Im Mittelpunkt der diesjährigen Herbstsynode des Kirchenkreises Hanau standen zweifellos die Nachwahlen in den Kirchenkreisvorstand. Ebenso wurde mit Spannung der Bericht des Dekans erwartet, der über die Situation der Pfarrstellen und des Gebäudemanagements in den Kirchengemeinden informierte. Nicht zuletzt mussten die Synodalen die Haushaltsentwürfe für den Kirchenkreis, das Kirchenkreisamt und die Diakonie absegnen. Erstaunlich kurz fiel die Diskussion zur „Positionierung des Kirchenkreises zu Terror und Krieg in Israel und im Gazastreifen und zu Antisemitismus hier in der Region“ aus, die Pfarrer Dr. Werner Kahl von der Stadtkirchengemeinde Hanau einbrachte. Mit einer feierlichen musikalischen Andacht stimmte Pfarrerin Elisa Schneider aus Bergen-Enkheim und Vorsitzende des kirchenmusikalischen Ausschusses mit Kantorin Andrea Tetens aus Bischofsheim die Kreissynodalen auf den langen Abend ein.

„Vakanz ist das neue Normal“, musste Dekan Dr. Martin Lückhoff zur Situation der Pfarrstellen im Kirchenkreis feststellen. Aktuell ausgeschrieben sind Pfarrstellen in Langenselbold, Hanau-Großauheim und Bruchköbel. Der Pfarrdienst im Kirchenkreis bleibe attraktiv, immer mehr gewännen Freiräume für eigene Akzentsetzungen und die Region an Bedeutung. Er freue sich über die kreative Arbeit der Kirchengemeinde Bruchköbel, die sich in einem Video vorstelle. Als Stadtkantorin in Hanau wird Johanna Viktoria Winkler ab dem 1. Januar 2024 die neue Kirchenmusikerin in der Stadtkirchengemeinde sein und die Leitungsposition im Kirchenkreisamt werde man bald besetzen können, verriet Lückhoff.

Sehr erfreulich sind die Taufzahlen im Kirchenkreis Hanau. „Hier sind wir – bezogen auf die Mitgliederzahlen – Spitzenreiter in der Landeskirche.“ Der Dekan hob hier die zentrale Arbeitsstelle „leben.feiern“ von Pfarrerin Margit Zahn hervor, deren Aktionen hohe Aufmerksamkeit erhalten und so mehr Taufen in den Gemeinden nachgefragt werden.
Zum „Gebäudeprozess“ – also der Frage, welche Entscheidungen Kirchengemeinden künftig bezüglich ihrer Gebäude treffen wollten, erläuterte die stellvertretende Dekanin Ines Fetzer das Vorgehen. Der Kirchenkreis habe mit externen Expertise verschiedene Fakten wie Baujahr, jährliche Unterhaltskosten, Nutzung etc. über die jeweiligen Gebäude zusammengetragen und die Ergebnisse den Kirchenvorständen präsentiert. Diese hätten nun eine solide Basis, auf der sie Alternativen diskutieren könnten. „Die Kirchengemeinden befinden sich in unterschiedlichen Phasen der Entscheidung“, sagte Fetzer. Ziel sei es, bis Mitte 2024 eine Entscheidung zu treffen. Als Beispiel nannte sie die Stadtkirchengemeinde Hanau. Hier wird die Marienkirche renoviert und als „Marienkirche 2.0“ inhaltlich neu positioniert. Von der Kreuzkirche wolle man sich trennen, die Christuskirche werde mit einem diakonischen Schwerpunkt neu ausgerichtet.

