Liebe Leserinnen und Leser,

Quizfrage: Womit beginnt die Bibel?

Manche sagen: Mit der Schöpfungsgeschichte. Andere sind spitzfindiger und sagen: Mit dem Licht, denn das hat Gott zuerst geschaffen. Manche sagen auch: Mit Gott, denn als es losging, war all das, was er geschaffen hat, ja noch gar nicht da.
Wir schlagen heute noch eine andere Lesart vor: Die Bibel beginnt mit dem Chaos.

Und das Chaos ist keine gottfeindliche Macht (sonst würde die Antwort: “Die Bibel beginnt mit Gott” nicht hinhauen, stattdessen müssten wir irgendwie zwei Götter zusammendenken) – das Chaos ist vielmehr alles, was da ist, so wie Gott am Anfang alles ist, was es gibt. Das haben wir uns nicht deshalb ausgedacht, damit sich das Chaos in den eigenen Räumen oder Unterlagen nicht so gravierend anfühlt, sondern das steht da. Am Anfang war die Erde “wüst und leer” (übersetzt Luther), aber auf Hebräisch lautet es: Die Erde war “tohuwabohu” – ein Ausdruck, der es bis in unsere Alltagssprache geschafft hat, von dem mancher kaum weiß, dass es Hebräisch ist, und der vor allem eins meint: Unordnung, Chaos, Zusammenhangslosigkeit. Weiter geht’s mit: “Und Gottes Geist schwebte über den Wassern” – in all diesem Durcheinander lässt sich nichts finden außer Gott.

Und dann geht es los. Gottes Worte ordnen das Durcheinander, indem sie Unterscheidungen schaffen. Licht und Dunkelheit (sind die Voraussetzungen für all die Schatten dazwischen), Meer und Land (sind die Voraussetzung für Moor und Watt), Himmel und Erde (sind die Voraussetzung für Wolken, Nebel und Wind). Gott ordnet und unterscheidet – und als er das tut, ist er nicht mehr allein: Es entsteht Platz für ein Gegenüber. Gott schafft die Welt, indem er Strukturen erschafft und sich gleichzeitig selbst daraus ein Stück zurückzieht.

Die Vorstellung, dass es mit dem Chaos begann und dass darin nichts als Gott war, versöhnt mit dem eigenen Chaos. Es erscheint voller Möglichkeiten und Potential (nicht als Ausweis des Scheiterns).

Und die Idee, dass Gott weniger Baumeister ist und vielmehr einer, der Platz schafft und sich selbst beschränkt, macht Mut dazu, nicht die eigene Präsenz wichtig zu nehmen, sondern den Raum, den wir anderen lassen. Hier entsteht Miteinander und Austausch.
Am kommenden Sonntag feiern wir in Gronau keinen Gottesdienst in der Kirche, sondern wir feiern Andacht im Feuerwehrhaus – da wird es wuseliger zugehen als bei uns und Raum zum Austausch ist im Anschluss reichlich gegeben. Wer neugierig ist auf noch mehr Ideen zu Chaos und Ordnung und sich fragt, was die Feuerwehr und der Hessische Frühschoppen damit zu tun haben – ist herzlich eingeladen um 11h dort mit uns zu feiern.

Und auch wenn wir uns dort nicht sehen, wünschen wir Ihnen eine gute Woche. Vielleicht entdecken Sie darin ja, bei welchen Gelegenheiten Ihnen Unordnung und darin aufkommende Gelegenheiten gut tun – und wann Sie sagen: Hier tut es mir gerade gut zu unterscheiden, damit die Dinge in mir und um mich herum in Ordnung kommen.

Herzliche Grüße Ihre Pfarrer*innen Maraike Heymann und Tovja Heymann

Unsere nächsten Gottesdienste – Wir freuen uns auf Sie!

So, 13.10.2024 11h Gronau Feuerwehgerätehaus
Andacht zum hessischen Frühschoppen

So, 20.10.2024 15h Budge-Stiftung (Wilhelmshöher Str. 279 in Frankfurt) 15h
Feier des Laubhüttenfestes “Gottesdienst zu Tisch” mit Pfrin. K. Fuchs und Rabbi A. Steiman

So, 27.10.2024 10h Kirche Niederdorfelden
Kerbgottesdienst

18h “Geschmackvoll”
Wein und Worte – Gottesdienst im Weinladen zum Thema Genuss

Hinweis: Kreatives Chaos? Manchmal tut’s auch eine kreative Pause: Den nächsten Sonntagsgruß gibt es in 14 Tagen.