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14 Jun
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40 Jahre Einsatz für Bildung, für Jugendliche, für Frauen

Margarete „Maxi“ Petersein, Leiterin „Pilot“ – evangelische Jugendberufshilfe – verabschiedet sich in den Ruhestand

Wohin mit all der Energie, das fragt man sich bei Margarete Petersein. Nicht zu glauben, dass die lebhafte, agile und dynamische Leiterin der evangelischen Fachstelle Jugendberufshilfe in den Ruhestand gehen soll. Doch Maxi Petersein nimmt das erstaunlich gelassen. Sie freue sich auf ein Leben ohne Kalender und Termindruck. Mehr Raum für Familie und Freunde, mehr Zeit für Kultur und Bildung, mehr Zeit für gemeinsame Reisen mit ihrem Ehemann. „Wir sind immer schon gerne verreist. Jetzt freue ich mich außerdem, langjährige Freunde im Ausland auch mal besuchen zu können. Ich gehe sehr gerne zu Lesungen, besuche gerne Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen. Ich bin nach wie vor an gesellschafts- und frauenpolitischen oder praktisch-philosophischen Themen interessiert. So könnte ich mich beispielsweise jederzeit für eine Veranstaltung zu Hannah Arendt begeistern.“

Wurzeln liegen in der offenen Jugendarbeit der evangelischen Kirche
Ihre spezifische frauen-, sozial- und bildungspolitische „Brille“, mit der sie seit 1980 im evangelischen Kirchenkreis für die Chancen von jungen Frauen und Männern einsetzt, dieser Blick auf gesellschaftspolitische Entwicklungen hat seine Wurzeln in der offenen Jugendarbeit der evangelischen Kirche in den 1970er-Jahren. „Die Jugendarbeit war überaus vielfältig und sehr integrierend. Dort in Großauheim, im Jugendklub „Fan 79“ sind Freundschaften entstanden, die bis heute bestehen“, sagt Petersein, die 1957 in Bad-Orb geboren wurde und seit 1960 in Hanau lebt. Die selbstorganisierte Disco war ein ganz neues Format und zog die Jugendlichen in Scharen an. „Am Sonntag Nachmittag gab es gar nichts für uns“, erinnert sich Petersein, die sich nach der Konfirmation in der evangelischen Jugendarbeit engagierte. Geprägt hat sie auch die Bildungsoffensive dieser Zeit, die vor allem Frauen und jungen Menschen aus Arbeiterfamilien Aufstiegschancen geboten hat. „Ich bin die erste Akademikerin in meiner Familie.“ Nach Lyzeum und Abitur an der Hohen Landesschule schrieb sich Petersein in Frankfurt für den neuen Studiengang der Erziehungswissenschaften ein. Über den Bildungs- und Erziehungsbereich die Gesellschaft verändern, für Frauen neue Perspektiven eröffnen, das war es, was Maxi Petersein magisch anzog und wofür sie sich bis heute mit aller Kraft einsetzt. „Bildung ist mir wichtig. Sie ist zentral, denn – das ist sowohl meine persönliche Erfahrung als auch statistische Erkenntnis– nur über Kompetenzen lassen sich Zukunftschancen realisieren und letztlich ökonomisch selbstbestimmt leben.“ Ihr Focus lag dabei immer auf der Aus- und Weiterbildung von Frauen.

In verschiedenen Funktionen für die Bikdung Jugendlicher
Petersein hat in verschiedenen Funktionen im Kirchenkreis, in der Diakonie, in der Landeskirche und in der Stadt Hanau ihre Positionen immer wieder deutlich gemacht – und für die Bildung junger Menschen gekämpft.Bereits 1985 hatte sie ihren Einstieg als ABM für die Mädchenarbeit im „Treff für Jugendliche in Berufsnot“. Aus dieser Einrichtung wird 1999 schließlich „Pilot“ und Margarete Petersein übernimmt die Leitung. Seit Mitte der 1980er-Jahre unterstützt sie die Arbeit der Jugendwerkstatt Hanau e. V. als Vorstandsmitglied. In Kooperation mit der Jugendwerkstatt erkämpft sie die kostenlose Ausbildung in der Altenpflege und baut die Angebote für Jugendliche weiter aus. In Hanau ist Petersein seit über 30 Jahren Mitglied im Jugendhilfeausschuss, zuletzt als stellvertretende Vorsitzende, sie ist Gründungsmitglied im Arbeitskreis Mädchenarbeit – heute Lawine e. V. – und sie ist Mitglied in der Fach-AG „Frauen und Arbeit“ des Kreises und der Agentur für Arbeit und im Frauenplenum der Stadt Hanau. Auf der Ebene der Landeskirche wurde Petersein als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Soziale Integration (heute SIBA) gewählt.

