Liebe Leserinnen und Leser,

„um ein vollwertiges Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein, so sagte Albert Einstein – Mäh Mäh!“

Vielleicht haben Sie jetzt eine Melodie im Kopf, vielleicht auch nicht. Diesen Satz kann man wunderbar als Kanon singen – muss man aber nicht. Am kommenden Sonntag aber ist der Hirtensonntag, alles wird sich darum drehen, wie Gott ein guter Hirte, eine gute Hirtin ist. Wir werden den wohl bekanntesten Psalm beten, vielleicht mussten Sie diesen für die Konfirmation sogar noch auswendig lernen: „Der HERR ist mein Hirte, mir werd nichts mangeln, er weidet mich auf Gründer Aue und führet mich auf rechter Straße….“. Psalm 23 – ein Evergreen evangelischer Frömmigkeit, ein Evergreen aus dem wunderbaren Erbe des Judentums, welches wir im ersten Testament der Bibel haben. Und, ein Gottesbild – was zu mindest mich – immer wieder ärgert. Warum? Weil ich nicht einfach ein Schaf in einer Herde sein will, weil ich nicht in der gleichförmigen Masse von gleichdreinschauenden Tieren aufgehen mag.

Zugegeben, vielleicht tue ich Schafen da unrecht – wobei eine griechische Bäuerin uns mal erklärte, dass Schafe für guten Feta immer mit Ziegen zusammen weiden müssen, da die Ziegen die guten Kräuter finden und die Schafe einfach hintendrein trotten. Also: Ich will kein Schaf sein, eher eine selbstständige, leicht bockige Ziege mit eigenem Willen. Denn ich will mir doch ein eigenes Bild machen, selbst endecken wo das frische Wasser ist und auch meinen Tisch selbst decken!

Das waren jetzt lauter Gedanken über mich, aber noch keine Gedanken über Gott – wie sieht denn Gott im Psalm 23 aus?

Da ist der Hirte oder auch die Hirtin. Der*die die Schafe über die Weide führt, entscheidet wo es lang geht, acht gibt, dass in dunkler Schlucht keine Gefahr droht und auch kein Abgrund vor der Herde sich auftut wo dann die Schafe hineinstürzen. Achtend, dienend aber auch sehr stark führend und leitend, so ist dieses Gottesbild für mich. Und da werde ich doch gleich wieder garstig. Wozu brauch ich denn einen Gott, der mich so sehr beschützt? Klar, Schutz ist schön und gut. Aber wenn ich ehrlich bin, soviel hab ich davon im Leben, als es drauf ankam, jetzt auch nicht erfahren. Wäre dieser Hirte vielleicht auch anders zu denken? Vielleicht als Hirtin, die nicht die Richtung vorgibt? Vielleicht als Hirte, der nicht ständig sich tischdeckend kümmert? Vielleicht – vielleicht gibts ja Möglichkeiten.

Vielleicht einfach ein*e Hirt*in, der*die zuschaut und da ist bei meinen gewagten Klettertouren durchs Lebensgebirge? Vielleicht. Mögen Sie mehr Gottesbilder entdecken? Dann schauen Sie doch am Sonntag den 14.4. im Gottesdienst in Gronau vorbei um 10h – oder um 11.15 bei der Feuerwehr in Gronau, da gibts hinterher auch noch Erbsensuppe.

Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren Frühlingssonntag,
Herzliche Grüße

Ihre
Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tobias Heymann