Sie möchten (wieder) evangelisch werden?
Das ist ein freudiges Ereignis! Wahrscheinlich haben Sie an diesem Entschluss eine ganze Weile »gearbeitet«. So etwas geschieht ja selten von einem Moment auf den anderen. Das hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass das ein wenig ungewöhnlicher ist, als wenn Kinder im Babyalter getauft werden. Doch nun zu Ihren Fragen.
Es gibt im Prinzip drei Möglichkeiten:
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Sie gehören oder gehörten einer anderen Konfession an (Aufnahme)
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Sie waren früher evangelisch und sind ausgetreten (Wiederaufnahme)
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Sie waren nie Mitglied einer Kirche und sind nicht getauft (Taufe)
In jedem Fall sollte Ihr erster Weg zur Pfarrerin oder zum Pfarrer führen. Sie werden Ihnen weiterhelfen und Ihnen mit Rat und oft auch mit Tat zur Seite stehen.
Wenn Sie noch einer anderen Konfession angehören, dann spricht man von einer Aufnahme in die evangelische Kirche, von einem Übertritt oder einer Konversion. Dazu müssen Sie bei Ihrer Kirche zunächst den Austritt erklären. Das geschieht – jedenfalls bei unseren großen Kirchen – nicht im Pfarramt, sondern auf dem zuständigen Amtsgericht. Wenn Sie schon ausgetreten waren entfällt der Gang zum Gericht natürlich, nur sollten Sie die Bescheinigung des Gerichts hervorholen.
Mit der erhaltenen Bescheinigung können Sie dann zum für Sie zuständigen evangelischen Pfarrer oder der Pfarrerin gehen und formlos um Aufnahme bitten, am besten schriftlich. Zuständig ist die Kirchengemeinde, in deren Gebiet Sie polizeilich gemeldet sind. Wenn Sie einen anderen Pfarrer oder eine andere Pfarrerin kennen, können Sie getrost auch erst dort nachfragen.
In der Regel wird die Pfarrerin oder der Pfarrer dann ein oder mehrere Gespräche mit Ihnen führen. Denn Sie müssen in gewisser Weise »nachkonfirmiert« werden. Sie sollten sich also wenigstens in groben Zügen in den Besonderheiten der evangelischen Kirche auskennen.
Die Aufnahme selbst kann dann im Gottesdienst stattfinden, aber auch im kleinen Kreis, beispielsweise nach dem Gottesdienst. Eine feste Liturgie gibt es dafür nicht; über die konkrete Gestaltung wird man aber auf alle Fälle reden.
Wenn Sie früher evangelisch und später ausgetreten waren, spricht man von einer Wiederaufnahme. Auch dazu müssen Sie sich mit der zuständigen Pfarrerin oder dem Pfarrer in Verbindung setzen und einen formlosen Antrag stellen.
Auch bei einer Wiederaufnahme wird die Pfarrerin oder der Pfarrer ein Gespräch mit Ihnen führen, eventuell auch mehrere. Es wird allerdings anders verlaufen als bei einer Aufnahme, denn eine gewisse »evangelische Basis« von vor dem Austritt wird ja da sein. Andererseits werden die Gründe für Austritt und Wiedereintritt zur Sprache kommen.
Die Wiederaufnahme selbst läuft im Prinzip genauso ab wie die Aufnahme (siehe oben).
Wenn Sie nie Mitglied einer Kirche waren, sind Sie auch nicht getauft. Das kann man selbstverständlich nachholen. Dabei ist eine Erwachsenentaufe eine ganz besondere und intensive Feier, denn dann können Sie sich später an Ihre Taufe erinnern. Damit haben Sie den meisten Menschen etwas voraus, die ja als Kinder getauft worden sind.
Bei einer Erwachsenentaufe muss einiges »nachgeholt« werden. Denn eine christliche Erziehung, Konfirmandenunterricht und Konfirmation gab es ja nicht. Umgekehrt bietet sich aber auch die Chance, sich als Erwachsener und deshalb mit reiferer Lebenserfahrung und mehr Verständnis auf den christlichen Glauben einzulassen. Damit sind Sie sogar ganz dicht an den Wurzeln des Christentums, denn zu Anfang haben sich Erwachsene bewusst zur Taufe entschieden.
Wie diese Vorbereitung auf die Taufe aussieht, kann sehr verschieden sein. Je nach Ihren Vorkenntnissen – und Ihrem Interesse – wird der Pfarrer oder die Pfarrerin ein oder mehrere Gespräche mit Ihnen führen. Die Themen bestimmen Sie in wesentlichen Teilen mit. Denn Sie haben ja Interesse am christlichen Glauben, sonst würden Sie eine Taufe gar nicht in Betracht ziehen. In Orten, wo es mehrere Taufbewerber gibt, finden manchmal sogar »Tauf-Kurse« zur Vorbereitung statt.
Die Taufe selbst lässt sich ganz verschieden gestalten. Am schönsten ist sie als Feier im Gottesdienst, ebenso wie bei der Taufe von Kindern. Denn auch die Gemeinde freut sich über das besondere Fest einer Erwachsenentaufe.
Besonders feierlich ist die Taufe, wenn sie in der Osternacht geschieht – in immer mehr Gemeinden wird dieser besondere Gottesdienst am frühen Morgen des Ostersonntags ja gefeiert. Dies war bei den ersten Christen so üblich, weil in dieser Nacht der Wandel vom Tod zum Leben gefeiert wird – auch die Taufe stellt einen Übergang in ein neues Leben im Geiste Jesu Christi dar.
Merten Rabenau mit Dank an Michael Ebersohn für eine gute Vorlage