Hanau. Kreativ, inklusiv und nachhaltig: im Rahmen des großen Kunstprojektes „Heimat Hanau“ des Förderkreises Marienkirche 2.0 haben sich rund 200 Schiefer, die 70 Jahre das Dach der historischen Marienkirche deckten, in beeindruckende Kunstwerke verwandelt. Mit der Prämierung von fünf besonderen Exemplaren ging am Wochenende die dazu gehörige Ausstellung in der Marienkirche zu Ende.

Die Brüder Grimm in vielfältiger Art und Weise, Ansichten von bekannten Hanauer Orten und Sehenswürdigkeiten oder auch einfach ein paar bunte Vögel: Der Einfallsreichtum zum Thema „Heimat Hanau“ unter den Teilnehmenden war groß. Liebevolle Details, Kreativität und die künstlerische Umsetzung machten einen Besuch der Ausstellung zu einem spannenden Erlebnis für alle Gäste. Unter den rund 200 eingereichten Exponaten, die fünf besten auszuwählen, war gewiss keine einfache Aufgabe für die fünfköpfige Fachjury bestehend aus Dr. Christiane Weber-Stöber (ehem. Leitung des Deutschen Goldschmiedehauses und der Gesellschaft für Goldschmiedekunst), Bruno Sievering-Tornow (Dozent der Zeichenakademie i.R.), Martin Hoppe (Stadt Hanau) sowie Dr. Stefanie Keilig und Horst Rühl (beide Vorstand Marienkirche 2.0). „Wir sind von der Vielfalt, die hier sichtbar wird, einfach nur beeindruckt“, stellte Horst Rühl bei der öffentlichen Prämierung fest. In der Kategorie der Kunstschaffenden ging der Preis an Andreas Wald. Sein Werk zeigt den Blick gen Himmel in Form des Grundrisses der Marienkirche. Für die Jury eine gekonnte Umsetzung des Themas Heimat, Dach über dem Kopf und der Herkunft der Dachschiefer. Auch der Künstler selbst freute sich darüber, mit seinem Beitrag zur Aktion eine Verbindung von Vergangenen zu Neuen schaffen zu können und lobte die Idee zu diesem nachhaltigen Kunstprojekt. „Kunst, Kultur und soziales Engagement gehören zusammen“, findet er und gab sein Preisgeld in Höhe von 200 Euro direkt an den Förderkreis Marienkirche 2.0 zurück. In der Kategorie Inklusive Schulen und Kinder zeichnete die Jury den Beitrag von Maryam Rezgui aus. Die Grundschülerin verwirklichte ihr Lieblingsmärchen „Prinzessin auf der Erbse“ farbenfroh und mit vielen Details auf der 70 Jahre alten Dachschiefer. In der Kategorie der weiterführenden Schulen ging der Preis an Ella Schubert und Hannah Reelfs, die unter dem Titel „Farben schreiben Märchen“ im innovativen Einsatz von Farben und Formen dem Denkmal der Brüder Grimm Leben eingehauchten. Das gleiche Motiv gänzlich anders umgesetzt hat Agop Talsik, der sich über den Preis in der Kategorie für Kunstschaffende mit einer Einschränkung freuen durfte. Talsik gehört zu der Gruppe der Kunstschaffenden aus dem Brockenhaus sowie zum Malkurs der Lebenshilfe im Gärtnerhaus und zeigte das Denkmal samt „Schwesterchen Grimm“ und spielender Kinder am Sockel des Denkmals. Den Preis an Talsik überreichte Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri, der die Gelegenheit nutzte, dem Förderkreis Marienkirche 2.0 ein großes Lob dafür auszusprechen, nicht nur einen Beitrag zur Sanierung des Gotteshauses zu leisten, sondern mit Aktionen wie dem Kunstprojekt immer wieder die vielfältigen Menschen in der Stadt einzubeziehen und mitzunehmen. „Es ist toll, dass so viele Menschen an diesem Dachschieferprojekt teilgenommen haben“, findet er. Dass dieses dabei von Anfang an inklusiv gedacht wurde, mit einer eigenen Kategorie für Kunstschaffende mit einer Einschränkung, hob er besonders hervor.

Mit Auszeichnung dieser vier Werke hätte die Preisverleihung eigentlich vorbei sein sollen. „An einem Werk sind wir aus der Jury aber alle fünf hängengeblieben“, berichtet Horst Rühl. Und so habe man beschlossen, einen zusätzlichen Sonderpreis zu vergeben. Über diesen durfte sich der Künstler Flohr, alias Paul Eppert, freuen. Die originelle und humorvolle Karikatur „Der alte Hanauer“ verbindet die Menschliche Vergangenheit mit dem heutigen Bild der Heimat Hanau und zaubert den Betrachtern ein Lächeln ins Gesicht. Auch Flohr stiftete sein Preisgeld dem Förderkreis. Eine Geste, die keinesfalls selbstverständlich sei, aber den Vorsitzenden sehr freute. Genauso wie ein anderer, wesentlicher Teil der Aktion: „In diesem Gotteshaus hat sich etwas ereignet, das für mich fest zu meiner inneren Ausrichtung gehört, nämlich Inklusion“, stellte Rühl fest. Er bedankte sich bei allen Anwesenden und Teilnehmenden, dass sie hierzu beigetragen und dies gemeinsam abgebildet haben.