Gründung von „Pilot“ 1999
In erster Linie jedoch forcierte Petersein die Ausweitung und Intensivierung des „Treffs für Jugendliche in Berufsnot“, der sich zu Pilot, evangelische Fachstelle Jugendberufshilfe weiterentwickelte. Das Angebot von Pilot im Bereich Bildung und Beratung ist für Jugendliche manchmal der einzig verbliebene Weg, um Zukunftschancen realisieren zu können. Bildung als Zugang zu Arbeit, die ein ökonomisch selbstbestimmtes Leben ermöglicht, das war und ist das zentrale Anliegen von Maxi Petersein. Dass sie dafür immer die Rückendeckung des Kirchenkreises und ein hohes Maß an Freiheit hatte, um die Jugendberufshilfe weiterzuentwickeln, dafür ist sie dankbar. Ökonomisch sind wir gut aufgestellt, dennoch wird die Refinanzierung unserer Projekte zunehmend schwierig bleiben, da für den Bereich der Jugendberufshilfe keine keine gesicherten Finanzierungstrukturen im Sinne einer Regelfinanzierung vorliegen.“

„Ich konnte mit klugen und interessanten Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten. Wir alle blicken gerne über den Tellerrand, bilden uns weiter und qualifizieren uns zusätzlich. Und wir führten zahlreiche Diskussionen um neue Aspekte und Erkenntnisse in unseren Arbeitsfeldern.“ Die Gesellschaft mitgestalten, Dinge zum Besseren verändern, dafür hat Margarete Petersein sich immer wieder neu und unermüdlich eingesetzt – für Jugendliche, für Frauen, für Bildung, über 40 Jahre.

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Segen um den Hals, in jeder Stunde des Alltags
09 Jun
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Sonntagsgruß zum 1. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Leserinnen und Leser,

gibt es Gegenstände, die Ihnen am Herzen liegen? Ein bestimmtes Schmuckstück, das vielleicht früher der Oma gehört hat, eine Karte, die Ihnen jemand mitgebracht hat, als Sie dringend Bestärkung brauchten, einen schönen Stein, den Sie am Strand gefunden haben? In solchen Gegenständen steckt so viel Bedeutung, sie bergen so viele Erinnerungen – ohne dass ein anderer das von außen sehen könnte.

In solchen Gegenständen steckt ein Teil von uns selbst, sie können uns mit anderen verbinden oder auch mit Gott. Man kann vielleicht sogar sagen: Solche Dinge können Segen bergen.

Eine ganz alte Segenssache wurde Ende der siebziger Jahre in Jerusalem ausgegraben. In einer Grabkammer zwischen lauter Knochen fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwei aufgerollte Silberamulette, also sehr dünne Silberbleche, die zusammengerollt wurden und so an einer Schnur um den Hals getragen werden konnten. Untersuchungen des Materials zeigten: Sie sind etwa 2600 Jahre alt. Darauf steht im Inneren jeweils ein kurzer Text. Nicht mehr alles ist lesbar, aber gut rekonstruieren ließ sich:

„Der HERR behüte dich. Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über dir und gebe dir Frieden.“

Wenn Sie hin und wieder den Gottesdienst besuchen, erinnert das Sie vielleicht an den Segen am Ende. Dieser Segen stammt aus der Bibel (4. Mose 6,24-26) – und was die Archäologen und Archäologinnen hier gefunden haben ist nichts weniger als die älteste schriftliche Quelle eines biblischen Textes. Ein Sensationsfund.

Doch das Fundstück verrät mehr als das, was die Buchstaben preisgeben. Da sind zuerst einmal die Abnutzungsspuren am Rand. Die zeigen: Die Amulette wurden um den Hals getragen und nicht geöffnet. Die Trägerin wusste wohl um den Segenswunsch darin, aber sie trug kein Schild um den Hals. Dem Träger war es wichtiger, dass der Segen Gottes ihn umgab und er sich daran erinnerte, als dass er das vor anderen ausbreiten musste. Und dann verrät der Fundort noch mehr: Für die Menschen, von denen wir nur ein paar Knochenreste haben, galt Gottes Segen nicht nur im Leben, sondern sollte auch im Tod wirksam sein. Deshalb gab man ihnen ihre Amulette mit ins Grab.

