubsort: das Hotel sieht nicht so aus, wie man es sich vorgestellt hat, die Betten sind zu kurz oder zu weich, das Essen schmeckt anders als gewohnt, die Lieblingsliegen sind morgens am Pool bereits belegt, das Wetter ist schlecht und und und und…………

Themen zum Schimpfen gibt es genug, doch dabei gibt es doch auch mindestens genauso viele Dinge, für die man in diesen Momenten DANKE sagen könnte. Und damit meine ich nicht das DANKESCHÖN, dass man der Nachbarin zuhause fürs Blumengießen überbringt.

Nein, einfach DANKE……………………….
für unsere Reisemöglichkeiten, die nicht jeder Mensch auf dieser Erde uneingeschränkt hat
für die Menschen, die uns auf unserer Reise begleiten oder denen wir begegnen
für das Erleben anderer Kulturen und das Kosten neuer Gerichte und Spezialitäten
für das freundliche Lächeln einer Marktfrau auf einem Basar
für den Sonnenaufgang über dem Meer
für das Glücksgefühl oben am Gipfelkreuz nach einem anstrengenden Aufstieg
für Gottes Schöpfung, die uns überall –neu und doch bekannt– begegnet.

Denn auch wenn mal was im Urlaub oder auch zuhause nicht so läuft, wie wir es wünschen oder erwartet haben, so können wir uns doch darauf verlassen: Gott ist bei uns, er schenkt uns die vielen kleinen besonderen Momente, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wofür wir dankbar sein dürfen.

Das erleben auch die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten, denn obwohl sie im Verlauf ihrer langen Reise nicht immer freudig und dankbar erscheinen, so können sie sich doch auf Gott verlassen. Er begleitet sie durch die Höhen und Tiefen ihrer Reise und sorgt für sie.

Davon können Sie am Sonntag, 14.7.24 um 10 Uhr in der Kirche in Niederdorfelden hören.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Sommer- und Ferienzeit

Ihre Vera Schwarz

Lektorin in Gronau und Niederdorfelden

WEITERLESEN
Wunderbar gemacht! Sonntagsgruß zum Konfi-Vorstellungsgottesdienst
06 Jul
0

Sonntagsgruß zum Konfi-Vorstellungsgottesdienst

Liebe Leserinnen und Leser,

Was mag das für ein Mensch sein, der so betet wie in Psalm 139? “Lieber Gott, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin. An mir selbst erkenne ich: Wunderbar sind deine Werke.” Ein gesundes Selbstbewusstsein ist auf alle Fälle vorhanden. Allerdings: Womöglich ist das Ego etwas zu groß geraten. Und die Frage liegt nahe: Bei aller Freude über Gottes Schöpfung – wäre ein bisschen Bescheidenheit nicht ganz angebracht?

Eigentlich ist es schade, wenn der erste Gedanke zu diesem Psalm lautet: “Jetzt nimm dich doch selbst nicht so wichtig.” Das ist vielleicht ein über Jahre verinnerlichter Impuls, sich selbst nicht in den Vordergrund zu drängen, nach links und rechts zu schauen, eher die anderen als sich selbst wichtig zu finden. Für die einen ist das Zeichen einer guten Erziehung, für die anderen eine praktische Möglichkeit mit der eigenen Unsicherheit umzugehen.

Aber wenn ich dafür dankbar bin, dass ich wunderbar bin – heißt das automatisch, dass ich das anderen nicht zugestehe? Kann ich Gott nur dann dafür danken, dass ich da bin, wenn ich mich vordrängle, andere beiseite schubse oder schlecht mache? Oder passiert etwas ganz anderes, wenn ich sage: “Du hast mich wunderbar gemacht”? Denn: Wenn ich in mir etwas von Gottes Wirken erkenne, dann fällt es mir vermutlich doch auch leichter, das in anderen zu sehen.

Wenn ich es dabei belasse, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, und zu sagen: “Das habe ich wieder großartig gemacht”, dann kann es passieren, dass ich um mich kreise und dabei bleibe. Übrigens auch beim Gegenteil, wenn ich mit mir selbst schimpfe und sage: “Was habe ich da nur wieder für einen dummen Fehler gemacht!” Wenn ich aber mit Gott spreche und “Danke dafür, dass ich da bin” sage, wird mein Radius größer. Wenn ich ausgehend von mir selbst auf die Idee komme, dass es mit Gottes Schöpfung etwas Gutes auf sich hat, dann kann ich gar nicht mehr nur bei mir bleiben. Dann möchte ich auch andere daran erinnern, wie wunderbar und einzigartig sie sind.

Und wie sagt man zu Gott, dass man wunderbar gemacht ist? Wenn das dieses Gefühl mir nicht so einfach zufliegt?

Ich kann darüber nachdenken, was mir mein Körper alles schon ermöglicht hat und wohin er mich getragen hat.

Ich kann darüber staunen, was alles funktioniert, ohne dass ich es bewusst steuere. Einatmen, ausatmen und manchmal sogar das Aufwachen ohne Wecker.

Ich kann mir bewusst machen, was ich alles sehe, höre oder rieche – und von was für Dingen in meiner Umgebung ich eine Idee habe, wie sie schmecken oder sich anfühlen. Dass das alles Platz hat in mir!

