Ihr seid das Licht der Welt, sagt Jesus, das Salz der Erde. Das klingt so, als würde er seine Zuhörer und Zuhörinnen bei Laune halten. Mach ein paar Komplimente ans Publikum und du hast die Sympathien auf deiner Seite. Ist strategisch sicher gut, je nachdem, was danach kommt.

Ihr seid das Licht der Welt, sagt Jesus, das Salz der Erde. Das klingt wie etwas, das Folgen haben muss. Als Licht sollte ich auch leuchten. Selbst klarsehen, anderen den Weg erhellen. Als Salz sollte sich durch mein kleines Zutun Großes verändern. Auch gut, dann verstecke ich mich nicht dahinter, als Einzelne bei globalen Problemen sowie nichts ausrichten zu können.

Ihr seid das Licht der Welt, sagt Jesus, das Salz der Erde. Das klingt nach einem ziemlichen Vorschussvertrauen. Um Jesus herum werden kaum die Eliten der damaligen Gesellschaft gestanden haben oder die topausgebildete nächste Generation. Sondern ziemlich einfache Menschen, ich bin geneigt zu sagen, „normale Menschen“, sofern man darunter das ganze Spektrum von Fähigkeiten, Interessen, Weltzugängen versteht.

Ihr seid das Licht der Welt, ihr seid das Salz der Erde. – Wie klingt das für Sie? Nach Beruhigung? Beunruhigung? Oder nach Vorschussvertrauen? Und würden Sie so einer Beschreibung Ihrer Selbst Glauben schenken?

Vielleicht können Sie mit diesen Bildern Licht und Salz auch wenig anfangen. Zu groß, zu leuchtend, zu erwartbar. Dann lohnt es einen Schritt beiseitezutreten und zu fragen: Was trifft für Ihren Glauben (oder den der anderen) eher zu: Handelt es sich dabei um etwas, das beruhigt, das die Welt und unser Zusammensein mit einem tieferen Sinn versieht? Oder steckt im Glauben eher ein kleiner Stachel, der an die eigene Verantwortung erinnert? Eine Unruhe, die Ihnen zuflüstert, es gibt noch so viel mehr als das, was du siehst und für wirklich und möglich hältst?

Wenn Glaube nur das eine oder nur das andere ist, dann kann etwas fehlen. Wenn mein Glaube nur beruhigt und beschwichtigt und beschönigt, fällt er in sich zusammen, sobald in mein Leben etwas einbricht, das nicht zu beschönigen ist. Wenn mein Glaube hingegen nur beunruhigt und dieser Welt die ganz andere Welt gegenüberstellt, die im Zweifel immer recht hat, wird aus Verantwortung irgendwann ein Abgesang auf das Hier und Jetzt.

Mein Glaube braucht beides, Ruhe und Unruhe, muss mich manchmal trösten und in den Schlaf wiegen und dann wieder aufstören und zum Handeln drängen. Und das Vorschussvertrauen? Das ist das Beste. Wenn ich mich angesprochen fühle – von Gott, von der Welt, von bestimmten Menschen – dann weiß ich: Mir wird gerade auch etwas zugetraut. Ich werde nicht nur passiv zwischen Zuspruch und Anspruch hin- und hergeworfen, sondern ich gestalte hier selbst etwas mit. Ich leuchte. Ich salze. Und wenn ich das vergesse, gibt es andere, die mich daran erinnern.

Weiter mit Licht und Salz geht es am Sonntag in der Kirche Niederdorfelden beim Gottesdienst mit Abendmahl und Kirchenkaffee im Anschluss – ganz herzliche Einladung dazu!

Herzliche Grüße!
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann
Tobias Heymann