Liebe Leserinnen und Leser,
Gottes Augen, so heisst es im Psalm des kommenden Sonntags, die sehen auf die Gerechten, die schauen hin und hören das Klagen. Gottes Augen, Gottes Gewissheit, Gottes Gegenwart in dieser Welt. Welch wunderbare Einsicht, welch christlicher Glaube. Gottes Augen sehen auf uns, auf die Christ*innen dieser Welt – wir sind doch Salz und Licht der Welt. Gottes Augen schauen auf die Christen und Christinnen dieser Welt.
Ja, sie schauen sicher. Ich persönlich hadere mit dem Christentum in letzter Zeit. Nicht mit der Bibel oder dem Glauben an Gott, nein. Ich hadere mit dem, wie weltweit das Christentum sich so zeigt, wie es mächtig im Sessel sitzt. Ich meine damit nicht den schwerkranken Papst (gute Genesung an dieser Stelle) – auch wenn es sicher viel zu kritisieren gäbe, doch da möchte ich mich evangelisch heute zurückhalten. Ich meine nämlich im Gegenteil gerade das, was evangelisch, evangelical, lutherisch – lutheran, daher kommt in dieser Zeit. Was mir tagtäglich in den Nachrichten aufgetischt wird, was mir in Socialmedia durch den Feed gespült wird, was mächtig definiert: Das ist das wahre Christentum – Gottes Hand auf uns, Gottes Kraft mit uns, wir zuerst.
Ich sehe die MAGA-Christen, ich sehe deutsche Evangelikale mit ketzerischem Hass, ich höre die Verteidiger des Christentums in den Palästen sitzen und gegen die Farben hetzen, die doch, so denke ich Gott selbst in diese Welt gesetzt hat. Ich sehe Kirchen in unserer Gesellschaft (und damit meine ich nicht kleine Gemeinden –. damit meine ich Organisationen, Strukturen, Prozesse – die wir selbst, die ich auch selbst mit stütze, gestützt habe), die sich träge bis kaum wandeln wo die Welt sich wandelt, wo doch Gottes selbst die Welt mit Gottes steter Schöpfung wandelt. Und das Christentum? Das fliegt entzwei. In die MAGAs, in die Putins und Orbans und Co dieser Welt. Das Christentum, das ist mir fremd geworden. Und ich such nach Gott, nach Christus dieser Tage.
Jeremia, dem großen Propheten Judas, den großen Prediger am Hof und In der Stadt Jerusalem, der hoffte und glaubte an den Wandeln, der schrieb, sprach, dichtete:
Denn sooft ich rede, muss ich schreien; »Frevel und Gewalt!« muss ich rufen. Denn des Herrn Wort ist mir zu Hohn und Spott geworden täglich.
Und Christus? Gottes Kind, das geht hinauf nach Golgatha, ans Kreuz. Die Welt, inmitten von Blüten und Blumen wird schwarz. Was ist das für eine Passionszeit? Was ist das für eine Welt? Was ist Christentum? Vielleicht finden wir Antworten, vielleicht schaut Gott dabei zu. Herzliche Einladung zum Gottesdienst am Sonntag den 23.3.2025 – der letzten Winterkirche im Gemeindehaus Gronau. Und vielleicht spüren Sie Gottes Augenblick auch an dem Ort, wo sie gerade sind. Das wünschen wir Ihnen.
Herzliche Grüße
Ihre
Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tovja Heymann