Liebe Leserinnen und Leser,

was finden die Hirt*innen in der Krippe? Was suchen die drei Weisen aus dem Morgenland in der Krippe? Was besingen die Engel über dem Stall? Was wissen Maria und Joseph?

Still sei die Nacht und Heilig, voll von Freudenhall und angefüllt mit Engelschor, der von dem Retter singt, der Retter, der alle versühnt, die Welt vorm Untergang bewahrt. Davon werden wir singen und wir werden die Geschichte hören, wie ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging – und wie der Heiland geboren wird. Aber ist es ein Retter? Ist diese Welt nicht schon voll mit Rettern?

Und sind die meisten gepriesenen Retter nicht eher, nun ja – dubios, enttäuschend, vielleicht sogar letztlich giftig? Das kann im kleinen sein, wenn der Partner*die Partnerin eben nicht die heile Welt hält die er*sie scheinbar versprochen hat, das geht bis ins Große, wo Rettergestalten nicht selten mit Macht mehr zerstören als sie wirklich retten. Und was ist dieser Jesus in der Krippe denn dann? Vielleicht ist es Zeit hinzuschauen und nicht den Retter zu glauben, der dort zur Welt kommt. Wie kann solch ein Kind Retter sein? Vielleicht gar nicht. Vielleicht liegt in der Weihnachtsgeschichte, im Christentum – aller Lieder vom Christ als Retter zum trotz – an keiner Stelle ein Retter in der Krippe.

Was sehen die Hirt*innen als sie kommen? Ein Kind, ein schreiendes Baby mit Windeln, ein schlafendes Bündel. Was suchen die drei Weisen aus dem Morgenland? Einen König, der anders ist als die bekannten Könige – und somit eben gar kein König, gar kein Machtträger mehr. Was besingen die Engel über dem Stall? Den Frieden auf Erden, nicht den Sieg eines Retters oder Helden (denn Sieg setzt immer eine Niederlage voraus, immer Verletzung und Spaltung). Was wissen Maria und Joseph? Vielleicht nur, dass da ein Kind in ihren Armen liegt. Ein Retter ist das nicht. Was ist es aber dann? Die Antworten müssen wir selbst finden, immer wieder neu. Vielleicht finden Sie für sich ganz andere Antworten als wir in diesem Weihnachtsgruß, vielleicht finden Sie die Antworten der Konfirmand*innen im Krippenspiel überzeugender, vielleicht entdecken Sie Antworten in einem ganz anderen Weihnachtslied. Egal was es ist, wir wünschen Ihnen eine gute Zeit in diesen Tagen, wir wünschen Ihnen gute Tage, wir wünschen uns und der Welt Zeit zum versöhnen und heilen, wir wünschen uns die Kraft der Jahreslosung 2025: Prüft alles und behaltet das Gute!

Der nächste Sonntagsgruß kommt dann wieder im Januar!

Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tovja Heymann