Evangelische Stadtkirchengemeinde verabschiedet Christuskirche
Taufen und Hochzeiten, Konfirmationen und Trauerfeiern: Im Laufe der vergangenen 95 Jahre seit Gemeindegründung war die Christuskirche ein fester Bestandteil im Leben vieler Menschen. Am Sonntag verabschiedete sich die Evangelische Stadtkirchengemeinde nun von der Kirche. Bei aller Trauer über den Abschied steht dieser aber zugleich für einen Neuanfang. Denn die Christuskirche soll zu einem Diakonischen Zentrum entwickelt werden.
Ein letztes Mal waren der Saal und die Empore in der Christuskirche voll besetzt. Rund 200 Gemeindemitglieder waren der Einladung zum Abschiedsgottesdienst in den Saal der Christuskirche gefolgt. Den Ort, an dem damals alles begann, wie Pfarrerin Kerstin Schröder zurückblickte. Die große Kirche kann auf Grund der Dachsituation bereits seit einiger Zeit nicht mehr genutzt werden. Doch egal ob in der Saalkirche, der großen Kirche oder der Kapelle: „Wir waren gerne hier“, stellte Pfarrerin Katrin Kautz fest. Gemeinsam habe man hier geweint und gelacht, gefeiert und geklagt. Und diese Erlebnisse und Erinnerungen sind es, die die Kirche für viele Menschen zu einem so besonderen Ort gemacht hat, wie auch Pröpstin Sabine Kropf-Brandau weiß: „Kirchen sind nicht per se heilig, aber sie werden uns heilig durch das, was wir mit ihnen verbinden.“ Auch wenn Protestanten theologisch gerne darauf verweisen, dass jeder Ort ein Ort der Gottesbegegnung sein könne, so falle der Abschied von einer Kirche trotzdem schwer: „So profan und weltlich wir von unseren Kirchen denken mögen, auf einmal wird sie doch zum Gotteshaus. Und ein solches Haus gibt niemand gerne auf.“ Die Trauer darüber sei nachvollziehbar und verständlich. Trotzdem gehören Veränderungen zum Leben dazu, sowohl selbstgewählte als auch fremdbestimmte. Die angedachte künftige Nutzung der Christuskirche sieht sie als positive Aussicht: „Gott wird nicht heimatlos in Hanau.“
Die Christuskirche soll auch weiterhin ein Ort in Hanau sein, an dem das Evangelium für die Menschen erlebbar ist, wie Dekan Dr. Martin Lückhoff feststellte. Aus dem bisherigen Gotteshaus wolle man ein Diakonisches Zentrum entwickeln, in dem Menschen unterschiedliche Beratungs- und Unterstützungsangebote des Diakonischen Werkes Hanau-Main-Kinzig finden können. „Ein markanter und qualitativ hochwertiger Ort, an dem Menschen Rat, Tat und Hilfe erfahren“, fasst er zusammen. Bei aller Trauer über den Abschied von der Christuskirche als Kirche der Stadtkirchengemeinde appellierte er deshalb für Zuversicht mit Blick auf die Zukunft der Christuskirche. Auch wenn der Weg hin zur Diakoniekirche noch einiges an Arbeit, Zeit, Geld und Genehmigungen erfordern werde. Sehr konkret seien hingegen bereits die Pläne für die Nutzung des Areals neben der Christuskirche, wie die geschäftsführende Pfarrerin der Stadtkirchengemeinde, Kerstin Schröder, berichtete: Das Gemeindezentrum soll künftig von der Martin Luther Stiftung Hanau genutzt werden, die hier ihre ambulanten Dienstleistungen ausbauen und weiterentwickeln möchte.
Für Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri zeigen die Pläne zur künftigen Nutzen, dass Kirche sich nicht nur als spirituellen Raum sondern als aktiven Teil der Gemeinschaft sehe: „Die Kirche zeigt ihre Handlungsfähigkeit. Sie gehen mit der Zeit, ohne ihre Werte und Wurzeln zu verlieren“, stellt er fest. Die Stadt begrüße diese Pläne dabei sehr. Die Evangelische Kirche sei damit Teil eines großen städtebaulichen Prozesses im Quartier und könne ein echtes Leuchtturmprojekt werden. Der Abschied von der Christuskirche sei aus seiner Sicht deshalb kein Abschluss, sondern markiere den Beginn einer neuen Ära. Er hofft: „Möge das Diakoniezentrum, das hier entsteht, ein Ort des Lichtes und der Hoffnung für alle Menschen sein.“