Haben Sie das auch schon erlebt, dass sie mitten in der Nacht schweißgebadet aufgewacht sind? Vielleicht ist es ihnen sogar ergangen wie Jakob, der mit sich selbst gerungen hat. Mit seiner Vergangenheit, mit seiner dunklen Seite seiner Seele. In der Nacht holt ihn sein Gewissen ein. Man kann der Verantwortung für seine Taten, auch wenn es noch so lange her sein mag, nicht entfliehen. Irgendwann wird man davon eingeholt.

So auch Jakob. Er ringt die ganze Nacht und er empfindet es so, als ob er mit Gott persönlich kämpfen würde. Am Ende geht der Kampf unentschieden aus. Jakob wird aufgefordert, seinen Namen zu nennen. Sein Name klingt wie ein Sündenbekenntnis. Ich bin Jakob, was so viel heißt wie „ich bin ein Betrüger“. In dem Augenblick dieses Bekenntnisses hat sich Jakob noch nie so frei gefühlt. Noch nie war er Gott so nah wie in diesem Moment. Die Frage Jakobs nach dem Namen seines Gegners bleibt unbeantwortet, jedoch bekommt er einen neuen Namen. Er soll in Zukunft Israel heißen, also Gotteskämpfer. Jakob ist nach diesem Kampf ein neuer Mensch. Wie neu geboren. Und das soll man auch sehen. Jakob ist von dieser Begegnung gezeichnet bis an sein Lebensende.

Wer Gott begegnet ist, hat es nicht unbedingt leicht im Leben, so wie Jakob es mit seiner ramponierten Hüfte und seinem Hinken auch nicht leicht haben wird. Wer Gott begegnet ist, dem macht manches zu schaffen, was anderen nicht zu schaffen macht. Wenn wir ehrlich sind, sind wir alle keine Helden, keine Heiligen. Wir sind alle Sünder. Wir alle machen Fehler, sind an der einen oder anderen Stelle nicht in Ordnung. Irgendwo hinken wir alle durch unser Leben. Wir sind wie Jakob. Aber wie Jakob hinken wir einem Ziel entgegen. Unserem Zuhause. Und an diesem Ziel werden wir – wie Jakob – die Erfahrung machen, dass uns ein großes Versöhnungsfest erwartet. Amen.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
Angelika Steul (Lektorin)