Liebe Leserinnen und Leser,
gibt es Gegenstände, die Ihnen am Herzen liegen? Ein bestimmtes Schmuckstück, das vielleicht früher der Oma gehört hat, eine Karte, die Ihnen jemand mitgebracht hat, als Sie dringend Bestärkung brauchten, einen schönen Stein, den Sie am Strand gefunden haben? In solchen Gegenständen steckt so viel Bedeutung, sie bergen so viele Erinnerungen – ohne dass ein anderer das von außen sehen könnte.
In solchen Gegenständen steckt ein Teil von uns selbst, sie können uns mit anderen verbinden oder auch mit Gott. Man kann vielleicht sogar sagen: Solche Dinge können Segen bergen.
Eine ganz alte Segenssache wurde Ende der siebziger Jahre in Jerusalem ausgegraben. In einer Grabkammer zwischen lauter Knochen fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwei aufgerollte Silberamulette, also sehr dünne Silberbleche, die zusammengerollt wurden und so an einer Schnur um den Hals getragen werden konnten. Untersuchungen des Materials zeigten: Sie sind etwa 2600 Jahre alt. Darauf steht im Inneren jeweils ein kurzer Text. Nicht mehr alles ist lesbar, aber gut rekonstruieren ließ sich:
„Der HERR behüte dich. Der HERR lasse leuchten sein Angesicht über dir und gebe dir Frieden.“
Wenn Sie hin und wieder den Gottesdienst besuchen, erinnert das Sie vielleicht an den Segen am Ende. Dieser Segen stammt aus der Bibel (4. Mose 6,24-26) – und was die Archäologen und Archäologinnen hier gefunden haben ist nichts weniger als die älteste schriftliche Quelle eines biblischen Textes. Ein Sensationsfund.
Doch das Fundstück verrät mehr als das, was die Buchstaben preisgeben. Da sind zuerst einmal die Abnutzungsspuren am Rand. Die zeigen: Die Amulette wurden um den Hals getragen und nicht geöffnet. Die Trägerin wusste wohl um den Segenswunsch darin, aber sie trug kein Schild um den Hals. Dem Träger war es wichtiger, dass der Segen Gottes ihn umgab und er sich daran erinnerte, als dass er das vor anderen ausbreiten musste. Und dann verrät der Fundort noch mehr: Für die Menschen, von denen wir nur ein paar Knochenreste haben, galt Gottes Segen nicht nur im Leben, sondern sollte auch im Tod wirksam sein. Deshalb gab man ihnen ihre Amulette mit ins Grab.
Mir kommt manches davon erstaunlich „modern“ vor: Auch ich umgebe mich mit Gegenständen, die für mich eine besondere Bedeutung haben. Auch ich wünsche mir Gottes Segen für meine Gegenwart, ohne darum gleich große Worte machen zu müssen. Und auch ich frage: Was trägt mich weiter, über dieses Leben hinaus? – Vielleicht ist das gar nicht „modern“; sondern diese Fragen sind in erster Linie sehr menschlich.
Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall bei Ihren Fragen und bei Ihrer Suche danach, was Sie trägt und in guten und schweren Zeiten begleitet, Gottes reichen Segen. In der Kirche Gronau feiern wir am Sonntag um 14h Jubelkonfirmation – da wird Gottes Segen, der sich durch die einzelnen Lebensgeschichten sichtbar und unsichtbar zieht, natürlich im Mittelpunkt stehen!
Herzliche Einladung und Grüße!
Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann