Station 13 – sich verändern

Schloßpark

Ankommen

Wo sind wir hier?

„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“

Was bedeutet dieser Satz?

Nachlesen

Johannesevangelium 7, 53 – 8, 11

Da gingen sie alle nach Hause. Jesus aber ging hinauf zum Ölberg. Früh am Morgen kehrte er zum Tempel zurück. Das ganze Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte sie.

Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau herbei, die beim Ehebruch überrascht worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu Jesus: »Lehrer, diese Frau da wurde auf frischer Tat beim Ehebruch überrascht. Im Gesetz schreibt uns Mose vor, solche Frauen zu steinigen. Was sagst nun du dazu?« Das fragten sie, um ihn auf die Probe zu stellen und dann anklagen zu können.

Aber Jesus beugte sich nur nach vorn und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nicht aufhörten zu fragen, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: »Wer von euch ohne Schuld ist, soll den ersten Stein auf sie werfen!« Dann beugte er sich wieder nach vorn und schrieb auf die Erde.

Als sie das hörten, ging einer nach dem anderen fort, die Älteren zuerst. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die immer noch dort stand. Er richtete sich auf und fragte: »Frau, wo sind sie? Hat dich niemand verurteilt?« Sie antwortete: »Niemand, Herr.« Da sagte Jesus: »Ich verurteile dich auch nicht. Geh, und lade von jetzt an keine Schuld mehr auf dich.«

Erklären

Warum schreibt Jesus in den Sand? Ist das wichtig? Wenn er diese Frau nicht schützt, dann verliert Jesus seinen Ruf als „Freund der Zöllner und Sünder“. Beschützt er aber selbst eine solche Ehebrecherin, dann ist Jesus vor jedem entlarvt, der es überhaupt noch ernst meint mit Gottes Geboten. Wie sich Jesus auch entscheidet, man konnte sein Urteil gegen ihn verwenden. Jesus schreibt in den Sand. Die Souveränität Jesu zeigt sich darin, dass er sich dieser Alternative durch eine vielsagende Geste entzieht: Er bückt sich und schreibt in den Sand auf den Boden.

Die Ausleger früherer Zeiten haben sich oft gefragt, was Jesus da wohl in den Sand geschrieben hat. Als ob es darauf ankäme! Nein, was die Situation in eine andere, gute Richtung lenkt, sind nicht die unbekannten Worte im Sand. Es ist vielmehr die ruhige Nachdenklichkeit Jesu. Jesus lässt sich nicht zu einem schnellen Urteil verleiten. Er bewertet nicht gleich. Er denkt nach. Er überlegt. Er lässt sich Zeit. Er unterbricht die Aufgeregtheit der Ordnungshüter. Als seine Gegner dennoch weiterfragen, richtet sich Jesus nur kurz auf, sagt seinen berühmten Satz „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“ und bückt sich erneut und schreibt weiter.

Damit bezieht sich Jesus auf eine Aussage des Propheten Jeremia (Jer 17, Vers 13): „Herr, du bist doch die Hoffnung Israels! Alle, die dich verlassen, werden jämmerlich umkommen! Ja, alle, die sich von dir abwenden, werden vergehen: Ihre Namen sind in Staub geschrieben, weil sie den Herrn, ihre Quelle, verlassen haben. Dabei sprudelt aus ihm Wasser, das Leben schenkt.“

Weiterdenken

Was genau „macht“ Jesus?

Fällt dir die Reihenfolge auf? Jesus sagt nicht: (1) nicht mehr sündigen, dann (2) verurteile ich dich nicht mehr, sondern Jesus sagt (1) ich verurteile dich nicht und (2) sündige jetzt nicht mehr. Zuerst also die Gnade, dann die Aufforderung, das Leben zu ändern. Erst die Schuldbefreiung, dann die Möglichkeit, in Zukunft Fehler zu vermeiden.

Jesus benennt den Ehebruch als Schuld, verurteilt aber nicht im Sinne von Bestrafung. »Ich verurteile dich auch nicht. Geh, und lade von jetzt an keine Schuld mehr auf dich.« Wie fühlt sich das an, ohne Strafe davonzukommen?

Was bewirkt Jesu Zuwendung?

Geschichte

„Im Nachhinein weiß ich auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Vielleicht war es, weil die anderen Jungs aus der Klasse ständig neue Klamotten und Sachen dabeihatten. Bei uns zu Hause gibt es das eben nicht. Ich bekomme auch viel weniger Taschengeld als die anderen. Und das fühlt sich so bescheuert hat, wenn alle nach der Schule nochmal zum Pizzamann gehen, und ich druckse dann herum, ich hätte keinen Hunger.

Und solche Situationen hatte ich eben so einige erlebt in den letzten Wochen. Und dann war die Oma zu Besuch und ihre Tasche stand in der Küche auf dem Stuhl und niemand war da, nur ich. Das Portemonnaie lag ganz oben auf den anderen Sachen. Ich habe nicht weiter nachgedacht, wie gesagt. Ich habe es einfach genommen und aufgemacht und die 10 € rausgenommen. Zack, hatte ich die in der Hosentasche. Jetzt kann ich morgen mal mitgehen, ging es mir durch den Kopf. Das war schon eine Art Vorfreude. Und die Oma hatte noch soviel andere Scheine, die würde es nicht merken. Das ging mir auch durch den Kopf. Wohl, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Dieses blöde, eklige schlechte Gewissen! Es hat mir alles verdorben! Erst konnte ich nicht schlafen. Ich wusste ja, dass es falsch war. Gerade die Oma, die immer so liebevoll mit mir ist. Dann bin ich nicht mitgegangen nach der Schule. Und auch im Rewe vor dem Süßigkeitenregal konnte ich den Geldschein nicht hervorholen.

