Liebe Leserinnen und Leser,
“Eine Kraft, von der man nichts sieht, die aber Dinge in Bewegung versetzt? Eine Kraft, die so machtvoll ist, aber trotzdem Leichtigkeit verbreitet? Das gibt’s gar nicht. O Doch!” An dieser Stelle verstummte der Herr auf der Kanzel und griff sich in die Talartasche. Er zog ein rot-weiß-gepunktetes Plastikwindrädchen hervor und blies kräftig dagegen.
Der Einsatz verfehlte seinen Effekt nicht. Wir lächelten, waren ganz bei ihm in diesem Moment, und nahmen ein Pfingstbild mit nach Hause: Der beinahe schon pensionierte Pfarrer, dem die Freude darüber, eine gute Pointe nicht erklären zu müssen, deutlich anzusehen war.
Und auch Jahre später taucht er zuverlässig vor meinem geistigen Auge auf, sobald ich über Pfingsten nachdenke. Wir mochten ihn, keine Frage, und an welche Predigt erinnert man sich schon noch nach zehn Jahren? Allerdings: Ich habe immer Schwierigkeiten gehabt mir den Heiligen Geist vorzustellen – und daran hat auch das Windrädchen nichts geändert. Im Gegenteil: Später sind mir der Farbkontrast, die aufgeblasenen Wangen, die Freude am Effekt so vorgekommen, als ob hier jemand selbst keine gute Antwort gehabt hat (oder uns, seine Gemeinde, damit nicht langweilen wollte). Denn: Die Wunder unserer Welt – und dazu gehören der Wind, genauso wie die Wellen und die Freude über Spielzeug, das funktioniert, – erzählen doch mehr über Gottes großartige Schöpfung als über den Heiligen Geist und Pfingsten, oder? Müsste der Heilige Geist nicht mehr sein als das, was ist? Mehr als das, worauf wir so federleicht Zugriff haben? Immerhin reden wir hier von der Kraft, die mit Gott und seinem Sohn Jesus Christus in einem Atemzug genannt wird.
Aber wer sagt eigentlich, dass der Heilige Geist nicht verspielt ist? Wer ihn mit dem Wind oder gar mit dem Windrad verwechselt, der macht es sich sicher etwas zu einfach. Aber die Idee nach dem Windrad zu greifen oder die Freude daran etwas in Bewegung zu versetzen oder die Lust etwas auszuprobieren – das klingt in meinen Ohren durchaus nach dem Heiligen Geist. Er ist schwer zu greifen, weil wir nicht immer Lust haben zu spielen, schwer zu greifen, weil wir uns nicht immer mitreißen lassen, schwer zu greifen, weil manchmal der beanspruchte Kopf keine neue Idee und keine neue Sichtweise mehr verträgt. Und das gehört alles zu unserem Leben dazu. Aber wenn plötzlich doch der Zipfel eines Plans oder Energie für einen Neuanfang aufblitzt, dann ist der Heilige Geist da. Nicht indem er greifbar und definiert vor uns steht, sondern weil er spürbar in unserem Inneren wirkt.
Das Windrädchen war keine Vorführung des Heiligen Geistes – es war eher unser Lächeln in dem Moment, das dem Heiligen Geist geschuldet war. “Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt.” So werden die Erfahrungen mit dem Heiligen Geist von Johannes beschrieben (Joh 3,8). Und wir denken nicht: Wie unberechenbar – wir denken: Beim Heiligen Geist geht es also um das, was damit passiert, und nicht darum ihn festzuhalten.
Frohe Pfingsten voller Ideen und guter Momente – was immer Sie auch vorhaben – wünschen Ihnen Ihre Pfarrer*innen Maraike Heymann und Tobias Heymann
Unsere nächsten Gottesdienste – wir freuen uns auf Sie!
So, 19.05. Niederdorfelden Pfingstsonntag – Gottesdienst mit Abendmahl und Taufe
So, 19.05. 11h Gronau Pfingstsonntag – Gottesdienst mit Abendmahl
Mo, 20.05. 10h Bad Vilbel, Günther-Biwer-Platz Gottes Geist, wir suchen dich Ökumenischer Gottesdienst im Freien
Do, 23.05. 11h Niederdorfelden, Seniorenzentrum, Foyer Luft und Liebe
So, 26.05. 10.30h St. Maria Niederdorfelden 40 Jahre Kirchweih Wir feiern mit unserer katholischen Schwestergemeinde