Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…..“

Seit Montag haben die Weihnachtsmärkte ihre Türen geöffnet und locken uns mit dem Duft nach Bratwurst, Kartoffelpuffern, Lebkuchen und anderen Leckereien aus dem Haus.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit….“

Seit dem 1.Dezember dürfen auch wieder die Türchen der Adventskalender geöffnet werden, die bei vielen Kleinen –und vermutlich auch einigen Großen- zuhause hängen und so manche Überraschung versprechen.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit….“

Die Türen und Tore sind auch in den Kaufhäusern und Boutiquen weit geöffnet, denn jetzt ist die Kundschaft kaufwillig, man will sich ja hübsch machen fürs große Fest und auch die richtigen Geschenke finden und kaufen.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…..“

ja, so singen wir wieder ab dem ersten Advent in einem der bekanntesten Adventslieder, das sich passenderweise an erster Stelle im Gesangbuch befindet. Doch welche Türen und Tore sind denn gemeint?

Soll es tatsächlich ein Aufruf sein zu jährlichem Einkaufsstress, Konsum-Marathon, den gegenseitigen Erwartungshaltungen vom perfekten Fest und dem seichten Weihnachtsliedergedudel aus der Lautsprecheranlage, was sowieso niemand im großen Gedränge hört? Vermutlich nicht!

Zum einen: das Lied ist im 17. Jahrhundert entstanden und kannte diese Themen ganz sicher noch gar nicht. Zum anderen: der Liedtext geht ja weiter und verheißt uns Großes, nämlich die Ankunft des „Herrn der Herrlichkeit, des Königs aller Königreich, des Heilands aller Welt zugleich“. Ein ganz besonderer Besuch, auf den wir da warten und da ist es bestimmt doch auch nachvollziehbar, wenn wir darüber nachdenken, was es zu einem so außergewöhnlichen Anlass zu essen geben soll, was die Familie anzieht oder welche Präsente man bereit halten möchte. Also müssen wir doch in das weihnachtliche Einkaufsgetümmel? Das darf natürlich jeder für sich selbst entscheiden und sicher macht es auch Freude, die weihnachtlich dekorierte Stadt zu erkunden, die staunenden Kinder vor den großen Schaufenstern mit den vielen Spielsachen zu betrachten oder auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein oder Kakao zu genießen. Das alles macht doch auch den Advent aus und ist ein Teil unserer Vorbereitung auf das große Fest. Aber eben nur ein Teil. Denn erst am Heiligen Abend wird unser Warten auf die Ankunft belohnt. Und dann reicht es eben nicht aus, wenn nur die Türen und Tore der Städte, Buden und Kaufhäuser geöffnet sind.

Das wird uns in der dritten Strophe deutlich gemacht: „O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat. Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein……“

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit……

Nicht nur Land und Stadt sind aufgerufen, sich vorzubereiten, sondern eben auch wir. Nur wenn wir unsere Herzen öffnen, kann der König darin einziehen, können wir den tiefen Sinn der Advents- und Weihnachtszeit verstehen. Und auch das ist ein Teil der Adventszeit: mal zur Ruhe kommen, sich auf das Wesentliche besinnen und sich vorbereiten auf die Ankunft Jesu Christi. Denn er kommt, jedes Jahr aufs Neue, wenn wir Weihnachten feiern. Und da ist es doch schön, wenn wir ihn entspannt, freudig und mit offenen Herzen empfangen können. Amen

Ich wünsche Ihnen/euch allen eine gesegnete Adventszeit

Vera Schwarz

Lektorin in Gronau und Niederdorfelden