Gedanken zur Jahreslosung
Lebensberatung pur. Schon vor 2000 Jahren. Die jungen Christinnen und Christen in Thessalonich (heute Thessaloniki) waren
den unterschiedlichsten kulturellen und religiösen Einflüssen und Erwartungen ausgesetzt; das haben sie als große Herausforderung erlebt, mitunter fühlten sie sich orientierungslos. Da sehe ich eine Parallele zu heute. Eine Fülle an Informationen, miteinander konkurrierende Ideen, Meinungen und Zielsetzungen, die uns fordern. Trends und Influencer sagen an, was richtig, cool und zukunftsweisend ist.
Wie verhält sich Paulus in dieser Situation? Er wirkt ruhig und besonnen. Er fordert die Thessaloniker auf, offen und zugleich kritisch und selbstbewusst zu bleiben: „Prüft alles, und das Gute behaltet!“ (Neues Testament, Erster Brief an die Thessaloniker, Kapitel 5, Vers 21)
Prüfen heißt hier nicht, alles in Frage zu stellen oder nur skeptisch zu sein. Prüfen heißt, bewusst hinzuschauen, hinzuhören und sich auf die Suche nach den inneren Werten einer Sache zu machen: Was ist echt? Was gibt Halt und Kraft? Was bringt weiter? Das „Prüfen“ will uns helfen, unsere innere Stimme besser wahrzunehmen und zu stärken. Passt das, was mir begegnet, zu meinen Werten und gereicht es mir und meinen Mitmenschen zum Guten? Stärkt es mein Grundvertrauen ins Leben und damit meinen Glauben?
Paulus belässt es nicht beim Prüfen, er geht noch einen Schritt weiter: „Behaltet das Gute“. Das heißt, wenn wir spüren, dass etwas wirklich wertvoll ist und uns stärkt, dann dürfen wir daran auch festhalten. Aber was genau ist das „Gute“? Das ist eine wichtige Frage – persönlich und gesellschaftlich.
Das biblische, altgriechische Wort für „das Gute“ umfasst sowohl das ästhetisch Gute als auch das ethisch Gute. Es zielt auf das moralisch Richtige, auf den achtsamen Umgang mit der Schöpfung, auf ein Verhalten und eine Haltung, die Gottes Sache auf Erden voranbringt. Das Gute kann für jeden etwas anderes sein: Zeit mit Menschen verbringen, die einem gut tun. Sich ehrenamtlich engagieren. Sich in der Natur aufhalten und freuen. Die Stille suchen im Beten oder
Meditieren. Das Gute kann die Gewissheit eines liebenden Gottes sein, die Freude am Leben, die Hoffnung auf Veränderung oder die Kraft der Gemeinschaft.
Paulus lädt uns ein, das Gute zu ergründen und daran festzuhalten, auch wenn uns andere Dinge ablenken wollen.
„Prüft aber alles und das Gute behaltet“ – und fangt schon im Jahr 2025 damit an!
Till M. Wisseler