Vielleicht merke ich dabei auch, was ich gerne anders hätte – und auch das wahrzunehmen, darf und soll sein.

Psalm 139 ermutigt mich dazu, mich selbst durchaus wichtig zu nehmen. Mir Zeit für mich zu nehmen. Daraus entsteht nicht nur ein liebevoller Blick auf andere, sondern daraus kann auch ein Danke an Gott wachsen.

Gefragt nach dem höchsten Gebot, zitiert Jesus zwei Mal aus dem Ersten Testament. Er sagt zuerst: Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen. Und dann: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. (Mk 12) Diese drei – ich selbst, Gott und andere – gehören ganz eng zusammen.

Am Sonntag stellen sich die neuen Konfirmanden und Konfirmandinnen aus Niederdorfelden und Gronau im Gottesdienst vor. Und die Gemeinden heißen sie willkommen. Der Gottesdienst trägt den Titel: “Wunderbar gemacht”.

Wenn einer der Jugendlichen zu Ihrer Familie gehört oder Sie einfach neugierig sind, wer da kommt, dann brauchen Sie bestimmt keine weitere Einladung um dabei zu sein – direkt in der Kirche oder mit dem Herzen. Wenn das nicht so ist, kommen Sie trotzdem dazu! Denn wir denken: Sich selbst als wunderbar gemacht erleben und dann wieder mit sich selbst hadern, das ist keine Erfahrung allein für Jugendliche, sondern eine ganz menschliche. Dieser Gottesdienst ist also für all die genau das Richtige, die sich Zeit dafür nehmen möchten, wie wunderbar sie sind – und auch für die, die sich fragen: Passe ich hierher? Soll ich Gott wirklich Danke sagen, wenn ich mich über so viel an mir ärgere? Und: Bin ich einzigartig genug?

Seien Sie herzlich gegrüßt! Ihre Pfarrer*innen Maraike Heymann und Tobias Heymann

Unsere nächsten Gottesdienste – Wir freuen uns auf Sie!
So, 07.07.2024 um 10h Gronau
“Wunderbar gemacht”
Vorstellung der neuen Konfirmand*innen
mit Pfarrerin Dr. Maraike Heymann
So, 14.07.2024 um 10h Niederdorfelden
Gottesdienst mit Lektorin Vera Schwarz

WEITERLESEN
Paulus von Tarsus
30 Jun
0

Sonntagsgruß für den 30.6.2024

Wann haben Sie die letzte richtig gute Rede gehört oder vielleicht sogar selbst gehalten? Kurt Tucholsky hat für alle Redner einige – eher ironische – Tipps gegeben:

  1. Fang nie mit dem Anfang an, sondern erläutere erst ausführlich, warum du überhaupt eine Rede hältst.
  2. Sprich nicht frei. Das macht so einen unruhigen Eindruck. Am besten ist es, Du liest Deine Rede ab. Das ist zuverlässig, auch freut es jedermann, wenn der lesende Redner nach jedem Viertelsatz misstrauisch hochblickt, ob auch noch alle da sind!
  3. Sprich mit langen, langen Sätzen! Die Nebensätze schön ineinander verschachtelt.
  4. Sprich nie unter eineinhalb Stunden. Sonst lohnt es sich gar nicht erst, anzufangen!

Ich weiß nicht, ob Paulus vielleicht diese Tipps damals in den Reden vor seinen Gemeinden beherzigt hat, aber auf jeden Fall ist überliefert, dass er kein starker Redner gewesen sein soll. Das ist schade, da er doch so viel Bedeutendes zu sagen hatte. Zum Glück war Paulus so überzeugt von der Notwendigkeit seiner Botschaft, dass er immer wieder zu den Gemeinden sprach, aber auch seine Worte in Briefe fasste, was ihm deutlich besser glückte. Trotzdem wurde ihm immer wieder von seinen Konkurrenten vorgeworfen, dass er ein erbärmlicher Redner sei.

So etwas kann frustrieren und das kennen wir auch aus unserem Leben. Wenn mir immer meine Fehler und meine Schwächen vorgehalten werden, traue ich mir irgendwann gar nichts mehr zu. Dann vergesse ich vielleicht sogar, dass ich doch auch Stärken habe. Dann verliere ich nämlich den Glauben an mich selbst. Wie gut, wenn ich dann meine Familie und/oder Freunde an meiner Seite habe, die mir ihr Vertrauen schenken und mich stärken. Und ganz besonders kann ich mich auf Gott verlassen, der mir gerade in meiner Schwachheit zur Seite steht und mir Stärke verleiht. Durch Gottes Gabe werden auch die Schwachen stark. Darauf dürfen wir vertrauen. Und davon hören wir auch am Sonntag, 30.6.2024 um 10 Uhr in Niederdorfelden, wenn wir Paulus erleben, der sich zu seinen Schwächen bekennt und dabei richtig stark auftritt.

Ich wünsche Ihnen gerade in Ihren schwachen Momenten viel Stärke und eine gesegnete Zeit.
Vera Schwarz
Lektorin in Gronau und Niederdorfelden

WEITERLESEN