Liebe Leserinnen und Leser,

„Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott“ heißt es in der Bibel. Und dann blättert man weiter und erfährt von Jesus, dass es sich mit Gott so verhält wie mit dem Vater, der seinen verlorenen Sohn begrüßt. Bei der Trauerfeier wird hoffnungsvoll Psalm 23 gesprochen: “Der Herr ist mein Hirte.” Und wer noch ein bisschen tiefer gräbt, staunt darüber, dass Gott einerseits wie ein tapferer Krieger dargestellt wird (Schauen Sie mal nach: Jer 32,21), andererseits wie eine liebevolle Mutter (Lesen Sie mal: Jes 66,13). Vater, Hirte, Kriegsmann, Mutter – Sind das keine Bilder von Gott?!

Man kann diesen Widerspruch recht einfach auflösen, wenn man sagt, beim Verbot geht’s um Bilder und Statuen, die man anschauen kann – bei den anderen “Bildern” handelt es sich um Sprache, um Vergleiche, um Ideen. Wir müssten dann allerdings damit zurecht kommen, dass ein großer Teil unserer Kunstgeschichte gotteslästerlich wäre. Und dass Malen und Bauen einen anderen Wert hat als Schreiben und Sprechen.

Und vielleicht geht es ja erst in zweiter Linie ums Malen, Bauen, Schreiben und Sprechen – und in erster Linie ums Denken, Vorstellen und Träumen. Wenn wir an Gott denken und daran, wie wir Gott erfahren haben, dann bewegen wir uns in unserer Welt, arbeiten mit unseren eigenen Erfahrungen. Für den einen ergibt die Vorstellung von Gott als liebendem Vater Sinn, vielleicht ist er im Laufe seines Lebens guten Vaterfiguren begegnet. Für die andere ist – auch aus biographischen Gründen – dieses Gottesbild eine Zumutung und ein anderes liegt näher. Wenn wir uns Gott vorstellen, können wir gar nicht anders als uns gedanklich von unserer Welt aus oder in Abgrenzung davon zu bewegen. Und wenn wir von Gott träumen, dann dürfen wir auch mutig sein – uns abseits erlernter Bilder bewegen, Gottes Spuren in dieser Welt suchen.

Ein Bildnis von Gott machen – das heißt für uns, Gott auf eines dieser Bilder festzulegen und zu sagen: Jetzt habe ich dich verstanden, Gott, jetzt weiß ich, woran ich bin. Dann ist die Suche zu Ende, ein vermeintliches Ziel ist erreicht. Dann rechnet man nicht mehr damit, dass es auch anders sein könnte, dass Gott mehr ist, als ich erfassen kann.

Meinen und unseren Bildern von Gott nachzuspüren hingegen – das kann man auch Neugier und Interesse nennen. Oder: In Beziehung Bleiben. Oder ganz einfach: Glauben.

Und womöglich schält sich ja ein Gottesbild heraus, von dem Sie sagen, von hier aus erkläre ich mich alles andere und von hier aus merke ich auch, wenn ein Gottesbild gefährlich ist. Für manche ist das der so schlichte wie tiefe Satz: “Gott ist die Liebe” (1. Joh 4,16), für andere ist das Jesus Christus, Gottes Sohn und Menschen Kind.

Am kommenden Sonntag bleiben wir auf der Suche nach den “Spuren von Gott” und feiern in Niederdorfelden zusammen mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Gronau und Niederdorfelden Gottesdienst – wir freuen uns, wenn Sie dazu kommen!

Herzliche Grüße,
Ihre Pfarrer*innen Maraike Heymann und Tobias Heymann

Unsere nächsten Gottesdienste: Wir freuen uns auf Sie!

So, 22.9.2024 18h Niederdorfelden
Spuren von Gott – Abendgottesdienst mit Konfirmanden und Konfirmandinnen aus Gronau und Niederdorfelden

Do, 26.9. 11h Seniorenzentrum Niederdorfelden
Ökumenischer Gottesdienst, evangelisches Team

So, 29.9.2024 11h Gronau
Familiengottesdienst zu Erntedank “Die Knolle im Acker und vom Wunder zu teilen”