Liebe Leserinnen und Leser,
„noch eine Woche, dann ist Weihnachten…“ Was macht dieser Satz mit Ihnen? Freuen Sie sich auf Lichterschein, Zusammensein, gutes Essen und ein paar Tage Ruhe? Oder stehen Sie vor einem Berg an Erledigungen, der in dieser einen Woche irgendwie bewältigt werden muss? Oder sind Sie einfach erleichtert, wenn Weihnachten vorbei ist? Entweder weil es jedes Jahr schwierig ist mit diesem Fest oder weil es dieses Jahr zum ersten Mal so anders sein wird als gewohnt?
Bei keinem anderen Fest wird bei uns so viel Energie in die Vorbereitung gelegt wie an Weihnachten. Und selbst, wenn einer sagt, ich mache mir da nichts draus, an Weihnachten muss ich bloß zu meiner Tochter, da ist dann alles fertig – kann der sich trotzdem kaum entziehen. In den Geschäften stapeln sich die Spekulatius, das Radio erinnert an „Last Christmas“ und der Nachbar hat in diesem Jahr nicht nur einen Weihnachtsmann, sondern auch einen Schneemann im Garten, der freundlich herüberwinkt.
Wenn Weihnachten naht, tauchen Gegenstände, Musik und Geschmäcker auf, auf die wir den Rest des Jahres über gut verzichten können. Und all das transportiert Stimmungen, Erinnerungen – beseelte und traurige, manchmal sowohl als auch. Kaum ein Fest ist so stark mit Gefühlen verbunden wie Weihnachten. Und dabei ist noch nicht einmal sicher, ob es in diesem Jahr wirklich aufkommen wird, das Weihnachtsgefühl, die wochenlang genährte Mischung aus Kindheitserinnerung, Sehnsucht und Hoffnung.
Für uns ist der Advent darum eine Zeit in der Schwebe –
zwischen dem, was früher gewesen ist, und dem, was wohl kommen wird,
zwischen Gefühlen, die gut tun, und solchen, die schwer sind,
zwischen Warten auf etwas, das wir doch gut kennen, und Hoffen auf etwas Neues.
Wenn es uns gut geht, schätzen wir solche Schwebezustände, finden sie spannend. Manche Adventslieder rücken diese Suche in den Mittelpunkt: „Wie soll ich dich empfangen? Und wie begegnen dir?“
Wenn es uns weniger gut geht, wünschen wir uns Sicherheit. Dann sind eher bestärkende Lieder dran wie: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Es kommt der Herr der Herrlichkeit.“
Ihnen wünschen wir in dieser letzten Woche im Advent, dass Sie vertrauensvoll Richtung Weihnachten unterwegs sind, sich zur Krippe mitnehmen lassen und vielleicht sogar Zeit finden für das Abwarten, Schweben und Träumen!
Eine gesegnete Zeit wünschen Ihnen
Ihrer Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann