Liebe Leserinnen und Leser,

Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, Ostersonntag, Ostermontag – ein Reigen von Festtagen, Traditionen von Grüner Soße, Fischessen, Osterfeuer, Eiersuchen, Osterlamm und Spaziergängen durch neues Grün. Kar und Ostertage – für mich sind es Sehnsuchtstage:

Ich sehne mich, wenn das Grün am Abend noch duftet und schimmert, bei Brot und Wein aus einem Kelch, geteilt, vergossen. Wir sind in Erinnerung an Jesu letzte Stunden versunken. Ich sehne mich nach einem Tisch, nach einem Mahl, nach Nähe und Gemeinschaft, die aushält, dass nicht alles wohlig-rosig-sanft und gemeinschaftsleicht ist. Nach einer Gemeinschaft, die da ist trotz Menschlichem, allzu Menschlichem – Missgunst, Neid, Verrat, Verleugnung – ich sehne mich nach Gründonnerstag.

Ich sehne mich in der dunkelsten Stunde, zwischen Jesu Durst und Schrei: „Wozu mein Gott, wozu hast du mich verlassen?“ Da sehne ich mich zwischen Kriegssplittern und Leid am Krankenbett, da sehne ich mich danach, zu bleiben, da zu sein. Ich will nicht im warmen Sessel sitzgeheizt bleiben, sondern unten am Sockel vom Kreuz Jesu stehen, klagen mit den Frauen, schreien ob des Leids in dieser Welt. Ich sehne mich nach Karfreitag.

Ich sehne mich am stillen Tag nach Pause. Nur noch Vogelgesang – kein Glockenklang – ist zu hören. Ich will lauschen auf innere Stimmen: Pause haben vom Rennen, vom Laufen, vom Sorgen, von der Last der Welt. Stille, Stille, die bleibt, wenn die Glocken schweigen, fast unhörbar leise in unserer lauten Welt. Ich sehne mich nach Friedensruhe – und wenn es nur dieser Tag ist, bis abends das Feuer brennt und knackt und lodert – ich sehne mich nach Karsamstag.

Ich sehne mich danach, aufzustehen, denn ich will mich mit dem Unrecht nicht zufrieden geben. Bleib ich liegen, so bleibt es beim Alten, doch der Stein ist fortgerollt und das Grab ist leer – etwas ist anders. Es ist Zeit aufzubrechen. Der Schein vom Feuer leuchtet in den neuen Morgen und dieser Morgen ist neu, es ist Ostern. Ich sehne mich nach Ostern.

Ich sehne mich das Brot zu teilen, ich sehne mich am Kreuz zu klagen, ich sehne mich nach Stille, ich sehne mich nach Licht und dem offenen Grab. Und sehne ich mich noch so sehr – so ist’s schon längst Ostern um mich her.

So teilen Sie, feiern sie, klagen Sie, schweigen Sie und sehnen Sie sich – denn Christus ist auferstanden – Frohe Ostern.

Ihre Pfarrer*innen
Maraike Heymann und Tobias Heymann