Sonntagsgruß für den vorletzten Sonntag des Kirchenjahres, 13. November 2022
Die Kirche hat schon immer Bilder vom Weltuntergang verbreitet. Am Ende aller Tage, dann, wenn Gott sein Gericht über die Erde kommen lässt, wird Heulen und Zähneklappern sein, wird es Mord und Totschlag geben, Krieg und Gewalt. Und mit diesen Bildern hat die Kirche über viele Jahrhunderte den Menschen gehörig Angst eingejagt. Der Hintergedanke war allzu oft, dass man die Gläubigen zu willfährigem Verhalten bringen wollte. Sie sollten sich so verhalten, wie es die Kirche vorschreibt, um, wenn möglich, das Gericht Gottes abzuwenden oder zumindest nicht zu grausam werden zu lassen.
Natürlich finden sich diese Vorstellungen vom Gericht Gottes in der Bibel. An mehreren Stellen wird ausgemalt, was am Ende aller Tage Grausames passieren wird. Allerdings waren solche apokalyptischen Bilder vor 2000 Jahren, als unser Neues Testament entstanden ist, geradezu in Mode. Man betrachtete vieles, manchmal sogar das ganze Leben, als entweder gut oder böse. Zwischentöne gab es kaum. Und da ist klar, dass ein Gericht, das über die Menschen kommt, böse und gewaltsam sein dürfte.
So zu denken fällt uns heute schwer, auch wenn uns Bilder von Krieg, Zerstörung und Gewalt nur allzu vertraut sind. Aber die verbinden wir nicht mit Gott, sondern mit uns Menschen und der Brutalität, mit der Menschen miteinander umgehen können. Von Gott jedoch erhoffen wir Frieden und Wohlergehen.
Und diese Vorstellung, dass Gott uns in die Seligkeit, in Heil und Wohlergehen führt, steht genauso in der Bibel. Wenn Gott irgendwann Gericht halten wird, dann heißt das ja nicht automatisch, das die Erde im Feuer vergeht. Es kann genauso gut ein neues Paradies anbrechen. Was jedoch geschieht, das wissen wir Menschen nicht und darauf haben wir auch keinen Einfluss. Denn allein Gott entscheidet, wie es wird und wann es geschieht und ob es überhaupt eintritt. Mit dieser Ungewissheit müssen wir uns abfinden.
Wir müssen also nicht in Angst erstarren, weil das Ende der Welt bevorsteht. Wir brauchen auch nicht die Hände in den Schoß legen, weil wir ohnehin nichts ändern können. Denn wir leben ja, jetzt und hier und heute. Und der Weltuntergang steht nicht wirklich direkt bevor.
Jesus sagt, dass Gott die Böcke von den Schafen scheiden wird, dass er darüber urteilen wird, wer seinen Willen getan hat und wer nicht (Matthäus 25,31-46). Da ist es dann nicht gleichgültig, wie wir uns verhalten. Denn keiner weiß, ob Gott nicht doch über uns urteilt. Und da ist man doch besser auf der sicheren Seite.
Mit besten Wünschen
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn
Wir laden herzlich ein zum Gottesdienst um 10.00 h in die Kirche in Gronau.