Mir kommt manches davon erstaunlich „modern“ vor: Auch ich umgebe mich mit Gegenständen, die für mich eine besondere Bedeutung haben. Auch ich wünsche mir Gottes Segen für meine Gegenwart, ohne darum gleich große Worte machen zu müssen. Und auch ich frage: Was trägt mich weiter, über dieses Leben hinaus? – Vielleicht ist das gar nicht „modern“; sondern diese Fragen sind in erster Linie sehr menschlich.

Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall bei Ihren Fragen und bei Ihrer Suche danach, was Sie trägt und in guten und schweren Zeiten begleitet, Gottes reichen Segen. In der Kirche Gronau feiern wir am Sonntag um 14h Jubelkonfirmation – da wird Gottes Segen, der sich durch die einzelnen Lebensgeschichten sichtbar und unsichtbar zieht, natürlich im Mittelpunkt stehen!

Herzliche Einladung und Grüße!
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann

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07 Jun
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Familienkirche

Einladung zur Familienkirche

Am 15. Oktober, 10:30 Uhr in der Evangelischen Kirche in Niederrodenbach.

Eingeladen sind besonders Kinder von 0 – 6 Jahren mit ihren Familien. Aber auch alle anderen Kleinen und Großen, die Lust auf einen lebendigen Kurzgottesdienst haben, sind herzlich willkommen. Unsere Kirchenmaus Bille und ihr Freund Esel Fridulin sind schon schwer am Vorbereiten… Wir freuen uns auf euch! Pfarrerin Lisa Henningsen und das Team der Familienkirche

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06 Jun
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Kinderkirche

Am Samstag, den 1. Juli von 10:00 bis 12:30 Uhr im Katharina von Bora Haus in der Hinserdorfstraße.

Wir laden alle Kinder von 5 – 10 Jahren herzlich ein! Wir singen, spielen, hören Geschichten aus der Bibel, malen und basteln. Der Vormittag endet mit einem gemeinsamen Mittagessen.

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Segen: von Mensch zu Mensch – von Gott
04 Jun
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Sonntagsgruß zu Trinitatis

Liebe Leserinnen und Leser,

„Heile, heile Segen, morgen gibt es Regen…“ – „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen“ – „Herzliche Glück- und Segenswünsche!“ In Kinderliedern, Geburtstagslieder oder festen Formeln begegnet uns ‚Segen‘ immer wieder. Meistens versteht man dabei ganz von selbst, was gemeint ist, gute Wünsche, Kraft von woanders her, Gelingen. Jeder Gottesdienst endet mit einem Segen und manchmal wird der Segen auch individuell zugesprochen, bei der Taufe, der Konfirmation, der Hochzeit. Auch bei ganz ‚weltlichen‘ Dinge werden Menschen gesegnet: Ein neues Feuerwehrauto, ein neuer Supermarkt usw. Was schön ist: Gesegnet werden kann man immer wieder.

So leicht es mir fällt Segen als etwas Gutes zu verstehen, so schwer fällt es mir manchmal ganz genau zu fassen, was da eigentlich geschieht. Eine Zusammenstellung guter Wünsche? Einen Menschen Gott überantworten? Ein Wort, das wirkt, eine Art Zauberwort? All das trifft es wohl ein bisschen… Martin Leuenberger, ein renommierter Forscher zum Alten Testament, hat sich die vielen Bibelstellen zum Segen angesehen und alte Inschriften studiert und stellt fest: Segen ist eigentlich etwas, das zwischen Menschen und anderen Menschen und Gott geschieht. Segnen kann sich niemand selbst. Es gibt immer einen Menschen, der segnet, und einen anderen, der gesegnet wird. In den meisten Fällen wird in den alten Texten hinzugefügt: „durch Gott.“ Und manchmal lautet der Segenswunsch auch ganz direkt: Gott möge dich segnen.“ Ich finde es erhellend, dass in den ältesten Texten nicht beschrieben wird, was mit diesem Segen konkret gemeint ist: Glück? Wohlstand? Gesundheit für die Familie? Erfolg in der Schlacht? Da steht nur: „x segnet y durch Gott.“ Für mich heißt das: Worin der Segen besteht, das können wir vorher gar nicht so genau wissen und manchmal tut es auch gut, sich das erst hinterher zu überlegen. Und für mich heißt das auch: Der Segen ist kein Gegenstand und keine Fähigkeit, die von einem zum anderen wandert, sondern Segen ist eine gute Atmosphäre, die mich und andere ergreift, ein Raum, der zwischen dir und mir entsteht, und in dem unser Leben Wertschätzung erfährt, eine Kraft, die unseren Blick weitet und unsere Füße Tritt und Halt finden lässt. Martin Leuenberger sagt dazu „Heilssphäre“.

