Liebe Leserinnen und Leser,

ein Gefäß zerbricht, es macht knack als die kleine Ampulle aufgebrochen wird. Das dünne feine Glas bricht exakt in der Kerbe und die Flüssigkeit fließ langsam heraus. Rettende Flüssigkeit verteilt sich über die Hände und Füße. Es duftet nach Rose. Feines klares leicht golden schimmerndes Öl ergießt sich auf Haupt und Füße. Es ist einer der Abende, die Jesus mit seinen Freund*innen in und um Jerusalem verbringt. Tagsüber sitzt er im Kreis derer die ihm zuhören, träumt vom Ende und Neuanfang, von Gerechtigkeit und einer Welt ohne Gewalt. Und Abends und nachts – da sucht er sich mit all denen, die zu ihm gehören, seiner Familie, seiner Gemeinde, seine Freund*innen einen Platz zum Leben – zum essen, zum feiern, zum sein. Eines Abends, da ist er gerade in Bethanien, einem Dorf in der Nähe von Jerusalem, da geschieht etwas Unerhörtes. Dieses Glasgefäß, gefüllt mit kostbarsten Öl wird von einer der engsten Freundinnen Jesu aufgebrochen. Sie salbt ihn, sie vergießt den Luxus der Zeit auf seine Stan, seine Füße und Hände.

Die Salbung Jesu, der Moment in dem Judas nach der biblischen Geschichte endgültig wütend wird, weil solch Wertvolles scheinbar vergeudet wird. Wen hätten wir nicht alles davon sattkriegen können? Der Vorwurf an die Frau, das getan zu haben, was doch so absolut irrational, unklug, unwirtschaftlich, schlecht berechnet war. Jesus ist da anderer Meinung. Jesus erzählt vom Sterben, erzählt davon, wie es ihm gut getan hat, wie es Liebe und Menschlichkeit war, die doch so oft fehlt. Natürlich hätte man das Öl verkaufen können, natürlich hätte man davon einige Menschen satt machen können (und wer solches tut – gepriesen sei sie!). Aber zugleich ist die Salbung auch erstmal nur Menschlichkeit und Zuneigung – Liebe und Wertschätzung.

Und, die Salbung ist eben noch mehr. Die Salbung, das war für Könige, für Priester, für heilige Herren, für Herrscher der Welt. Spätestens sein dem Moment aber, als Jesus der König, der keiner ist, auf einem Esel in Jerusalem bedeutungsschwer ankommt – jedes Bild der Herrschaft bricht – da ist klar, was wirklich Heilig ist. Wer wirklich heilig ist: Der Mensch, die liebt. Und so ist diese Salbung Auftakt für vieles, was in den kommenden Tagen noch geschieht, an was wir uns in vielen Gottesdiensten, Andachten, Feiern, Momenten erinnern werden.

Mögen Sie auch eine Salbung erhalten? Kommen Sie gerne am Sonntag um 10h zum Gottesdienst nach Niederdorfelden und feiern Sie mit unseren Konfirmand*innen Palmsonntag und lassen sich salben. Oder aber sie verbringen Zeit in der Frühlingssonne mit den Menschen, die Sie lieben, auch das ist Salbung.

Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tobias Heymann