Monika Heiser bietet seit November 2023 Führungen in der Hochstädter Kirche an. Die zertifizierte Kirchenführerin enthüllt Geheimnisse über das Gotteshaus und lädt dazu ein, die Pflanzen in und um die Kirche kennenzulernen. Die nächste Führung findet am 20. April um 15.00 Uhr statt.

„Alte Kirchen sind wie eine Zeitkapsel. Jede Generation verändert etwas und hinterlässt ihre Spuren.“, sagt Monika Heiser. Die zertifizierte Kirchenführerin steht mit einer kleinen Gruppe im Kirchhof in Hochstadt und wird etwa eine Stunde in die Geschichte der Hochstädter Kirche einführen. „Sie nehmen heute an einer kirchenpädagogischen Führung teil. Sie dürfen hier selbstständig Dinge entdecken, aktiv werden und gerne Fragen stellen. Ich gebe Ihnen heute ein Grundgerüst mit, auf dem Sie weiter aufbauen können“, sagt Heiser. „Kraut und Kräutchen“, eine Entdeckungsreise in die Pflanzenwelt der Hochstädter Kirche, lautet das Thema dieser ersten Führung 2024, die insbesondere die auf Pflanzenmotive im Inneren der Kirche eingeht.

Fortbildung zur ehrenamtlichen Kirchenführerin
Seit November 2023 führt Monika Heiser durch „ihre“ Kirche. Die langjährige Pfarrsekretärin in Hochstadt und aktives Mitglied der Kirchengemeinde sagt zu ihrem neuen Ehrenamt. „Vor zwei Jahren hat die Landeskirche diese Fortbildung angeboten, die mich sofort angesprochen hat. Ich war auf der Suche nach einer Herausforderung, wollte mal wieder ´was Neues lernen, einfach ´was für den Kopf machen.“ Dreizehn Monate dauerte die Fortbildung zur zertifizierten Kirchenführerin, die Heiser mit einer Abschlussarbeit und einer Kirchenführung als Prüfung sehr erfolgreich beenden konnte. „Ich habe sehr viel erfahren über Bau- und Kunstgeschichte, über Kirchensymbole. Wir haben uns viele Kirchen in angeschaut, in Kassel und Marburg, in Schmalkalden. Selbst in Dortmund waren wir, weil eine der Teilnehmerin dort ihre Prüfung ablegte.“ Mit dieser Ausbildung gewinnt Heiser einen ganz anderen, intensiveren Zugang zu Kirchengebäuden. „Ich sehe einfach viel mehr, erkenne die Symbolsprache.“
Die Kirche in Hochstadt ist Monika Heiser über ihre intensive Beschäftigung und Ausarbeitung der Führung noch weiter ans Herz gewachsen. Mit nahezu unerschöpflicher Begeisterung weist die Kirchenführerin auf die Spuren hin, die Generationen seit 1290 am Kirchenbau hinterlassen haben. Mit den hohen Einfassungsmauern sei die Kirche eine Schutzkirche, aber keine Wehrkirche, wie oft geschrieben werde. Von außen fallen die massiven Stützpfeiler auf, die ein großes Dach tragen. Die Abdeckung wurde mehrfach erneuter, aber die Eichenbalken des Dachstuhls wurden nachweislich 1289 gefällt. Heiser erklärt, dass auch an dieser Kirche die Taufkapelle außen angebaut war, da Ungetaufte die Kirche nicht betreten durften. 1490 wurde im Osten der Chorraum errichtet, im Laufe der Zeit die Fenster nach unten vergrößert. An der Nord- und Westfassade lassen sich noch Spuren entdecken, wie eine zugemauerte Türe, die auf den ehemaligen Kirchturm hinweisen, der hier einmal stand und vermutlich abgesackt ist. „Zum Kirchturm gibt es viele Geschichten, unter anderem, dass darunter ein Fluchttunnel bis zum Felsenkeller gegraben worden sei und man den ausgehobenen Kalkstein zum Bau des Kirchturms verwendet habe. Seit 1558 aber steht der große Glockenturm, so wie die Hochstädter ihre Kirche kennen.

Fresken wurden in 1960er-Jahren entdeckt
Besonders spannend ist der Innenraum der „Pseudo-Basilika“. Denn im Inneren erleben die Besucher nicht eine einzige Halle, wie das Dach vermuten ließe, sondern einen durch Pfeiler geteilten dreischiffigen Raum. Die Kirchenführerin zeigt Bilder aus vergangenen Epochen, als im Chorraum die Orgel stand und die Kirchenwände ganz schlicht in Weiß gehalten waren. Ein kleiner Bollerofen ist zusehen und das weiß eine der Hochstädterin zu berichten, dass ihr Vater in die Kirche mit Holzscheiten gegangen sei, damit man dort heizen konnte.
Die wunderbaren Fresken, wie sie heute zu sehen sind, wurden bei Renovierungsarbeiten in den 1960er- bis 1980er-Jahren freigelegt. Die Decke ist ausgemalt mit Pflanzenbildern, alles Heilpflanzen, die vermutlich um die Kirche herum gewachsen sind. „Der Künstler war kein Botaniker. Von daher sind mehrere Interpretationen möglich“, sagt die Kirchenführerin, „aber vielleicht erkennt ihr ja die eine oder andere Pflanze.“ Zur Unterstützung hat Heiser Bilder mitgebracht. „In Frühjahr und Sommer habe ich echte Pflanzen dabei.“ Schließlich klärt sie auf: Man sieht die Akelei früher der Göttin Freya gewidmet, das unausrottbare Ruprechtskraut (Storchschnabel), Löwenzahn und Kamille, Dost (Majoran), das Schöllkraut. Im Chorraum sind vermutlich Kornrade und Liebstöckel abgebildet. Die prächtigen Kränze in der Mitte sind keine Rosen, wie vermutet wird, sondern es werden die dornenlosen Pfingstrosen dargestellt, ein Symbol die Wiederauferstehung.

Führungen mit dem Focus auf „Kraut und Kräutchen“ bietet Monika Heiser einmal pro Monat am Samstag oder Sonntag an. Die Führung ist kostenfrei, Termine werden auf der Homepage veröffentlicht, um Anmeldung wird gebeten.
Die nächsten Termine für Führungen in Hochstadt sind der 20.04. , 15.06. und 20.07., jeweils um 15 Uhr. Führungen sind ab 5 Personen bis max. 20 Persone möglich. Anmeldungen sind über die Homepage der Kirchengemeinde Hochstadt möglich.

www. kirche-hochstadt.de
Telefon Gemeindebüro 06181-431747

Bildquellen

  • Kirchenführung Hochstadt: Pongratz