Sonntagsgruß für das Erntedankfest, 2. Oktober 2022

„Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.“ So beginnt das ganz bekannte Lied, das fast immer am Erntedankfest in den Kirchen gesungen wird. Dahinter steht eine lange Erfahrung, die Menschen schon immer gemacht haben: Wir können die Pflanzen zwar säen und umhegen, aber ob sie wachsen und ordentliche Früchte bringen, darauf können wir nur hoffen. Es ist die Natur, die dies steuert, nach der die Prozesse des Wachstums ablaufen. Und auch wenn die Agrartechnik heute umfangreiche und ausgefeilte Methoden bietet, bringen die allein keine einzige Frucht hervor. Es ist die Natur, die alles wachsen lässt. Oder, wenn wir es mit kirchlichen Worten formulieren: Gott.

Das wussten Menschen schon immer. Und oft haben sie auch hautnah spüren müssen, dass sie selbst am Wachstum nichts tun können. Immer dann nämlich, wenn es eine Missernte gab, bedeutete das Hunger und Elend. Deshalb wurden in eigentlich allen Kulturen Erntedankfeste gefeiert. Sie sind keine christliche Erfindung. Und oft hat man allerlei Götter gnädig zu stimmen versucht, damit die Ernte sprießt.

In der Bibel ist aber ganz deutlich davon die Rede, dass es unser einer Gott ist, der die Ernte gedeihen lässt. Er ist unser Schöpfer, der nicht nur uns, sondern die ganze Welt geschaffen hat. Und er ist es auch, der den Lauf der Welt in Gang hält. Damit füllt er unsere Tische und Vorratsbehälter. Und dafür sagen wir Dank, mindestens einmal im Jahr, am Erntedankfest, das darum bewusst am Ende der Vegetationsperiode steht.

Allerdings kann es leicht passieren, dass man diesen Zusammenhang vergisst. In unserer technisch geprägten Welt meinen viele, Gott nicht mehr zu brauchen, gerade weil die Agrarwissenschaft so weit fortgeschritten ist. Die Pflanzen wachsen auch ohne Kirche und Glaube, so scheint es. Solange das funktioniert, gibt es kaum Anlass, daran zu zweifeln.

In diese Falle sind Menschen aber auch früher schon getappt. Mehrere Jahre hintereinander eine gute Ernte, da kann Gott in Vergessenheit geraten. Deshalb gibt es schon in der Bibel Ermahnungen, den Dank an Gott nicht zu vergessen. Denn er hat sich ja auch bei anderen Gelegenheiten als der gezeigt, der sein Volk behütet, es rettet und ihm sein Auskommen sichert (5. Mose 8,7-18).

Das erinnert auch uns wieder einmal daran, wem wir all unser Auskommen zu verdanken haben: nicht uns selbst oder der Wissenschaft, sondern Gott, unserem Schöpfer. Und deshalb schmücken wir am Erntedanktag den Altar und sagen ihm in einem Gottesdienst von Herzen Dank.

Mit herzlichen und dankbaren Grüßen
Ihr Pfarrer Michael Ebersohn

Wir laden herzlich ein zum Familiengottesdienst um 10.00 h in die Kirche Niederdorfelden.