Station 6 – gerecht handeln

Brühlplatz

Ankommen

Wir stehen jetzt hier auf dem Marktplatz von Langenselbold.

Dies ist ein Ort, wo (ursprünglich) Waren angeboten wurden, es wurde verkauft und gekauft.

Stellen wir uns das vor: Viele Kleinhändler aus dem Ort und der Umgebung haben ihre Stände aufgebaut. Sie bieten ihre Produkte an. Es geht dabei um die Dinge des alltäglichen Lebens – also Nahrung, Kleidung, Haushaltsartikel, Trödel… Derzeit geschieht das in Langenselbold an der Gründauhalle.

Aber auch anderes geschieht auf diesem Marktplatz: Veranstaltungen, Feste, Konzerte, Versammlungen, Verabredungen – ein Gasthaus steht in der Nähe, ein Brunnen sorgt für frisches Wasser.

In früheren Zeiten war ein Marktplatz auch so etwas Ähnliches wie das Arbeitsamt, heute „Agentur für Arbeit“ genannt.

Genau das fand früher hier statt: Arbeitsvermittlung – auf einem Marktplatz.

 

Wie könnte das hier ausgesehen haben:

Wer Arbeit sucht, kommt hierher. Möglichst früh, um einen guten Job zu kriegen. Meistens nur für EINEN Tag – und als Lohn gab es nicht viel mehr, als was man an einem Tag für den Unterhalt einer Familie brauchte. Diese Arbeiter nannte man: Tagelöhner. Sie erhielten Lohn für einen Tag Arbeit.

Die Arbeitsuchenden kommen also hierher und warten darauf, dass ein Arbeitgeber kommt und sie anstellt, für einen Tag.

Wer keine Anstellung findet, hat Pech. Er geht leer aus.

Oder wer nur eine Arbeit für einige Stunden bekommt, erhält am Ende entsprechend weniger – und muss damit zufrieden sein.

Das heißt für ihn konkret: Weniger Geld als er benötigt –

er hat kein Auskommen mit dem Einkommen!

Wir wollen uns dies ganz konkret vorstellen.

Wir spielen das mal hier durch.

Sie versetzen sich in einen Arbeitssuchenden hinein – Sie bekommen eine Arbeit zugewiesen – und die nehmen Sie an.

Spielen

Karten verteilen:

12 Stunden – Müllabfuhr

Du bedienst die Entleerung der Mülltonnen. Du bist nicht Fahrer des Müllwagens. Stell dir vor:

Vom Wagen runterspringen, Tonnen holen, einhängen, Mechanik zum Leeren bedienen, Tonnen aushängen, zurückstellen,

hinter dem Wagen herlaufen, wenn man nicht rechtzeitig aufgesprungen ist – und weiter geht’s zum nächsten… 12 Stunden lang.

Die Entlohnung: Der Arbeitgeber bestimmt den festen Lohn –10 EURO

>     Wie geht es dir mit dem Angebot? Du hast es angenommen, versetz dich in diese Arbeitssituation – und beschreibe sie den anderen!

6 Stunden – Spargel stechen

Stell dir vor:

In aller Herrgottsfrüh antreten, es ist noch kalt auf dem Acker, jeder Spargel wird einzeln gestochen, und wehe zu tief oder zu flach, oder der bricht, dazu: einzeln bücken. Man kann sich mal ausrechnen: Jeder Spargel 10 Sekunden, sind 6 Stück in der Minute, 360 Stück in der Stunde – d.h. in der Stunde 360 mal sich bücken! In 6 Stunden =2.160 mal sich bücken!

Der Arbeitgeber verspricht, dich angemessen zu entlohnen.

>     Wie geht es dir mit diesem Job? Was sind deine Gefühle? Beschreibe es den anderen!

1 Stunde – Erdbeeren pflücken

Stell dir vor:

Es war ein langer, heißer Tag. Viele Erdbeeren sind an diesem Tag zur vollen Reifung gelangt. Eine Stunde vor Feierabend muss noch mal geerntet werden. Es ist schon angenehm kühler geworden. Aber – das Bücken oder Knien bleibt!

