Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht erinnern Sie sich noch an die 10 Gebote? Diese lange Reihe an Verbote und Regeln “Du sollst keine anderen Götter haben, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus…”. Wir mussten diese als Konfirmand*innen noch auswendig lernen. Sie auch? Es war immer ein wenig komisch, dieses alte Deutsch von Martin Luther als Jugendliche zu lernen: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib – zugegeben, diese Sprache passt nun wirklich nicht mehr in unsere Zeit. Aber die 10 Gebote selbst, der Bund Israels mit Gott, die haben eine wunderbare Kraft – schauen wir mal genau hin: Da gibt es die beiden Tafeln, die unbedingt zusammengehören. Auf der einen Tafel die Gebote, die die Beziehung Gott und Mensch regeln – also klar und deutlich sagen, wo und wer Gott ist. Wobei, das bleibt sehr vage, ein Bild soll es ja gerade nicht geben. Aber vielleicht wird vor allem deutlich, was Gott alles nicht ist – nämlich nicht für uns verfügbar, nicht für unsere Zwecke einzuspannen. Und dann gibt es die andere Tafel, die mit den Verboten, mit den Regeln zwischen Mensch und Mensch (nicht stehlen, nicht töten etc). Eigentlich alles bekannt, oder? Es sind die Regeln des Zusammenlebens. Aber trotzdem – die alte Sprache Luthers ist manchmal sperrig – und eben auch schon 500 Jahre alt. Aber warum versuchen wir nicht mal wieder neue Worte für diese wunderbaren Gebote zu finden? Wir haben in der Alle-Kinder-Bibel – einer neuen Kinderbibel – die 10 Gebote gefunden, in einer Sprache, die uns sehr anrührt, vielleicht auch zum Gespräch anregt, daher wollen wir Ihnen diese heute mitgeben:

Dein*e Gott bin ich.
Mach dir kein Bild von mir.
Missbrauche meinen Namen nicht.
Ruhe am siebten Wochentag.
Kümmere dich um die, bei denen du aufwächst.
Töte nicht.
Zerstöre keine Beziehungen.
Nimm anderen nichts weg.
Lüge nicht.
Sei nicht gierig auf das, was anderen gehört.
(Andrea Karimé und Anna Lisicki-Hehn: Alle Kinder Bibel – neukirchener Verlag)

Wir finden, diese Worte lassen uns neu über unser Zusammenleben nachdenken – und das ist an diesem Wochenende wichtiger denn je: Wir dürfen diesen Sonntag in Hessen den neuen Landtag wählen. Die hessischen evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer haben dazu eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, die wir gerne mit Ihnen teilen wollen:
“Die Möglichkeit, frei zu wählen, ist ein kostbares demokratisches Gut. Wer wählen geht, übernimmt Verantwortung für die Gesellschaft und die Zukunft des Landes. Deshalb bitten wir die Wahlberechtigten Hessens, bei der Landtagswahl am 8. Oktober 2023 ihre Stimme abzugeben. Wir bitten Sie als Christinnen und Christen herzlich darum, die Äußerungen der Parteien am christlichen Menschenbild zu prüfen. Aus Sicht unserer Kirchen sind dafür Menschlichkeit statt Fremdenhass, Weltoffenheit statt Nationalismus und Solidarität statt Diskriminierung grundlegend. Daran muss sich messen lassen, wer politische Verantwortung übernehmen will.” (www.ekkw.de)

Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren Sonntag und grüßen Sie herzlich,
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tobias Heymann