Hanau/Main-Kinzig-Kreis. Musik, Gespräche und gemeinsames Erinnern: Mit einer stimmungsvollen Veranstaltung hat das Diakonische Werk Hanau – Main-Kinzig in der vergangenen Woche an Menschen erinnert, die in Folge ihres Drogenkonsums gestorben sind. Passend zum Internationalen Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende am 21. Juli hat die Einrichtung der evangelischen Kirche dabei den Blick auch auf aktuelle Probleme in der Suchthilfe und Gesundheitspolitik gelegt.

2.137 Menschen sind im vergangenen Jahr in Deutschland an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben. „So viele wie noch nie“, wie Suchttherapeutin Hannah Pfister feststellt. Auch Menschen aus Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis. Beim Gedenktag des Diakonischen Werkes kamen Angehörige und Freunde, Mitarbeitende und Partner aus dem regionalen Hilfenetzwerk zusammen, um sich gemeinsam an diese Menschen zu erinnern. „Nicht, um in Trauer zu erstarren – sondern um sichtbar zu machen, was sonst oft übersehen wird: Diese Tode waren vermeidbar“, so die Suchttherapeutin. Hinter jedem Verstorbenen steht dabei eine eigene Geschichte. „Es waren Menschen mit Hoffnungen, Brüchen und mit Geschichten, die nie zu Ende erzählt wurden.“ Manche von ihnen hätten noch wenige Tage vor ihrem Tod gelacht. Andere seien müde gewesen. Nicht vom Leben, sondern vom ständigen Überleben. Viele hätten Hilfe gesucht und stattdessen Bürokratie, Vorurteile und geschlossene Türen gefunden. „Sie starben nicht nur an einer Substanz – sondern auch daran, dass seit Jahren strukturell weggeschaut wird.“ Schon jetzt zeichne sich ab, dass auch 2025 keine sinkenden Zahlen in dieser traurigen Statistik zu erwarten sind. Die Gründe dafür seien vielfältig, wie die Fachfrau erklärt. So nehmen zum einen synthetische Opioide, Crack und verunreinigte Substanzen zu. Zum anderen sei die Suchthilfe spürbar unterfinanziert, regional ungleich verteilt und vielfach nicht erreichbar. Hilfesuchende würden zudem durch Stigmatisierung, Angst vor Strafverfolgung und soziale Hürden abgeschreckt. „Was wir brauchen, ist eine Drogenpolitik, die Menschenleben schützt, nicht ihre Lebensweise bestraft.“ Hier sieht Pfister vor allem fünf sofort umsetzbare Maßnahmen als wichtigen Schritt: Das Ausbauen von Frühwarnsystemen, die Konsumenten zeitnah warnen, wenn gefährliche oder verunreinigte Stoffe in Umlauf seien. Den rezeptfreien und einfachen Zugriff auf das Mediakment Naloxon, durch das bei Opioidüberdosierungen Leben gerettet werden können. Die Vereinfachung von Substitution durch wohnortnahe Angebote, weniger bürokratische Hürden und mehr Wahlfreiheit bei den Mitteln. Die flächendeckende Einführung von Drogenkonsumräumen sowie die Legalisierung von Drugchecking. „Nur wer weiß, was er konsumiert, kann entscheiden“, erklärt die Fachfrau. Drugchecking senke die Risiken, rette Leben und öffne Wege in die Beratung und Hilfesysteme. „Als evangelische Kirche setzen wir uns auch für Menschen in schwierigen Lebenssituationen ein“, erklärt Dekan Dr. Martin Lückhoff vom Evangelischen Kirchenkreis Hanau zu dem auch das Diakonische Werk Hanau –  Main-Kinzig gehört. Er lobt das Engagement und die große Kompetenz der Mitarbeitenden, die Menschen mit einer Suchterkrankung hier helfen. „Der Weg aus einer Suchterkrankung ist nicht einfach – es ist gut, dass Betroffene ihn nicht alleine gehen müssen.“

Das Diakonische Werk Hanau-Main-Kinzig setzt sich für soziale Gerechtigkeit und die Unterstützung von benachteiligten und belasteten Menschen in der Region ein. Mit vielfältigen Angeboten hilft das Werk Menschen in Krisensituationen und fördert ihre gesellschaftliche Teilhabe – unabhängig von Herkunft, Religion oder Lebenslage. Die Arbeit reicht von psychosozialer Beratung und Suchtprävention über die Flüchtlings- und Migrationsberatung, allgemeine Sozialberatung und Schuldnerberatung bis hin zu betreutem Wohnen, Bildungsprojekten und niedrigschwelligen Alltagshilfen. Weitere Informationen zum Diakonischen Werk Hanau – Main-Kinzig erhalten Sie auf der Homepage: www.diakonie-hanau.de

Spendenkonto: Evangelische Bank eG, IBAN: DE39 5206 0410 0001 8001 08, BIC: GENODEF1EK1, Empfänger: Kirchenkreisamt Hanau, Verwendungszweck: Diakonisches Werk Hanau-Main-Kinzig.