Über 32 Jahre lang leitete Karin Fritsche die „evangelische Frauenhilfe“ in Dörnigheim. Zum Jahresende wurde die Leiterin verabschiedet.

Pfarrer Dr. Martin Streck blickte im Rahmen der Weihnachtsfeier die Jahrzehnte zurück, in denen Karin Fritsche als Organisatorin des Seniorenkreises der Evangelischen Kirchengemeinde Dörnigheim gewirkt hatte. Sie selbst sagte zu ihrem Rückzug aus dem Ehrenamt Anfang Januar im Gespräch: „Ich bin vor kurzem 83 Jahre alt geworden, und da stellte sich mir die Frage: ‚Was hast du dir noch so vorgestellt?‘ Da war doch unverkennbar der Wunsch, die Zeit, die mir noch geschenkt wird, freier nutzen zu können. Zum Beispiel will ich mein Smartphone besser beherrschen.“ So ganz zufrieden sei sie noch nicht ohne Frauenhilfe, gesteht Fritsche, es fehle ihr etwas. „Ich habe die Frauenhilfe mit Herz gemacht.“

In der Regel las Karin Fritsche aus dem Kasseler Sonntagsblatt, einer evangelischen Wochenzeitschrift für Kurhessen-Waldeck, die schon ihre Mutter abonniert hatte. „In der Zeitschrift gibt es meist eine Predigt, Erläuterungen zu Bibeltexten, eine kleine Andacht, aber auch viele Tipps und praktische Ratschläge zu Gesundheit, Küche und Garten. Diesen Impuls zu geben, das war mir wichtig.“ Darüber hinaus regte Karin Fritsche zu unterhaltsamen Gedächtnisspielen an, sie machte Bewegungsübungen vor, hielt und organisierte Vorträge. Nicht zuletzt hatten die Frauen Spaß an Gesellschaftsspielen und kamen auch gerne ins Gespräch. „Bingo wird beispielsweise gerne gespielt. Wir trinken immer zusammen Kaffee, jede der Damen bringt mal was mit.“
Zu Veranstaltungen, zu Faschings- oder Weihnachtsfeiern wurde der Raum zusätzlich mit Luftballons geschmückt hat oder mit Adventsgestecken. Zum Geburtstag gab es für die Frauen Blumen. „Keine Schnittblumen! Nur im Topf.“, betonte Fritsche. Auch zu Hause bleiben die Blüten im Garten, den die agile Seniorin liebevoll pflegt. Noch schneidet sie auf den Knien die Rasenkante.

Seit Anfang der 1970er-Jahre leben Karin und Jürgen Fritsche, die seit 1964 verheiratet sind, in ihrem Dörnigheimer Reihenhaus. In der nahen Metropole Frankfurt machte die Maintalerin eine Ausbildung zur Bankkauffrau und arbeitete in diesem Beruf über 40 Jahre lang. Als ihr Sohn geboren wurde, blieb Karin Fritsche eine Weile zu Hause. In dieser Zeit probierte die „Hausfrau“ von Ikebana über Teppiche knüpfen bis Makramee so einiges an Freizeitaktivitäten aus. Schließlich entdeckte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann das Wandern. Große Touren in der Gruppe, Inselumrundungen auf Korsika oder Bergsteigen in den Alpen zählen ebenso zu den schönen Urlaubserinnerungen wie das Wandern durch die Wüste, auf Ziegenpfaden in der Türkei oder entlang der Chinesischen Mauer. Kleine und große Andenken erinnern an die Reisen in alle Welt. „Immer wenn ich ein Stück in die Hand nehme, denke ich an den Urlaub“, sagte Fritsche. Auch in Deutschland haben sich Fritsches nach Karte viele Strecken in Etappen erwandert, von Flensburg bis Genua etwa oder den Limesweg. „Beim Wanden bin ich frei“, meinte Karin Fritsche, die zuletzt bei Eis und Schnee in der Rhön unterwegs war.
Dass sie 2020 mit einem Baum im Frauenhain für ihren ehrenamtlichen Einsatz geehrt wurde, freut die naturverbundene Maintalerin ganz besonders.

Zum kirchlichen Ehrenamt kam Karin Fritsche, als die damalige Pfarrerin Teichmann-Keim sie fragte, ob sie sich die Leitung des Seniorenkreises vorstellen könne. Seit November 1991 organisierte sie jeden Montagnachmittag den Seniorenkreis der Frauenhilfe. Zurzeit treffen sich etwa ein Dutzend Frauen, anfangs waren bis zu 40 Personen im Raum. Noch steht der Keller voll mit Deko-Material. „Ja, ich muss noch aufräumen. Es ist vieles liegen geblieben.“, seufzte Karin Fritsche ein wenig. „Ich muss mich erst noch sondieren.“

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  • Karin Fritsche: Pongratz