Liebe Leserinnen und Leser,

in welche Richtung denken Sie, wenn Sie das Wort “Anker” hören? Nach oben oder unten? Nach rechts oder links? Intuitiv geht es bei mir nach unten, Richtung Meeresgrund, ins Tiefe und Dunkle. Man sieht nicht, wo der Anker festmacht, muss es spüren oder ausprobieren.

Für manche Menschen ist der Anker ein Symbol für den Glauben. Und auch da passt für mich diese Richtung. Ich bin verwurzelt, ich bin sicher, ich bin gehalten.

Weil “Anker” und “unten” für mich so dicht zusammengehören, bin ich gestolpert über einen Vers aus dem Hebräerbrief: “Die Hoffnung ist für uns wie ein sicherer und fester Anker”, heißt es da (so weit, so gut), und dieser Anker “reicht hinein bis ins Innerste des himmlischen Heiligtums” (Hebr 6,19). Ein Anker im Himmel. Statt nach unten denke ich nach oben.
Dass Gottes Himmel nicht unbedingt da zu finden ist, wo ich Sterne und Flugzeuge sehe, ist klar. Trotzdem zieht mich der Begriff Himmel gedanklich erstmal nach oben. Weit nach oben, weg von mir. Glaube und Hoffnung wohnen, wenn ich dieser Ankerkette folge, nicht allein in meiner eigenen inneren Tiefe, sondern erhalten ihre Kraft auch von anderswoher, von außen, von Gott.

Natürlich kann ich Glaube und Hoffnung pflegen, mir Zeit nehmen dafür. Aber dass es beides überhaupt gibt in mir, das habe ich mir doch nicht selbst ausgedacht. Dass ich hoffe, ist ein Geschenk, und wenn ich glauben kann, erst recht.

Mit dem Himmel ist es ein wenig wie mit Meeresgrund: Ich kann nicht sehen, wo der Anker fest ist. Ich muss mich drauf verlassen, dass die Ankerkette hält. Wenn Hoffnung und Glauben lebendig sind in mir, dann spielt da etwas mit hinein, dass ich nicht selbst ganz in der Hand habe.

Ein Anker, den ich ins Wasser lasse, sinkt durch sein Gewicht und die Schwerkraft. Wie soll ich mir das einem Anker im Himmel vorstellen? Im Hebräerbrief hängt das mit Jesus Christus zusammen – und zwar so: Er hat den göttlichen Himmel durchschritten und hat unter unserem Himmel gelebt. Nicht als Wesen aus einer anderen Welt, sondern als einer, der Versuchungen und Leid erfahren hat. Er hat uns den Himmel geöffnet, er hat den Anker vertäut, Himmel und Erde berühren sich schon heute.

Wie ist das bei Ihnen? Kennen Sie das Gefühl, dass sich Himmel und Erde zu berühren scheinen? Springen Sie auf die Idee vom Anker im Himmel so an wie wir, oder sind Ihnen andere Bilder für den Glauben und die Hoffnung näher?

Wir laden Sie herzlich ein zum Gottesdienst am kommenden Sonntag in der Gronauer Winterkirche. Wir begeben uns auf die Spur davon, wie Himmel und Erde zusammenkommen. Damit müssen wir nämlich nicht bis Himmelfahrt warten – der Beginn der Passionszeit passt genauso gut. Schließlich sind die kommenden Wochen für manche Christen und Christinnen eine Zeit eingefahrene Routinen in Frage zu stellen und Ausschau zu halten nach dem, worauf es ankommt, was trägt und hält.

Ihnen wünschen wir Mut und Neugier, himmlische Momente zu entdecken, und Sicherheit und Halt in dem, was Sie mit Hoffnung erfüllt.

Herzliche Grüße, Ihre Pfarrer*innen Maraike Heymann & Tovja Heymann

Unsere nächsten Gottesdienste und eine ganz besondere Veranstaltung – Sind Sie dabei?
So, 9.3. 10h Gronauer Winterkirche (Gemeindehaus)
“Anker im Himmel”
Gottesdienst mit Pfarrerin Dr. Maraike Heymann
So, 16.3. 10h Niederdorfelden
Gottesdienst mit Lektorin Vera Schwarz
Mo, 17.3. 19:30h Kirche Gronau
Konzertlesung: Jesus ist nicht schwarz-weiß. Mit Sarah Vecera, Judy Bailey und Patrick Depuhl