Der Arbeitgeber verspricht, dich gerecht zu entlohnen.

>     Wie geht es dir mit dem Angebot? Du hast es angenommen, versetz dich in diese Arbeitssituation – und beschreibe sie den anderen!

Alle bekommen einen Moment, um sich in die Rolle hinein zu versetzen und sollen dann ihre Situation beschreiben.

Entlohnung:

Der Vertreter der Arbeitgeber kommt zur Auszahlung des Lohnes. Er ruft die einzelnen auf. Achtet darauf, wie er vorgeht.

Wer hat 12 Stunden gearbeitet?

> hier hast du deinen Lohn!          Er/sie erhält einen 10-EURO-Schein

Wer hat 6 Stunden gearbeitet?

> hier hast deinen Lohn!                    Er/sie erhält einen 10-EURO-Schein

Wer hat 1 Stunde gearbeitet?

> hier hast du deinen Lohn!                  Er/sie erhält einen 10-EURO-Schein

 

Wir schauen auf diese Situation: Wie geht es euch damit?

Was denkt ihr? Was fühlt ihr?

Wir hören auf eine Geschichte, die Jesus seinen Zuhörerinnen und Zuhörern erzählt, um auf diese Frage zu antworten:

Der Besitzer eines Weinbergs braucht Arbeiter für die Weinernte. Als Arbeitgeber geht er zu dem Platz, wo sich die Arbeitsuchenden täglich aufhalten, um einen Job für einen Tag zu bekommen. Zum Marktplatz!

Nachlesen

Matthäusevangelium 20,1-16

1 Jesus fuhr fort: »Das Himmelreich gleicht einem Grundbesitzer:

Er zog früh am Morgen los, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. 2 Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Lohn von einem Silberstück für den Tag. Dann schickte er sie in seinen Weinberg.

3 Um die dritte Stunde (9 Uhr) ging er wieder los. Da sah er noch andere Männer, die ohne Arbeit waren und auf dem Marktplatz herumstanden. 4 Er sagte zu ihnen: ›Ihr könnt auch in meinen Weinberg gehen. Ich werde euch angemessen dafür bezahlen.‹ 5 Die Männer gingen hin.

Später, um die sechste Stunde (12 Uhr), und dann nochmal um die neunte Stunde (15 Uhr) machte der Mann noch einmal das Gleiche.  6 Als er um die elfte Stunde (17 Uhr) noch einmal losging, traf er wieder einige Männer, die dort herumstanden. Er fragte sie: ›Warum steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?‹ 7 Sie antworteten ihm: ›Weil uns niemand eingestellt hat!‹ Da sagte er zu ihnen: ›Ihr könnt auch in meinen Weinberg gehen!‹

8 Am Abend sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: ›Ruf die Arbeiter zusammen und zahl ihnen den Lohn aus! Fang bei den Letzten an und hör bei den Ersten auf.‹ 9 Also kamen zuerst die Arbeiter, die um die elfte Stunde angefangen hatten. Sie erhielten ein Silberstück.

10 Zuletzt kamen die an die Reihe, die als Erste angefangen hatten. Sie dachten: ›Bestimmt werden wir mehr bekommen!‹ Doch auch sie erhielten jeder ein Silberstück. 11 Als sie ihren Lohn bekommen hatten, schimpften sie über den Grundbesitzer. 12 Sie sagten: ›Die da, die als Letzte gekommen sind, haben nur eine Stunde gearbeitet. Aber du hast sie genauso behandelt wie uns. Dabei haben wir den ganzen Tag in der Hitze geschuftet!‹ 13 Da sagte der Grundbesitzer zu einem von ihnen: ›Guter Mann, ich tue dir kein Unrecht. Hast du dich nicht mit mir auf ein Silberstück als Lohn geeinigt? 14 Nimm also das, was dir zusteht, und geh!

Ich will dem Letzten hier genauso viel geben wie dir. 15 Kann ich mit dem, was mir gehört, etwa nicht das machen, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so großzügig bin?‹

16 So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.«

Diskussion

* Welche der Personen hat Euch besonders angesprochen:

– der Weinbergbesitzer?

