Liebe Gemeinde,

zuerst dürfen wir uns vorstellen: Heute schreiben Ihnen Maraike und Tobias Heymann, seit wenigen Tagen Pfarrer*innen in den Evangelischen Gemeinden Gronau und Niederdorfelden, vor zehn Tagen aus Kassel nach Gronau gezogen. Am Sonntag werden wir im Gottesdienst in Niederdorfelden vorgestellt. Darauf sind wir natürlich schon gespannt und freuen uns.

Apropos ‚freuen‘:

Der Predigttext für den Vierten Advent aus dem Brief des Paulus an die Philipper scheint in diesem Jahr wie für uns und unsere Situation gemacht zu sein… Der Anfang lautet:

4Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!

5Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!

Wenn Weihnachten beginnt, dürfen wir einen Neubeginn feiern – dieses Jahr heißt es für uns nicht: „Alle Jahre wieder“, sondern eher „Es ist für uns eine Zeit angekommen“. Wir lernen Schritt für Schritt die Gemeinden Gronau und Niederdorfelden kennen und freuen uns über die großen und kleinen Neuentdeckungen. Wir freuen uns auf den Neuanfang, im Beruf und als Familie mit unseren zwei Kindern. Dieses Jahr fällt es uns daher leicht, uns auf Weihnachten zu freuen.

Freude und Weihnachten sind ja nicht nur in diesem Predigttext eng miteinander verzahnt, sondern auch kulturell. Strahlende Kinderaugen, überraschte Gesichter beim Öffnen eines Pakets, das frohe Wiedersehen mit der Familie… all dies lässt sich seit Wochen auf unzähligen Bildern und Werbungen beobachten. Und wir sollen und wollen ja auch anderen Freude schenken – das muss man ja gar nicht schlecht reden. Umgekehrt heißt das dann aber auch: Wir sollen und wollen uns freuen; und an dieser Stelle wird es schwierig. Kann ich mir vornehmen mich zu freuen? Kann (oder darf) ich es meinen Kindern beibringen sich über liebgemeinte Geschenke zu freuen? Kann ich mich – wie es der Bibeltext tut – dazu auffordern lassen, mich zu freuen? Eigentlich ist doch jede Freude dahin, wenn ich zu hören bekomme: „Jetzt sind wir schon hier – jetzt freu dich bitte auch mal!“

Was kann das für eine Freude sein, von der im Predigttext die Rede ist? Zeigen die Adressaten und Adressatinnen des Briefes etwa zu wenig Begeisterung, so dass Paulus ihnen: „Ihr wisst doch von Jesus Christus – jetzt freut euch endlich!“ zurufen muss? Wie sieht Freude aus, wenn sie nicht aufgesetzt ist oder schlicht zum guten Ton gehört, sondern aus vollem Herzen kommt? Gibt es so etwas wie heilsame Freude? Freude, bei der einem von innen warm wird? Wie hört sich Freude an, die Schweres löst? Sicherlich nicht wie eine Aufforderung oder eine Ermahnung. Vielleicht kann man die Wiederholung „Und abermals sage ich euch: Freuet euch!“ auch als immer neue Erinnerung an die verheißene Freude verstehen. Im Sinne von: „Ihr dürft euch freuen!“

Wir wünschen Ihnen deshalb als vorweihnachtliche Freude nicht das große Konzert an festem Glauben, unverbrüchlicher Liebe und starker Hoffnung, sondern:

  • liebe Menschen, die an Sie denken,
  • Vorbereitungen auf das Fest, die Ihnen gut von der Hand gehen,
  • Zuversicht beim Blick auf das neue Jahr
  • und das Vertrauen, dass Sie sich auf das, was kommt, freuen dürfen.

Und wir freuen uns darauf, Sie in den nächsten Tagen und Wochen kennen zu lernen!

Herzliche Grüße und einen gesegneten Vierten Advent

Ihre

Maraike Heymann und Tobias Heymann