Windecken. Steigende Kosten, sinkende Kirchensteuermittel, rechtliche Vorgaben zum Klimaschutz und Veränderungen im Nutzungsverhalten: Auf Grund dieser Entwicklungen hat die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck im Frühjahr beschlossen, dass perspektivisch 30 Prozent der kirchlichen Gebäude aufgegeben werden sollen. Eine Entwicklung, die auch vor dem Kirchenkreis Hanau nicht Halt macht. Nach umfangreicher Befragung der Gemeinden wurde hier ein Gebäudeplan erstellt, der die Zukunft der insgesamt 129 Gebäude im Besitz der 26 Gemeinden regeln soll. Dieser wurde im Rahmen der Kreissynode vorgestellt und diskutiert.
Eine Aufgabe, die allen Beteiligten nicht leicht gefallen ist, wie auch die stellvertretende Dekanin Ines Fetzer feststellte. Sie bedankte sich bei allen Mitwirkenden, die durch den hohen Rücklauf an Informationen und ihre gute Mitarbeit entscheidend zum Gelingen dieses Prozesses beigetragen haben. Egal ob Pfarrhäuser, Gemeindehäuser, Kirchen oder sonstige Einrichtungen: „Die Entscheidungen sind weitreichend und schmerzhaft. Trotzdem haben Sie es nicht gescheut“, bedankte sie sich bei den anwesenden Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Mitgliedern der Kirchenvorstände. Die Ergebnisse aus diesen Befragungen stellte Daniel Mugler, der als Berater den Gebäudekostenkonsolidierungsprozess im Kirchenkreis Hanau begleitet, vor. Der entstandene Gebäudeplan teilt sich hierbei in insgesamt drei Kategorien auf: In der ersten Kategorie finden sich 24 Gebäude, die einem sogenannten Pfarrhaus-Pool zugeteilt und künftig zentral verwaltet werden sollen. In der zweiten Kategorie finden sich 69 Gebäude, die erhalten bleiben sollen und damit eine Zukunft in den jeweiligen Gemeinden haben. Nur für diese Gebäude ist es künftig noch möglich, Anträge auf Zuschüsse zu Baukosten zu stellen. Dies soll gewährleisten, dass die finanziellen Mittel des Kirchenkreises nur für Projekte verwendet werden, die langfristig weiter zum Bestand gehören. Für entsprechende Anträge müssen deshalb verschiedene Kriterien erfüllt werden, die dies sicherstellen sollen. Die dritte Kategorie des Gebäudeplans umfasst diejenigen Objekte, die von den Gemeinden aufgegeben werden. Insgesamt 36 Bauten fallen in diese Kategorie. „Damit haben wir die Vorgaben der Landeskirche fast erfüllt“, stellt er mit Blick auf diese Zahlen fest. Die nun getroffenen Entscheidungen seien dabei aber nicht für die Ewigkeit, ergänzte er. Es sei sinnvoll, diese regelmäßig auf ihre Aktualität zu überprüfen und schlug vor, alle zwei Jahre im Rahmen der Haushaltsplanungen einen Blick auf laufende Kosten und anstehende Renovierungsarbeiten zu werfen. Zusätzlich sollte der Bauzustand der Gebäude regelmäßig überprüft werden. Um die Entscheidungsträger vor Ort hierbei zu unterstützen, bietet das Dekanat im nächsten Jahr und ggf. darüber hinaus übergreifende Treffen für die Projektansprechpartner und Vorsitzende der Bauauschüsse zum Austausch zu Gebäudethemen wie Eventmanagement, Bauen, Verkaufen, Kommunizieren von schwierigen Entscheidungen an. Auf diese Weise soll ein Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung entstehen.
Die Teilnehmer der Kreissynode stimmten sowohl dem vorgestellten Gebäudeplan sowie den Maßnahmen zur Sicherstellung eines dauerhaften Fokus auf die Gebäudesituation mit großer Geschlossenheit zu. Darüber hinaus richtete Mugler den Blick auf das Thema der energetischen Sanierung der Gebäude im Bestand des Kirchenkreises: „Wir stellen fest, dass hier durchaus Handlungsbedarf auf uns zukommt“, so der Fachmann. Er schlug vor, ein gemeinsames Projekt auf Kirchenkreisebene zu prüfen, das sich intensiv mit dieser Fragestellung beschäftigt. Auch diesem Vorschlag stimmten die Anwesenden mit großer Mehrheit zu.
Dekan Dr. Martin Lückhoff bedankte sich bei Fetzer und Mugler für ihre geleistete Arbeit: „Sie haben uns mit großer Souveränität, Fachkenntnis und Gelassenheit durch diesen Prozess geleitet. Heraus gekommen sei ein zwar schmerzhaftes aber respektables Ergebnis, dass den Gemeinden im Kirchenkreis weitere Schritte erlaubt.