Liebe Gemeinde,

„Da hatten Sie aber Glück gehabt!“ Ja, da hatte ich Glück gehabt, als ich mit meinem Hund an der Leine nur gestolpert bin und nicht bäuchlings auf dem Straßenpflaster lag. Wie hätte diese Unachtsamkeit ausgehen können! Gott sei Dank, es ist noch einmal gutgegangen.

Sie kennen sicher alle solche und ähnliche kleinere Missgeschicke oder auch größere Zwischenfälle im Leben, die wir automatisch mit „Gott sei Dank, noch einmal Glück gehabt!“ kommentieren.

In unserem Gottesdienst geht es um die Suche nach dem Glück. Wir wünschen uns Glück, weil wir glauben, dass es zu einem guten Leben dazu gehört.

Als Christinnen und Christen suchen wir in vielen Fragen bei Gott Rat und Beistand.

Betrachten wir unsere Kirche, stellen wir fest, dass dort das Glück nicht so eine große Rolle spielt. Unser Glaube scheint auch eher darauf gestimmt zu sein, sich mit den Schattenseiten des Lebens zu befassen und Antworten auf unverstandenes Leid, auf Krankheit und Tod zu geben.

Das Christentum hat viel mit Leidensbereitschaft zu tun. Schließlich steht im Zentrum unseres Glaubens das Kreuz, an dem Jesus starb. Ausgerechnet im Tod Jesu schenkt Gott uns Heil und Rettung. Sich unbeschwert am eigenen Glück zu freuen, scheint keinen Platz zu haben, wenn unser ganzes Leben – wie Martin Luther sagte – eine fortwährende Buße ist.

Und doch gibt es glücklicherweise auch in der Bibel Abschnitte, die von nichts anderem als vom Glück erzählen. Ja, glücklich sein: Das dürfen wir wirklich – ohne schlechtes Gewissen und selbst dann, wenn vielleicht andere gerade nicht so glücklich wie wir sind. Wir müssen auch nicht gleich im Hinterkopf haben, dass das Glück ja nie von Dauer ist und leicht zerbrechen kann. Das Glück annehmen und genießen – das geht!

Unsere Predigt am Sonntag dreht sich um Psalm 16,7-11
Übersetzung der BasisBibel:

„Ich preise den Herrn, der mich beraten hat.
Selbst in den Nächten denke ich darüber nach.
Der Herr steht mir immer vor Augen.
Mit ihm an meiner Seite falle ich nicht.
Darum ist mein Herz so fröhlich
und meine Seele jubelt vor Freude.
Auch für meinen Leib ist gesorgt.
Denn du gibst mich nicht dem Totenreich preis.
Du lässt mich das Grab noch nicht sehen.
Ich gehöre doch zu denen, die dir dienen.
Du zeigst mir den Weg zum Leben.
Große Freude finde ich in deiner Gegenwart
und Glück an deiner Seite für immer.“

Im Gottesdienst danken wir Gott für all das Glück, das er uns erleben lässt. „Du lässt mich das Grab noch nicht sehen.“ Denn wir sind zum Leben bestimmt! Noch ist unsere Zeit nicht vorbei. Die Jahre, die Gott uns schenkt, führt und leitet er uns, lässt uns seine Liebe und seinen Segen spüren.

Und damit: Herzlichen Glückwunsch uns allen und einen schönen Sonntag wünscht Ihnen von Herzen

Romy Nickel