Übrigens finden sich diese ältesten Segenstexte nicht in Schriftrollen und biblischen Bücher, sondern an Wänden von Ausgrabungsstätten, auf Vorratskrügen und Schalen, manchmal sind sogar Bilder dabei. Segen gehört also ursprünglich gar nicht in einen vom Alltag abgetrennten religiösen Raum. Segen gehört mitten hinein in den Alltag, in das Leben. „Heile, heile Segen, morgen gibt es Regen…“ – „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen“ – „Herzliche Glück- und Segenswünsche!“

Noch mehr Segen und einen besonderen Grund für Segen gibt es in unseren Kirchen bei den Jubelkonfirmationen – an diesem Sonntag und Niederdorfelden, am nächsten Sonntag in Gronau (jeweils 14h). Und in der nächsten Woche im Sonntagsgruß geht es um einen Segen zum Mitnehmen, den man ausgegraben hat.

Bis dahin grüßen Sie sehr herzlich – mit vielen sommerlichen Segenswünschen
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann

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Und der Tröster kommt, sagt Jesus im Johannesevangelium
28 Mai
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Sonntagsgruß zu Pfingsten

Liebe Leserinnen und Leser,

der Geist Gottes ist eine ganz schön praktische Sache – kein Mensch sieht ihn, kein Mensch kann ihn in Gläser einwecken und doch kann jeder und jede damit argumentieren: Ich hab den Geist, ich kann sagen, was wahr ist im Glauben, was stimmt, der Geist ruht auf mir. Und ich kann mir sicher sein: „Die Welt ist in sieben Tagen erschaffen und die Kirche soll sich vom Zeitgeist fernhalten und nur an den Heiligen Geist halten, so wie ich.“

Passt das denn zu einer Theologie der Vielfalt und Freiheit, oder fällt die gleich in sich zusammen? Nicht etwa weil andere Menschen andere Meinungen, Geschichten, Werte haben als ich das habe – das ist schöne Würze im Leben, die ich niemals missen möchte. Ungemütlich wird’s und mein Gedankengebilde wird wacklig, wenn der Heilige Geist, die Kraft Gottes, die ich doch als eine Weite erfahre, die sanft wie ein Hauch durch die Welt zu wehen scheint, plötzlich Härte zeigt: „In der Bibel steht dies und das, was der Zeitgeist da macht, das ist doch alles nicht Gottes Wille, das muss verboten werden, das wird Gott vernichten, ich weiß, auf mir ruht der heilige Geist, ich hab recht.“ Und schon wird aus der Kraft Gottes, die, so denke ich, doch Freiheit will, eine Peitsche enger Gedankenriegel. Und ich frag mich: Ist das so eine kluge Idee mit dem heiligen Geist?

Ich weiß es nicht. Ich könnte jetzt meine Vision vom Heiligen Geist dagegen setzen, meinen Traum von ‚Offen für Vielfalt‘, davon, wie Menschen von einer klimagerechten Welt träumen dürfen, wie keine Leichen mehr aus Fischernetzen gezogen werden, weil die Festung Europa endlich eingerissen ist, wie Gerechtigkeit herrscht zwischen den Menschen und Freiheit der Geschlechter. Ich kann dies nun genauso mit dem Heiligen Geist begründen, noch mit Bibelstellen spicken und dagegen stellen. Dann steht Wort gegen Wort und Geist gegen Geist und wir sind trotz Pfingsten nicht klüger als zuvor.

Was ist denn nun der heilige Geist? Sicher weiß ich es nicht, ich kann nur ahnen, hoffen, glauben und mir niemals sicher sein, vielleicht irre ich ja auch gewaltig. Vielleicht ist der Heilige Geist gar keine Argumentationshilfe, sondern einfach Trost? Warum? Weil ich hoffe, dass diese Kraft immer in die Zukunft träumt, immer neu von Gottes Schöpfung singt, seit dem Tag, als der Regenbogen über Noahs Arche stand und Gott von Versöhnung träumte.
Also, lassen Sie sich trösten, vom Frühlingswind, von Umarmungen, von offenen Ohren!

Herzliche Grüße!
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann

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