Johannes, der Täufer hat Jesus im Fluss Jordan getauft. Selbst die kritischsten Forscher und Forscherinnen des Neuen Testaments halten fest: Jesu Taufe gehört zu den Punkten der Lebensgeschichte Jesu, die historisch sicher und durch zahlreiche Schriften gut belegt sind. Sie nehmen an: Am Anfang war Jesus ein Johannes-Jünger.
Johannes hat die Menschen mit durchaus drastischen Worten aufgefordert umzukehren: „Ihr Schlangenbrut …“ (Mt 3,7). Die Menschen sollten sich nicht mehr darauf verlassen, dass Gott ihnen sowieso schon gnädig ist, sondern ihr Tun und Lassen über-
denken. Für diese Umkehr sollte die Taufe ein Zeichen sein. Außerdem hat Johannes einen angekündigt, der noch kommt, der größer ist als er. Einer, der nicht nur mit Wasser tauft, sondern mit dem Heiligen Geist und mit Feuer. (Mt 3,11) Ein Richter? Und in der Bibel erfahren wir, dass sich Johannes gar nicht so sicher war, ob es sich dabei um Jesus handelt (Mt 11,3).
Jesus stimmte Johannes‘ Predigt wohl im Grunde zu. Aber sein eigener Fokus lag dann doch etwas anders: Das Reich Gottes kommt, ja, aber dabei steht nicht das Unheil im Mittelpunkt, sondern dass es Gott gut meint mit den Menschen, die zu ihm kommen.
Jesus selbst hat nicht getauft, aber die ersten Christinnen und Christen. Das war nicht mehr die Taufe des Johannes im Jordan, sondern die Taufe im Namen Jesu Christi. Religionsgeschichtlich kann man sagen: Die Johannestaufe wurde christianisiert. Und das ist auch nichts Schlechtes: Die Wege, auf denen Menschen nach Gott suchen und Gott finden, sind vielfältig. Sie sind abhängig von den Umständen, unter denen Menschen leben. Die Johannestaufe ist nicht einfach ein minderes Vorgängermodell, noch ist sie das reine Urbild, zu dem wir zurücksollten.
Auch heute noch sagen wir am Taufbecken, wenn ein Kind (oder ein*e Erwachsene*r) getauft wird:
„Ich taufe dich auf den Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das bedeu- tet: Du gehörst zu Gott und du bist Gottes Kind. Auch wenn du groß wirst und zweifelst und fragst und vielleicht ganz andere Wege gehst: Gott sieht dich liebevoll an.
Und für diesen Zuspruch braucht es Wasser? Wenn nach Johannes der kommt, der nicht mit Wasser, sondern mit dem Heiligen Geist tauft, dann bräuchte es doch dieses Ritual gar nicht oder doch? Haben sich womöglich schon die ersten Christen und Christinnen nicht konsequent genug von Johannes und seiner Taufe abgewendet? Forscher und Forscherinnen des Neuen Testaments sagen: Genau deswegen sind wir uns bei der Taufe Jesu historisch so sicher. Die Taufe hatte von Anfang an in den christlichen Gemeinden einen so hohen Stellenwert, weil Jesus selbst von Johannes mit Wasser getauft wurde. Nicht weil er selbst getauft hätte, sondern weil Gott zu ihm gesagt hat: Du bist mein geliebter Sohn (Mt 3,17).
Und in diese „Familie“ nimmt die Taufe uns mit hinein. Christen und Christinnen glauben: Wir sind die Söhne und Töchter unserer Eltern und wir kommen aus bestimmten Kulturen – aber wir sind auch Söhne und Töchter Gottes. Wir sind nicht nur abhängig von den Umständen, sondern angesehen und wertvoll. Wir sind nicht nur bestimmt durch das, was wir selber schaffen, sondern auch durch Gottes Zusage: Du bist mein geliebtes Kind.
Heute erinnert oft eine Taufkerze an dieses Versprechen, noch vor wenigen Jahrzehnten war das unüblich (Die Wege, auf denen Menschen nach Gott suchen und Gott finden, sind vielfältig und ändern sich…). Was erinnert Sie daran, dass sie angesehen und wertvoll sind?
Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Woche!
Ihre Pfarrer*innen Maraike und Tobias Heymann