Die Haushaltsentwürfe für Kirchenkreis, Diakonie und Kirchenkreisamt legte Günter Nicke, stellvertretender Leiter des Kirchenkreisamtes, kurz dar. Mit knapp unter sieben Millionen Euro fällt das Budget für 2024/25 etwas geringer aus als im vergangenen Haushaltsjahr. Auf Seit der Einnahmen entfallen 83 Prozent der Mittel auf die Kirchensteuer und Zuweisungen der Landeskirche. Als Ausgaben schlagen mit 50 Prozent die Personalkosten zu Buche, die sich um elf Prozent gegenüber 2022/23 erhöht haben. 42 Prozent des Haushalts wird an die Kirchengemeinden verteilt. Weitere Mittel gehen an die Fachstelle Pilot, an die Telefonseelsorge oder die Jugendarbeit im Kirchenkreis. Die Zuwendungen des Kirchenkreises und der Landeskirche an das Diakonische Werk Hanau-Main-Kinzig belaufen sich auf ein Drittel dieses Haushaltsvolumens. Finanziert werden davon beispielsweise die Sozialberatung zu 97 Prozent, die Flüchtlingshilfe zu 80 Prozent oder die Schuldnerberatung zu 38 Prozent. Die Kreissynodalen nahmen die Haushaltsentwürfe mehrheitlich an, Kritik gab es an einem späten Versand des umfangreichen Zahlenwerks.

Die Kreissynode wählte Pfarrer Daniel Geiss und Jörg Mair in den Vorstand des Kirchenkreises.
Schließlich wählten die Synodalen aus ihrem Kreis zwei neue Mitglieder in den Kirchenkreisvorstand. Die Nachwahlen wurden nötig, da Pfarrer Janes Heller als Dekan in den Kirchenkreis Kirchenhain berufen wurde und Christel Sippel, langjährige Kita-Leiterin und Kirchenvorsteherin der Stadtkirchengemeinde, im Sommer in den Ruhestand verabschiedet worden ist. Als geistlicher Vertreter wurde Pfarrer Daniel Geiss aus Neuberg, als säkularer Vertreter Jörg Mair, Geschäftsführer von Lichtblick e. V., mit großer Mehrheit in den Vorstand gewählt. Stellvertreterinnen sind Pfarrerin Kerstin Schröder aus Hanau und Pfarrerin Heike Käppeler aus Nidderau-Windecken. Der Kirchenkreisvorstand leitet die Geschäfte des Kirchenkreises, bereitet die halbjährlichen Tagungen der Kreissynode vor und führt ihre Beschlüsse aus. Er steht den Einrichtungen des Kirchenkreises vor.

Als letzter Punkt kam der Antrag der Stadtkirchengemeinde Hanau zur Aussprache. Pfarrer Werner kahl stellte eine „Positionierung zum Krieg in Israel und in Gaza“ zur Diskussion, die von den Kreissynodalen mit nur geringfügigen Änderungen angenommen wurde. Der Text ist auf der Website des Kirchenkreises online.

Die Positionierung der Kreissynode des Kirchenkreises Hanau, EKKW, am 3.11.2023 beschlossen, angesichts von Terror und Krieg in Israel und im Gazastreifen

„Die terroristischen und antisemitischen Anschläge der Hamas auf Menschen in Israel schockieren uns. Wir verurteilen sie aufs Schärfste. Uns entsetzen auch die Bilder von Tod, Zerstörung und Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen.

Allen Versuchen, das Existenzrecht Israels in Frage zu stellen, widersetzen wir uns.

Wir finden es zudem unerträglich, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland aufgrund der Gewalteskalation im Nahen Osten beleidigt und bedroht werden. Dem Schüren von Haß gegen unsere jüdischen Mitbürger treten wir entschieden entgegen. In diesen Zeiten stehen wir unmissverständlich an der Seite der jüdischen Gemeinde in Hanau.

Wir wissen uns der Hanauer Erklärung von 2018 verpflichtet, und wir stehen ein für die Förderung eines friedlichen Miteinanders in religiöser und kultureller Vielfalt.

In unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei allen Menschen in Israel und im Gazastreifen, die unter der kriegerischen Auseinandersetzung leiden, und auch bei allen, die in unserer Mitte um das Wohlergehen ihrer Familie und Verwandten vor Ort bangen.

Wir treten für ein Ende der Gewalt ein, und wir wollen gemeinsam an der Gestaltung einer Zukunft arbeiten, in welcher alle Menschen in Deutschland und in Nahost ohne Angst leben und in Frieden aufwachsen können.“

Bildquellen

  • Kreissynode_11_23: Moritz Göbel