„Geh aus mein Herz und suche Freud“….das denke und summe ich, wenn ich dieser Tage durch die Felder und Wiesen laufe. Die Weizenfelder leuchten golden und überall sind die Landwirte am Einbringen der Ernte. Die Störche folgen den Erntemaschinen auf der Suche nach Futter für ihre Jungen, die hoch oben auf den Masten in Gronau in ihren Nestern warten. Die Sonne strahlt warm vom blauen Himmel, die Sonnenblumen recken ihr fröhlich ihre Gesichter entgegen und auch viele Menschen nutzen das Wetter zu einem gemütlichen Sonnenbad. Die Seen der Region laden zu einer Abkühlung ein und die üppig grünen Bäume locken in ihren Schatten. Die Bienen fliegen emsig durch den Klee und die Schafe grasen mit ihren Lämmern auf saftigen Weiden.
Es ist Sommer: eine Zeit der Lebensfreude, der unbeschwerten Tage im Freien, der abendlichen Treffen im Garten bei Kerzenschein, der luftigen Kleidung, des Duftes nach Sonnencreme und Gegrilltem und ganz besonders eine Zeit, in der wir die Schöpfung Gottes in ihrer ganzen Pracht erleben und genießen.
Den Sommer besingen wir auch mit den Worten von Paul Gerhardt aus dem Jahr 1653.
„Geh aus mein Herz und suche Freud“ schrieb er damals als Gedicht in 15 Strophen. Die uns heute bekannte Melodie wurde nach einigen Versuchen erst 150 Jahre später gefunden. Sieben Strophen lang lobt Gerhardt Gottes Schöpfung und stellt dann die Verbindung zu Gottes Güte und Menschenliebe her:
„Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun, erweckt mir alle Sinnen, ich singe mit, wenn alles singt und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.“
Paul Gerhardts Texte sind bildreich, sie öffnen die Augen für die Schönheit von Gottes Schöpfung, sie trösten die Menschen und loben Gott, sie schenken Hoffnung. Und all das hatten die Menschen damals bitter nötig. Der dreißigjährige Krieg war gerade beendet, die Menschen lebten in bitterer Armut, standen vor dem Nichts, ganze Landstriche waren verwüstet und menschenleer. Da brachte genau dieses Lied mit seiner Schilderung der verschwenderischen Sommerfülle ein helles Bild in diese dunkle Zeit. Die Botschaft klingt so für mich:
Öffnet eure Herzen für die Schönheit der Natur, all das hat uns Gott geschenkt und zeigt uns damit seine Liebe zu uns Menschen. Und wenn es auf Erden schon so schön ist, so wird es im Himmel noch viel herrlicher werden.
Die Worte machten damals den Menschen Hoffnung und sind auch heute, 350 Jahre später, aktuell und schenken uns sommerliche Freude, wenn wir diese Verse inbrünstig singen. Sehen Sie beim Singen auch das Huhn mit seinen Küken auf dem Hof laufen, hören Sie die Lerchen tirilieren und betrachten die blühenden Gärten in Ihrer Nachbarschaft? Mit Freude und Dankbarkeit dürfen wir dieses Lied singen. Vielleicht mögen Sie sich ja mal wieder alle Strophen durchlesen und die Schönheit der Worte genießen. Sie finden das Lied unter der Nr.503 im Gesangbuch. Und einen Gottesdienst im sommerlich schönen Garten dürfen Sie in Kilianstädten mit Pfarrerin Johanna Reuhl an diesem Sonntag, 28.7.24, um 10 Uhr erleben.
Familie Mühlenbach, Bleichstr.37, lädt dazu herzlich ein.
Sommerlich gesegnete Grüße sendet
Vera Schwarz Lektorin in Niederdorfelden und Gronau