Ein Kind mit Schiebermütze, blonden Haaren und etwas Schmutz von der Straße im Gesicht kommt eilig in die Wohnung gestolpert – und steht vor einem fremden Herrn mit akkurat geschnittenen Koteletten. Dieser Herr verneigt sich: „Das also ist der kleine Lord Fauntleroy.“ So nimmt die Geschichte fahrt auf – die Geschichte eines der bekanntesten Weihnachtsfilme. Haben Sie ihn dieses Jahr den “Kleinen Lord“ gesehen? Manche Dialoge können wir mitsprechen: „Die Welt ist sicher ein ganzes Stück besser geworden, weil du gelebt hast Großvater“, so Cedric, der kleine blonde Junge aus einfachen Verhältnissen, der seinen Großvater, den steinreichen, alten und vor allem missmutigen Aristokraten, beerben wird. Ganz im Handumdrehen macht Cedric natürlich in seiner herzlichen zugänglichen Art aus dem Griesgram von Großvater einen liebenswerten Menschen, weil er überzeugt vom Guten in ihm ist. Am Ende steht das opulente Weihnachtsmahl in der großen Halle und alle sitzen an einem Tisch.

Weihnachten – alles wird anders. „Der Kleine Lord“ – der Fernsehschlager von 1980 ist eine Weihnachtsgeschichte: Im Angesicht eines Kindes verändert sich die Welt. Aber eigentlich bleibt, außer das ein Griesgram nun Konserven-Kicken auf dem Schlosshof spielt, alles beim Alten: Die Herrschaft von Geburt an bleibt auf dem Thron, das Schloss, die Trutzburg und die Stände bleiben gewahrt, selbst im Angesicht der Krippe im Weihnachtsgottesdienst. Dabei ist Weihnachten doch gerade was anderes: Alles wird anders, weil dieser König, Christus in der hintersten Ecke einer Provinz zur Welt kommt, weil kein Stand hier noch zählt und Hirten neben den Königen knien, weil unklare Familienverhältnisse vorliegen, weil eine junge Frau Gott geboren hat und weil Gott die Gewaltigen vom Thron stößt. So wird Weihnachten.

Also, den „Kleinen Lord“ nun nicht mehr schauen? Doch, natürlich, gerne und mit Freuden – nur wissen, vor Gott, vor der Krippe: Da stehen erstmal ganz andere in erster Reihe als Earls und Lords. Und die künden von dem Wunder so unglaublich, dass es selbst eine wundervolle Geschichte ist: Es begab sich zu der Zeit, dass ein Gebot ausging von Kaiser Augustus – und der Engel rief: Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus! Erzählen Sie von diesem Wunder und, vielleicht noch wichtiger, lassen Sie sich von diesem Wunder erzählen – und warum nicht auch mit der Geschichte vom „Kleinem Lord“.

Wir wünschen Ihnen und Ihren Lieben: Frohe Weihnachten.

Ihre Pfarrer*innen Maraike Heymann und Tobias Heymann

Foto: John Sutton / Belvoir Castle seen from Woolsthorpe by Belvoir / CC BY-SA 2.0