Der November gehört für viele Menschen sicher nicht zu den Lieblingsmonaten des Jahres. Es ist kalt, oft regnerisch und neblig und das Sonnenlicht kann sich gar nicht richtig gegen die trübe Witterung durchsetzen. Eine Zeit, die meist nicht zu ausgedehnten Spaziergängen einlädt und daher bei einigen Menschen dazu führt, dass sie sich zu Hause einigeln und traurigen oder grüblerischen Gedanken nachhängen. Dazu passend läutet der November auch das Ende des Kirchenjahres mit seinen Gedenktagen und dem Ewigkeitssonntag ein. Wir gedenken in diesen Gottesdiensten unserer Verstorbenen, richten die Gräber für die kalte Jahreszeit und versuchen, mit unseren Gedanken, Ängsten oder Trauer zu leben. Dies ist in der dunklen Jahreszeit aber viel schwerer als z.B. in den hoffnungsfrohen Frühlingsmonaten. Das fehlende Licht in den Wintermonaten führt oft zum Stimmungstief, dem sogenannten Novemberblues. Zu der eher depressiven Stimmung gesellt sich auch große Sehnsucht mit der Frage: „Wann wird das Traurige und Dunkle ein Ende haben?“ Unser Sehnsüchte sind vielfältig: Sehnsucht nach Licht und Leben, nach Orientierung, nach Heilwerden und Heil, Sehnsucht nach Fülle und Vollkommenheit, nach letzter Gewissheit.
Sicher haben die Menschen damals auch aus diesen Sehnsüchten heraus Jesus gefragt: „Wann kommt das Reich Gottes?“ Denn das, was wir hier im Erdenleben sind und tun und haben, kann doch nicht alles sein. Es muss doch noch mehr geben.
Jesus kennt die Sehnsüchte der Menschen, aber er kann sie nicht von jetzt auf gleich stillen. Mit seiner Antwort gibt er den Menschen seiner Zeit, aber auch uns, viel zu denken. Er sagt: „Das Reich Gottes ist schon da, es ist mitten unter euch.“ Man kann es nicht aus der Distanz betrachten, aber wo es sich ereignet, wird man erleben, dass man mittendrin ist. Und dass es sich ereignet, kann auch kein Mensch veranlassen. – Wenn es geschieht, ist es ein Geschenk.
Vielleicht kann man sich das Reich Gottes mitten unter uns so vorstellen, als ob eine Tür für einen kleinen Zeitraum einen schmalen Spalt breit geöffnet wird und warmes, helles, freundliches Licht heraus scheint auf das eigene Leben. Es ist wie ein kurzes, kleines Aufblitzen, das die Sehnsucht nach dem ganz Großen, das uns verheißen ist, immer wieder anfacht. Da gibt es ein gutes Gespräch mit Freunden, eine tröstende Hand am Krankenbett, ein Hoffnungslicht im Dunkel der Trauer, ein gemeinsames Abendessen oder ein Hilfsangebot an einen Nachbarn, der alleine ist. Wir können mit diesen kleinen Gesten schon ein Stück vom Reich Gottes erblicken. Wenn wir nicht nur auf uns alleine schauen, sondern auf unsere Nächsten.
Denn dann öffnet sich die Tür zum Reich Gottes immer wieder einen Spalt breit. Dann hat der Novemberblues kaum mehr Bedeutung für uns. Wo Menschen sich gegenseitig achten und miteinander teilen, was sie haben, da leuchtet das Reich Gottes auf, jetzt und hier und mitten unter uns. Amen
Einen gesegneten Sonntag wünscht Vera Schwarz
Der Zeit der Trauer werden wir im Café der Erinnerungen am Samstag von 10-12 Uhr im Gemeindezentrum Niederdorfelden Raum geben. Und die Trubelkirche lädt am Sonntag um 16 Uhr auch ins Gemeindezentrum zum Thema „Kummer und Trost“ ein. Herzliche Einladung.