Liebe Leserinnen und Leser,

es gibt Räume, die einem gleich ein gutes Gefühl geben. Die einen sind hell und weit und lassen Luft zum Atmen und Platz für neue Gedanken. Andere Räume sind so heimelig und gemütlich, dass man gleich ein paar Stunden dableiben möchte. Manche Räume können ihre offensichtlichen Mängel haben (ja, der Boden ist hier und da geflickt, die Gardinen sind aus der Mode gekommen, als Mobiltelefone aufkamen) – aber sie bergen so viele Erinnerungen: Spuren von Menschen, mit denen ich hier einst gesessen oder gelacht habe. Andere Räume betrete ich zum ersten Mal und bin verzaubert – noch bevor ich darüber nachdenke, was es darin zu sehen gibt.

In Psalm 31,9 bekennt der Beter oder die Beterin: “Gott, du stellst meine Füße auf weiten Raum.” Das kann ganz konkret heißen: Super, wie viel Platz ich hier habe, in meinem Zuhause, auf dieser Welt! Das kann natürlich auch eher bildhaft stehen für: Danke für all die Möglichkeiten in meinem Leben! Oder aber – und an diesem Gedanken bleibe ich heute hängen – es bedeutet: Du, Gott, lässt Räume entstehen, da wo wir sind. Sie werden hell oder sicher oder atemberaubend, weil wir es sind, denen die Augen aufgehen, die sich geborgen wissen oder zu staunen anfangen.

Räume sind also nicht einfach da – sondern sie werden zu dem, was sie sind, weil wir da sind und uns selbst in ihnen wahrnehmen, mit unseren Seelen, mit unseren Körpern. Wenn es aber bei den Räumen, in die Gott unsere Füße stellt, um uns Menschen geht, dann spielt sich nicht nur etwas ab zwischen den drei Dimensionen und mir, sondern auch zwischen den Menschen, die noch da sind. Es heißt nicht von Ungefähr “Da geht die Sonne auf”, wenn ein Mensch, den wir schätzen, den Raum betritt. Wir leben nicht nur in Räumen und Zimmern, wir leben auch in sozialen Räumen. “Du stellst meine Füße auf weiten Raum” ist dann auch das Bekenntnis: Du schenkst uns Raum miteinander, Raum zum Austausch, zum Leben miteinander.

So wie es Räume gibt, die uns bedrücken, uns nach Licht und Luft gieren lassen oder uns einschüchtern, so sind auch die sozialen Räume, in denen ich mich bewege, von unterschiedlicher Qualität. Strukturen können dafür sorgen, dass Menschen klein gehalten werden und andere sich das zunutze machen. Das Miteinander in einem Büro, einer Schule oder einer Kirchengemeinde kann vergiftet sein. Kälte und Gleichgültigkeit können verhindern, dass sich Menschen frei und sicher fühlen.
Seitdem Menschen zusammenleben, denken sie darüber nach, wie Miteinander gelingen kann. Und immer wieder stehen wir dabei vor Herausforderungen: In der Familie, die sich mit den Bedürfnissen der einzelnen Familienmitglieder verändert – und in der Gesellschaft, die um Austausch und Zusammenhalt unterschiedlicher Lebensentwürfe ringt, und da aneckt, wo manches als wertvoller oder naturgegebener angesehen wird.

Im Gottesdienst am kommenden Sonntag in der Gronauer Winterkirche (auch hier verändert das, was wir tun, den Raum – probieren Sie es aus!) geht es um diese Räume, in denen wir leben, die Gott uns schenkt und die wir gestalten – zum Guten oder zum Schlechten.

Wir freuen uns auf Sie – wünschen Ihnen aber auch, wenn Sie etwas anderes vorhaben, Räume, die sich für Sie auftun, Begegnungen, die Ihnen guttun, und Segen, der in die Weite weist.

Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*inne Maraike Heymann und Tovja Heymann

Unsere nächsten Gottesdienste – Sind Sie dabei?

So, 19.1.25 10h Gronau – Winterkirche im Gemeindehaus
“Du stellst meine Füße auf weiten Raum”

Pfarrerin Dr. Maraike Heymann

So, 26.1.25 10h Niederdorfelden
Gottesdienst mit Prädikant Michael Laupus

Do, 30.1.25 11h Niederdorfelden – Seniorenzentrum
ökumenischer Gottesdienst – katholisches Team

Fr, 31.1.25 19h Kirche Gronau: Gottesdienst mit Bollerwagen
… und Klaviermusik, Gästen und Getränken zum Thema: Umtausch