Liebe Leserinnen und Leser,

Wussten Sie, dass wir in unseren Gemeinden nun alle zwei Wochen im Seniorenzentrum Im Niddertal in Niederdorfelden ökumenische Gottesdienste feiern? Am vergangenen Donnerstag ging es los. Soweit so gut – aber das faszinierende daran ist – wir lernen in unserer evangelischen Gemeinde nun plötzlich katholische Traditionen kennen. Wussten Sie zum Beispiel, dass am 14. September der Tag der Kreuzerhöhung ist? Mir war das neu. Aber ich habe deswegen nochmal über das Kreuz nachgedacht, schließlich steht es zentral in unserem Glauben.

Aber Kreuze begegnen nicht nur in der Kirche. Ein paar Gedanken zum Kreuz jenseits der Kirche:

Meine Tante erhebt sich, mühsam. Die eine Hand auf den Tisch gestützt, die andere im Rücken. „Ich hab’s wieder im Kreuz“, stöhnt sie.

Sie meint ihre Wirbelsäule, mehr wohl noch: Ihren ganzen Rücken. Das Aufrichten fällt ihr schwer, sie hat Schmerzen. Manchmal spüren wir die Lasten und Sorgen, die uns umgeben genau dort – So als würden Sie uns an der Aufrichtung hindern uns niederdrücken. Dabei wünschen wir uns doch, dass unser Kreuz uns sicher und stark in die Welt hineinträgt.

Ein Kreuz in der Zeitung hinter einem Namen. Oder man ist auf der Landstraße unterwegs, da: ein hölzernes Kreuz am Straßenrand mit einem darauf geschriebenen Namen.

Menschen, deren Namen auf diese Weise mit einem Kreuz verbunden wird, sind gestorben. Das Kreuz ist hier ein Zeichen für den Tod, dafür dass ein geliebter Mensch nicht mehr da ist. Solche Kreuze sprechen zu denen, die ihnen begegnen, beim Blättern in der Zeitung oder beim Vorbeifahren. Ohne die damit verbundenen Namen wären sie aussagelos. Sie sagen: Hier gab es einen ganz besonderen Menschen, den wir nicht vergessen und vermissen.

Keines dieser Kreuze hat direkt mit dem Kreuz Jesu zu tun – mit diesem einstigen Folterwerkzeug, das den erstaunlichen Wandel hin zu einem Symbol der Hoffnung hinter sich hat. Aber für mich steckt im Kreuz Christi trotzdem einiges von den anderen Kreuzen in unserer Sprache und unserem Alltag. Eigentlich helfen mir die Kreuze im Alltag sogar dabei, etwas vom Kreuz Christi zu verstehen.

Das Kreuz Christi hilft mir dabei mich aufzurichten, äußerlich und noch mehr innerlich. Es ist etwas, das ich brauche, das mir Orientierung gibt in der Welt, eine Richtung weist. Auch wenn mir die Kraft fehlt im eigenen Kreuz, weiß ich, dass das Kreuz Christi für mich da ist.

Ich glaube daran, dass sich Gott in Jesus Christus sich im Kreuz jedem Menschen individuell und persönlich zuwendet. Vielleicht entdecken Sie in den nächsten Tagen und Wochen noch mehr Kreuze, die Sie tragen, verwirren oder stärken.

Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann

PS: Herzliche Einladung zu unseren Gottesdiensten an Erntedank – 24.09. um 11h in Gronau mit anschließendem Kartoffelfest (Vorsicht neue Uhrzeit!) und am 1.10. um 10h in Niederdorfelden mit Trubelkirche und Imbiss!