Liebe Leserinnen und Leser,

Noch ist es hell in der Welt, noch ist die Sonne stark am Strahlen, noch sind die Tage lang, die Nächte warm und wir leben als Kinder des Lichtes, in Sommerzeiten fällt das ja auch leicht. So streck ich meine Nasenspitze beim morgendlichen Kaffee in die Sonne, genieße die Ruhe der Sommerferien und frage mich: Gibt es nichts Schöneres als als Kinder des Lichtes zu leben? Versonnen greife ich zum Smartphone und wische zur Nachrichtenseite und da, da strahlt mir schon wieder Lichtgestalt entgegen: Blondierte Haartolle, bei Reden jetzt ein Pflaster am Ohr, und den Arm empor gereckt, der Link zum Bibelshop eingeblendet und Donald Trump redet von Licht und Finsternis, redet von sich, von Stärke, von America first und Bibeltreue, Kind des Lichtes, drischt dann auf andere ein, will gewählter Diktator sein und die Bibel immer mit dabei. Ich verschlucke mich an meinem Kaffee, huste in die goldschimmernde Morgensonne. Da erklärt wiedermal jemand sich zum Kind des Lichtes, der alles nur nicht Frieden im Schilde führt, dem mit seinen Milliarden nicht daran gelegen ist, die Mächtigen vom Throne zu stürzen sondern dort zu erhalten, der die Freiheit in Christo nur für seinen eigenen Hass in Anspruch nimmt, Bruder im Geiste mit dem Herren im Kreml, den Diktatoren in China, den Mullahs in Teheran und vielen anderen Orten – sie alle eint, dass sie sich als die wahren Kinder des Lichtes sehen und dabei diese Welt, die Freiheit in den Abgrund bringen.

Und ein paar Schüler*innen von Paulus, die haben versucht die Kinder des Lichtes von denen der Finsternis zu unterscheiden, zu trennen:

„Lebt als Kinder des Lichtes, die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf.“

(Epheserbrief, Kapitel 5).

Und so sitze ich auf meiner Terrasse und frage mich ernsthaft, wie es sein kann, dass Menschen wie Trump und Co sich mit Bibeln und Gebeten zu Christus schmücken, sich als die Kinder des Lichtes feiern? Wie kann es sein? Deckt das Licht, das Licht der Liebe nicht gerade diese Finsternis auf? Ja, so hoffe ich doch und ich muss mir eingestehen: Die Trumps dieser Welt, die sehen sich im Recht, sie haben sich selbst ins Licht gestellt und die Lampe mit ihrer Macht, mit ihrer Medienstärke, mit ihren spitzen Worten, ihrem Tanz auf der Scheide des Sagbaren über sich angeknipst und sie sehen nur noch sich, überzeugt die Kinder des Lichtes zu sein, aufzudecken, dass die Liebe unterm Regenbogen doch falsch sei, rauszubrüllen, dass Menschen auf der Flucht das Übel seien, Hass zu schüren, weil sie doch im Licht stehen. Und ich frage mich: Wo ist das Licht der Welt, wo ist denn die Liebe, die über allem steht? So sitze ich mit meinem inzwischen kalten Kaffee auf der Terrasse in der Morgensonne und der Grauschleier der Hitzewolken legt sich darüber – ich frage mich: Was ist denn das Licht in dem wir leben sollen? Können wir es unterscheiden von der Finsternis? Bin ich vielleicht in der Finsternis, wenn ich das Licht der Extremisten nicht feiern will? Oder wird das Licht giftig verkehrt? Ich frage mich und lass die Sonne ins Gesicht scheinen – dann öffne ich den Messenger auf meinem Handy und schreibe der guten Freundin eine Nachricht: „ich freu mich drauf dich morgen zu sehen, es wird sonnig!“ – Lebt als Kinder des Lichtes, versuchen wir es, das wünschen wir Ihnen von Herzen in dieser Sommerzeit – sammeln wir Licht für das, was uns bevorsteht!

Der Sonntagsgruß wird sich nun über die Sommerferien ein wenig erholen und wird unregelmäßig erscheinen – Ende August dann wieder wöchentlich!

Herzliche Grüße
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann