Liebe Leserinnen und Leser,
“Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.” (1. Mose 1,31) Mit dieser Feststellung endet das erste Kapitel der Bibel, in dem erzählt wird, wie Gott dafür sorgte, dass die Welt auf die Welt kam (oder, wie das gewesen sein könnte, im Anschluss gibt es ja noch eine ganz andere Geschichte vom Anfang). Auf dieses Urteil: Sehr gut!” folgt nun der siebte Tag – an dem Gott ruht und den Gott zum Heiligen Tag erklärt.
Mit diesem Eindruck würde ich auch gerne ins Wochenende starten. Ich schaue mir an, was gewesen ist, quittiere das als “Sehr gut!” und widme mich der freien Zeit. Wenn ich Qualität abgeliefert habe, meine ich die “Quality time“ verdient zu haben und kann sie in vollen Zügen genießen.
Nichts gegen ein gutes persönliches Belohnungssystem! Das trägt durch manche Prüfungsphase und durch manchen Stress mit den Liebsten oder auf der Arbeit. Aber wenn ich die freie Zeit, in der ich mir und manchmal auch anderen etwas Gutes tue oder gönne, abhängig davon mache, was ich vorher geleistet habe, dann verliert sie ihren Eigenwert. Die Schöpfungsgeschichte läuft nicht auf das “Sehr gut!” hinaus, sondern auf die Ruhe Gottes, auf das Da-Sein der Welt, auf die Freiheit, in der sich Gott und Welt begegnen.
Auch wenn ich mich frei davon mache, Auszeiten an Leistungen zu koppeln, genieße ich es etwas mit dem Eindruck: “Das ist schon alles sehr gut gewesen” abzuschließen. Das kommt selten vor. Ich habe gelernt Dinge zu reflektieren und kritisch aus verschiedenen Richtungen zu beleuchten. Ein uneingeschränktes “Sehr gut!” hat da selten Platz. Und selbst, wenn andere mir gegenüber großzügig damit sind, heißt das ja nicht, dass so auch der eigenen Blick ausfällt.
Außerdem: Wir leben und denken in einer Sprache, in der man eher sagt: “Da kann man nicht meckern”, als “Fantastisch!” Gut möglich, dass wir auch in dieser Sprache fühlen.
Und dann noch: Wir leben in einer Welt, in der es schwer fällt, ins “Sehr gut!” einzustimmen. Die Nachrichten zeigen schonungslos, wo es alles andere als “sehr gut” zugeht – und wir ahnen, das war noch nicht alles. Auch Nachrichten werden gefiltert; es gibt Regionen, die unter unserem Radar laufen, Menschen, die in den Kriegen sterben, die für uns weniger wichtig sind. Auch weil unsere Aufnahmekraft begrenzt ist.
Vielleicht sollten wir uns gleich der anderen Schöpfungsgeschichte zuwenden. Da geht es immerhin (wenn auch fragwürdig) um Ungehorsam, Verleumdung und Strafe. Oder wir wagen einen letzten Versuch: “Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.” (1. Mose 1,31) Hier wird beschrieben, wie Gott die Welt sieht.
Dass meine Perspektive deckungsgleich damit sein muss, steht da nicht. Noch nicht einmal, dass die Welt wirklich so ist. Denn “in Wirklichkeit” wäre eine Perspektive, die noch über der Gottes angesiedelt ist – kaum vorstellbar für uns.
Vielleicht kann ich mich hineinnehmen lassen in diese Perspektive Gottes, zumindest versuchsweise, am Sonntag Jubilate. Vielleicht kann ich mir ausmalen, wie Gott wohl auf diesen oder jenen Menschen blickt, womöglich ganz anders als ich. Wenn Sie mögen, kommen Sie am Sonntag nach Niederdorfelden in den Gottesdienst – vielleicht gelingt es ja.
Und auch ansonsten wünschen wir Ihnen ein gesegnetes Wochenende, das sich als “sehr gut” erweist!
Herzliche Grüße, Ihre Pfarrer*innen Maraike Heymann und Tobias Heymann
Unsere nächsten Gottesdienste – wir freuen uns auf Sie!
So, 21.04. 10h Niederdorfelden “Qualitätsurteil : Sehr gut!” Gottesdienst mit Einführung von Kirchenvorsteherin Regina Linke und anschließendem Umtrunk
So, 28.04 Gronau und So, 05.05 Niederdorfelden Konfirmationen
So, 05.05. 11h Gronau, Sportplatz Gottesdienst auf dem Sportplatz mit SV Gronau
So, 09.05. 10.30h Niederdorfelden, Ölmühle Himmelfahrtsgottesdienst im Grünen gemeinsam mit der Kirchengemeinde Kilianstädten-Oberdorfelden