Jetzt bin ich noch unschlüssig, ob ich einen Moment abwarte und die 10€ wieder zurück ins Portemonnaie stecke oder ob ich alles beichte und ihn so der Oma zurückgebe. So oder so fühle ich mich scheiße…“

 

Wie würde Jesus reagieren?

Fragen

Was ist das Ziel der Schriftgelehrten?

Wie geht es der Frau am Anfang, wie am Ende der Geschichte?

Wie geht es dem betrogenen Ehemann?
Wie sieht er wohl das Verhalten Jesu?

Hintergrundinformation

Im Deutschen Reich war der Ehebruch seit 1871 im 13. Abschnitt des Reichsstrafgesetzbuches („Verbrechen und Vergehen wider die Sittlichkeit“) geregelt: „§. 172. << Der Ehebruch wird, wenn wegen desselben die Ehe geschieden ist, an dem schuldigen Ehegatten, sowie dessen Mitschuldigen mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. Die Verfolgung tritt nur auf Antrag ein. >> In der Bundesrepublik Deutschland war der aus dem Reichsstrafgesetzbuch übernommene § 172 weiterhin gültig. Erst im Zuge der Großen Strafrechtsreform wurde dieses Gesetz, mit Wirkung ab dem 1.9.1969, ersatzlos gestrichen.

Beten

Hilf mir, Gott, dass meine Augen barmherzig sind, damit ich niemand nach äußerlichem Anschein verdächtige und richte, sondern wahrnehme, was schön ist in der Seele meines Nächsten.

Hilf mir, Gott, dass mein Gehör barmherzig wird, damit ich mich den Bedürfnissen meiner Nächsten zuneige, dass meine Ohren nicht gleichgültig bleiben für Leid und Klage der Nächsten.

Hilf mir, Gott, dass meine Zunge barmherzig wird, dass ich niemals über meinen Nächsten abfällig rede, sondern für jeden ein Wort des Trostes und der Vergebung habe.

Hilf mir, Gott, dass meine Hände barmherzig und voll guter Taten sind, damit ich meinem Nächsten nur Gutes tue und schwierige, mühevolle Arbeit auf mich nehme.

Hilf mir, Gott, dass meine Füße barmherzig sind, dass ich meinem Nächsten immer zu Hilfe eile und die eigene Ermüdung beherrsche.

Hilf mir, Gott, dass mein Herz barmherzig ist, auf dass ich alle Leiden der Nächsten empfinde, dass ich niemandem mein Herz versage, aufrichtigen Umgang auch mit denen pflege, von denen ich weiß, dass sie meine Gefühle missbrauchen.

(1937, aus dem Tagebuch der Schwester Maria Faustina Kowalska, Parvis 1990, 80f.)

Schuld?

Alle anderen waren überzeugt. Nur der Richter nicht. Wer kann das glauben? Ich saß mit im Saal, hatte die Verhandlungen verfolgt. Hatte die Zeugen gehört. Ein eindeutiger, klarer Fall: Die Frau war es gewesen. Und kein kleines Delikt, nein sowas ist ja ein richtiges Verbrechen. Keine Ahnung, wie viele Jahre es laut Gesetzbuch dafür gibt. Aber ich bin mir sicher, mindestens 10! Und Geld müsste es dazu kosten, Schmerzensgeld für die Angehörigen. Und am besten auch noch Sozialstunden. Obwohl so Leute ja oft nicht lernfähig sind. Nee, echt!

Und dieser Richter in seiner erhabenen schwarzen Robe sieht die Frau nur an, sieht ihr direkt in die Augen, und sagt: »Ich verurteile dich nicht. Geh, und lade von jetzt an keine Schuld mehr auf dich.«

Was ist Schuld? Muss Schuld bestraft werden? Kann man Schuld aufwiegen?

Singen

aus dem Evangelischen Gesangbuch

Nr. 638 Ich lobe meinen Gott
552 Einer ist unser Leben

Mitnehmen

Einen kleinen Stein mitgeben: Eigene Schuld „in“ den Stein legen. Diesen dann mit sich herumtragen, bis die Zeit gekommen ist, ihn abzulegen. Nach dem Vorbild des „Cruz de Ferro“ auf dem spanischen Jakobsweg: Das Ablegen eines mitgebrachten Steins symbolisiert die Sünden, die man hinter sich lässt und für immer ablegt.

Ein Stöckchen mitnehmen / mitbekommen als Erinnerung, andere nicht zu verurteilen. Zuerst mit dem Stöckchen „in den Sand malen“, dann die Situation oder das, was jemand anderes getan hat, bewerten!

Ein kleines Mandala zum Ausmalen mitnehmen/ mitgeben – sinnbildlich für „im Sand malen“ = in Ruhe nochmal alles betrachten und nachdenken!