Nach 13 Jahren wird Pfarrerin Christine Kleppe im Dezember aus der Leitung der TelefonSeelsorge Main-Kinzig in den Ruhestand verabschiedet. Sie blickt zurück auf eine erlebnisreiche Zeit und beantwortet Fragen, die ihr in diesen Tagen immer wieder gestellt werden.

Kannten Sie TelefonSeelsorge schon bevor Sie 2012 Stellenleiterin wurden?

Tatsächlich habe ich das erste Mal von TelefonSeelsorge gehört, als mein jetziger Vorvorgänger die Arbeit der Telefonseelsorge uns Vikarinnen und Vikaren 1987 im Predigerseminar vorgestellt hat. Mein Interesse an dieser Arbeit war damals schon geweckt.

Ich habe dann seit den 90ger Jahren als Supervisorin und Referentin in der TelefonSeelsorge Main-Kinzig mitgearbeitet. Die Kompetenz und das Engagement der Ehrenamtlichen fand ich damals schon beeindruckend.

Was hat Sie begeistert?

Die Lern-lust der Ehrenamtlichen hat mich begeistert, wie sie Lebenserfahrung und „Neues entdecken“ verbinden und auch im Alter jung und flexibel geblieben sind. Begeistert hat mich der internationale Kongress 20216 in Aachen, bei dem das 60jährige Jubiläum von TS Deutschland gefeiert wurde. Da ging es um das Thema Suizid- wie das Leben weitergeht. Unter anderem hat die Ehefrau von Robert Emke von ihren Erfahrungen im Zusammenhang des Suizids ihres Mannes gesprochen. Das war sehr bewegend. Das zweite Highlight war im selben Jahr die Feier des 40jährigen Bestehens der Ökumenischen TS MK mit drei wunderbaren Veranstaltungen. Im nächsten Jahr 2026 wird übrigens das 50jährige Jubiläum unsrer Stelle gefeiert.

Was hat sich geändert in den letzten Jahren bei TelefonSeelsorge? 

Die Technik hat sich verändert: alle Anrufe, auch die aus dem Handynetz sind regionalisiert. Ein einheitliches Intranet ist bundesweit installiert.  Die Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen nutzen es für Dokumentation, interne Kommunikation und Dienstplan. TelefonSeelsorge im Internet wurde weiter ausgebaut. Auch unsere Stelle beteiligt sich seit Ende 2019 an der Mail-Seelsorge. Die jüngeren Ratsuchenden nutzen vorwiegend Mail und Chat, um TelefonSeelsorge zu kontaktieren. Die Zahl der Menschen mit chronischen psychischen Schwierigkeiten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die unzureichende Versorgung im psychosozialen Bereich schlägt bei auch bei TelefonSeelsorge auf.

An was denken Sie gerne zurück?

Ich erinnere mich gern an die Ausbildung der neuen Ehrenamtlichen zusammen mit meinen Co-Ausbildern Ute Engel und Hansjörg Haag. Es war jedes Mal ein bereichernder Lernprozess auch für mich. Mir hat Freude gemacht, die Gespräche am Telefon am Ende der Ausbildung mit den zukünftigen Seelsorgern zu reflektieren. Ich erinnere mich gerne an Gottesdienste mit dem Förderkreis der TelefonSeelsorge oder an überregionale Fortbildungen mit Kolleginnen, die wir gemeinsam für Ehrenamtliche aus verschiedenen Stellen vorbereitet und durchgeführt haben.

Was waren Herausforderungen?

Das Einwerben von Fördermitteln und Spenden, um die Lücken im Haushalt zu schließen, hat immer wieder Kraft gekostet. Viele Gemeinden haben sich trotz eigener Geldsorgen solidarisch gezeigt und regelmäßig Kollekten zur Verfügung gestellt. Das Bistum Fulda wird sich jetzt zusätzlich an der Hälfte der Personalkosten der Stellenleitung beteiligen. Das sind ermutigende Erfolge. Herausfordernd war auch, immer neu Menschen für dieses anspruchsvolle Ehrenamt zu interessieren. Herausfordernd war auch die Corona Pandemie: Die Zahl der Ratsuchenden stieg damals stark an und blieb seitdem auf sehr hohem Niveau. Für die vielen Menschen über die unterschiedlichen „Kanälen“ – über Telefon, Mail und Chat- gut erreichbar zu sein, das ist und bleibt eine Aufgabe von TelefonSeelsorge insgesamt.

Was wünschen Sie für die Arbeit der TelefonSeelsorge?

Die Telefonseelsorgen sind finanzielle und personell sehr unterschiedlich ausgestattet. Ich wünsche eine auskömmliche finanzielle und personelle Ausstattung aller TS-Stellen, eben auch der Ökumenischen TS-Main-Kinzig. Ich wünsche, dass die Medien, die regelmäßig auf das Angebot von TelefonSeelsorge hinweisen, deutlich machen, dass dieses von Kirche getragen und finanziert wird. Ich wünsche natürlich, dass sich immer wieder neu Ehrenamtliche für diesen wichtigen und qualifizierten Seelsorgedienst finden lassen und darin Gottes Segen spürbar wird.

Ihr Abschied…?

Die Arbeit bei TelefonSeelsorge hat für mich gut gepasst. Irgendwie schließt sich auch der Kreis, der sich mit dem Infoabend über TelefonSeelsorge am Ende meines Vikariats begonnen hat. Seelsorge ist Beziehungsarbeit. Das war und ist mein Ding. Ich bin vielen Menschen begegnet, den Ehrenamtlichen in der Dienstgemeinschaft, vielen Kolleginnen und Kollegen, auch Ratsuchenden am Telefon und in der MailSeelsorge. Ich danke für Vertrauen, das mir von ihnen entgegengebracht wurde. Ich gehe dankbar und bereichert, habe gelernt mit ihnen und durch sie.

Wer mit mir meinen Abschied feiern will ist eingeladen am 3.Advent 14h in die Evangelische Kirche Langenselbold