Einfühlsame Begleiter in Ausnahmesituationen:
Notfallseelsorge Main-Kinzig sorgt für Menschen Halt und Orientierung, wenn die Welt aus den Fugen gerät.
Ein Moment, und nichts ist mehr wie es war: Um Menschen in Extremsituationen aufzufangen, gibt es die Notfallseelsorge Main-Kinzig. Neben Pfarrpersonen aus den Kirchenkreisen Hanau und Kinzigtal engagieren sich hier mittlerweile rund 50 Ehrenamtliche, um Betroffenen in akuten Krisen beizustehen. Für dieses Engagement wurde die Notfallseelsorge in diesem Jahr mit dem Sozialpreis des Main-Kinzig-Kreises ausgezeichnet.
Eine Auszeichnung, die die Empfänger sehr freut, wie Pfarrer Till Martin Wisseler, zuständig für den Bereich Notfallseelsorge im Main-Kinzig-Kreis, feststellt: „Sie macht eine Arbeit sichtbar, die sonst überwiegend im Verborgenen stattfindet.“ Denn die Notfallseelsorger und Notfallseelsorgerinnen sind immer dann im Einsatz, wenn Menschen plötzlich und unerwartet in emotionale Ausnahmesituationen geraten. Erfolglose Reanimationsversuche, ein Suizid oder das Überbringen von Todesnachrichten gemeinsam mit der Polizei gehören zu den häufigsten Einsatzgründen. Situationen, in denen sich Angehörige oft ohnmächtig und hilflos fühlen. „Wir wollen diesen Menschen in dieser ersten Zeit Orientierung und Sicherheit geben und mit ihnen gemeinsam mögliche Handlungsschritte finden und einleiten“, erklärt Wisseler. Die Notfallseelsorgenden geben Halt und stehen den Betroffenen einfühlsam zur Seite, wenn das Leben aus den Fugen geraten ist.
Alarmiert werden die Notfallseelsorge über die die Zentrale Leitstelle des Main-Kinzig-Kreises, nachdem Einsatzkräfte vor Ort einen Bedarf festgestellt haben. Nicht in jeder kritischen Situation werden die Notfallseelsorger gebraucht, manchmal tragen die sozialen Netze vor Ort. „Aber wo diese Netze fehlen oder nicht tragen, stehen wir bereit“, fasst Wisseler zusammen.
Für den evangelischen Pfarrer ist dies eine absolute Herzensaufgabe: „Wir sehen darin einen grundlegenden Dienst am Menschen“, betont er. Unabhängig von Glaube oder Herkunft der Betroffenen, für jeden, der Beistand braucht. Bis vor kurzem wurde die Notfallseelsorge im Main-Kinzig-Kreis ausschließlich über Pfarrpersonen abgedeckt. Seit fünf Jahren engagieren sich hier auch Ehrenamtliche. Eine große Bereicherung, wie Wisseler feststellt: „Die Ehrenamtlichen bringen noch einmal ganz neue Erfahrungen und Kompetenzen mit.“ Viele von ihnen bringen Erfahrungen aus Rettungsdienst, Feuerwehr, Polizei oder aus pschosozialen ausgerichteten Berufen mit, kennen die belastende Situation bei Einsätzen gut. Auf ihre neue Aufgabe wurden sie alle im Rahmen eines 120 Unterrichtsstunden umfassenden Ausbildungskurs vorbereitet, den Wisseler im Main-Kinzg-Kreis anbietet. Der nächste Kurs startet im Frühjahr 2026, Interessierte für dieses besondere Ehrenamt können sich bis Anfang Januar gerne noch bei Wisseler melden. „Wenn das Leben ins Wanken gerät, braucht es Menschen, die Halt geben“, fasst er zusammen. „Genau dafür sind wir da – leise, zuverlässig und immer dann, wenn andere es am dringendsten brauchen.“