„Gott ist Fantasie“ – wer das hört, positioniert sich. Sagt: Genau, ausgedacht ist das alles! Oder sagt: Auf keinen Fall, Gott ist das, woran ich mich festhalte. Gewissheit in schweren Zeiten. Aber je nachdem, wer diesen Satz äußert, kann noch viel mehr dahinter stecken…
Wir möchten Sie einladen auf eine Entdeckungsreise in die eigene Fantasie zu gehen: Was da alles möglich ist, Schönes und Schreckliches! Manches, was wir besser gar nicht aussprechen wollen vor anderen. Oder nur ganz bestimmten Menschen anvertrauen. Fantasie ist unübersichtlich, kommt manchmal aus dem Nichts, abends kurz bevor die Träume beginnen. Dann wieder ist Fantasie ganz konkret: Es tun sich in meinem Kopf Lösungen für Probleme auf. Und wenn ich Fantasietiere und -monster
für ein Kind zeichnen soll, ist das kein Problem, im Gegenteil. Und noch mehr staune ich, wenn ich sehe, was der Fantasie von anderen – von kleinen und manchmal auch von großen Menschen – entspringt.
„Gott ist Fantasie“, das heißt für uns nämlich: Gott erschafft diese Welt – und er ist immer noch dabei, zum Beispiel, wenn eine Schildkröte aus dem Ei schlüpft, wenn ein Mensch eine Idee hat, wenn irgendwo ein neuer Stern aufgeht. „Gott ist Fantasie“, das heißt für uns auch: Diese Welt ist nicht alles, was ist. Sie kann verändert werden und in ihr lebt die Sehnsucht. Eine Sehnsucht, deren Erfüllung immer feiern wir wieder – an Ostern, an Weihnachten – auch wenn noch so viel aussteht.
In der Bibel heißt es immer wieder, wir können Gottes Angesicht nicht sehen. Ja, es wäre mit dem Leben, mit dem Mensch-Sein nicht einmal mehr vereinbar, wenn wir Sein Angesicht sehen würden. Dazu haben viele Menschen sich ihre Gedanken gemacht. Ausgehend von der Fantasie würden wir sagen: Die grenzenlose Kraft der Fantasie zu schauen, zerstört das, was sie vermag. Sie wäre festgeschrieben, starr und wir würden mit ihr erstarren.
Der lebendige Gott, Quelle und Ursprung allen Lebens, ist für uns nicht Fantasie, weil er gegenüber zur „wirklichen Welt“ nicht real wäre. Sondern er ist Fantasie, weil er Leben schenkt, über dem Tod nicht das letzte Wort lässt und vitaler ist als die starren Bilder von ihm, die wir uns machen.
Wir wünschen Ihnen eine gute Woche – mit dem einen oder anderen Blick für das Fantastische!
Ihre Pfarrer*innen
Maraike und Tobias Heymann