Man kann darüber streiten, ob mit dem Tod alles aus ist oder ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Überraschenderweise lässt aber das Theaterstück „Jesu Auferstehung“ des Ostheimer Konfirmandenkurses genau diese Diskussion aus. Stattdessen interessiert sich die junge Schauspielergruppe dafür, ob man denn überhaupt die Auferstehung erkennen würde, wenn sie sich vor den eigenen Augen ereignet. Vorlage dieses Theaterprojekts der Ostheimer Konfirmanden war die biblische Geschichte aus dem Johannesevangelium, die vor allem Maria in den Blick nimmt. Maria steht vor Engeln am Grab Jesu, wundert sich aber nicht darüber. Sogar Jesus selbst redet mit ihr, während sie ihn mit einem Gärtner verwechselt. Ein Reporter befragt sie gleich zu Beginn des Stückes, wie denn ein Gärtner aussieht und ob Jesus Arbeitskleidung anhatte. Es stellt sich heraus: Da die Leinenbinden des Leichnams im Grab verblieben waren, hatte Jesus wohl nichts an, als er vor Maria stand. Auch das scheint sie nicht verwundert zu haben.
Damit ist gleich zu Beginn der Blick des Publikums geschärft: Maria gehört zu den Menschen, die sich an ihre Standpunkte klammern, um nicht von der völligen Neuartigkeit eines Ereignisses verstört zu werden, das aus dem Rahmen fällt. Fünf Engel kreisen vor Maria, um ihre Augen wachzurütteln. Jesus vermehrt Brot vor ihren Augen. Sie aber wiederholt ihre Position im regelmäßigen Kehrvers, dass sie lieber nach dem verschwundenen Leichnam sucht, als den Auferstandenen zu sehen.
Irgendwann kippt die Situation, und plötzlich glaubt Maria beides, dass Jesus vor ihr steht und dass er nicht auferstanden sein konnte. Gierig jagt sie ihn durch die Ostheimer Kirche, um ihn zu umarmen, während er abwehrt: „Man fasst Auferstandene nicht an!“. Bis sie ihn schließlich erkennt, liegen offenbar Grauzonen, die nicht erklären, wie man von der eigenen alten Anschauung auf eine neue Erkenntnis gestoßen wird.
Das Stück ist schrill konzipiert und leidenschaftlich gespielt. Zugleich gibt es zu denken. Die Ostheimer Konfirmanden lenken die Aufmerksamkeit auf die blinden Flecken unserer modernen Weltanschauung: Im Zeitalter globaler Datenbanken und universalen Wissens ist der Mensch nicht vorbereitet auf Überraschungen, die nicht ins eigene Weltbild passen.
Eine abschließende Erklärung für die Auferstehung der Toten bekommen die Zuschauer aber nicht. Alle Rollen treten in der Schluss-Szene auf und äußern völlig unterschiedliche Vorstellungen, wie Tote wieder zum Leben erweckt werden können. Manche Aussagen sind sehr anschaulich, manche beziehen sich auf Marias Erfahrung, und manche bleiben philosophisch tastend: „Man bekommt nichts mit. Es passiert einfach so.“ Wie immer dieses neue Leben anfangen kann: Beim Publikum bleibt die Ahnung zurück, dass man das ewige Leben verpassen kann, wenn man nicht für Neues bereit ist.