– einer der Arbeiter? (achte auf die Arbeitszeiten: 12, 9, 6, 1 Stunde)

 

* Was ist gerecht?

Der Lohn für 12 Stunden war ausgemacht = ein Silberstück.

Wer das erhält, sagt = dieser Lohn ist „gerecht“!

Aber alle anderen haben weniger gearbeitet, die erhalten auch ein

Silberstück = ist das ungerecht?

 

* Welche Begründung des Weinberg-Besitzers hat Euch

angesprochen?

– Der Lohn war vereinbart! So ist es gerecht.

– Ich, der Weinberg-Besitzer, will JEDEM den Tageslohn geben.

– Ich, der Weinbergbesitzer, kann über mein Geld verfügen, wie ich es

will.

– Kannst Du wirklich böse sein, weil ich gut handele?

Erklären

Wenn man sich das vorstellt, kommt man schon ins Grübeln.

Man fragt sich:

Was schafft gute Lebensbedingungen für alle Menschen?

Wie müssen die Arbeitsbedingungen dafür aussehen?

Geht’s nur um Lohn nach Leistung – oder kommt es auch auf die Achtung der Grundbedürfnisse an?

 

Da machen Menschen zwei unterschiedliche Erfahrungen, wie Arbeit entlohnt und Lebensunterhalt erlangt werden kann.

Jesus stellt zwei Meinungen und Verhaltensweisen gegenüber: 1. wie es üblicher Weise zugeht, und 2. wie es im Himmelreich zugeht, d.h. wie es nach Gottes Willen unter den Menschen zugehen könnte – und zugehen sollte.

Erfahrungen

Es geht um Geld, um Überleben und um Gerechtigkeit:

Frage: Wer verdient eigenes Geld? Mit was?

Abstimmung mit den Füssen: Pappscheiben auflegen von 1-5, zum Zuordnen: von 1= supergerecht- 5 total ungerecht (evtl. Rückfragen, warum stehst du da, wo du stehst- sparsam einsetzen)

  1. Euer Taschengeld?
  2. Wieviel müsst ihr zu Hause helfen?
  3. Wie werdet ihr in der Schule beurteilt?

Segnen

Möge Gott dich segnen mit Unbehagen
gegenüber allzu einfachen Antworten,
Halbwahrheiten und oberflächlichen Beziehungen,
damit Leben in der Tiefe deines Herzens wohnt

Möge Gott dich mit Zorn segnen
gegenüber Ungerechtigkeit, Unterdrückung
und Ausbeutung von Menschen,
damit du nach Gerechtigkeit und Frieden strebst.

 

Möge Gott dich mit Tränen segnen,
zu vergießen für die, die unter Schmerzen,
Ablehnung, Hunger und Krieg leiden,
damit du deine Hand ausstreckst, um sie zu trösten
und ihren Schmerz in Freude zu verwandeln.

Und möge Gott dich mit der Torheit segnen,
daran zu glauben, dass du die Welt verändern kannst,
indem du Dinge tust, von denen andere meinen,
es sei unmöglich, sie zu tun. Amen

Beten

Gebet der Vereinten Nationen

Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall.
An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen,
dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden,
nicht von Hunger und Furcht gequält,
nicht zerrissen in sinnlose Trennung
nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.
Gib uns den Mut und die Voraussicht,
schon heute mit diesem Werk zu beginnen,
damit unsere Kinder und Kindeskinder einst
mit Stolz den Namen Mensch tragen. Amen.

Singen

aus dem Evangelischen Gesangbuch:

Nr. 632 Wenn das Brot, das wir teilen

Melodie zum selbst Singen:

      WenndasBrotSingen - WenndasBrotSingen

Mitnehmen

Ihr könnt auch die Gelegenheit nutzen, etwas zur gerechteren Verteilung auf der Welt beizutragen. Überlegt euch eine wohltätige Organisation (Brot für die Welt, Kindernothilfe, …) und spendet etwas Geld für Menschen, die nicht genügend zum täglichen Auskommen haben.